Leben wir in einer Matrix?
26.12.2013 um 18:09
Die Babylon Matrix
Um das Jahr 600 v.Chr. begann ein Experiment, das bis heute einzigartig ist und dessen Folgen auch heute noch, in anderer Form, vorhanden sind. Der Jerusalemer Tempel wurde zerstört und die Juden wurden in das Babylonische Exil weggeführt. Wenn wir der Bibel glauben, wollte Gott sie damit züchtigen. In Babylon erwartete sie aber keineswegs die Hölle sondern sie bekamen eine prächtige Stadt zu sehen, in der es sich auch gut leben ließ, sofern man sich anpasste. So etwas gigantisches hatte außerdem vorher noch kein Jude gesehen, dagegen war Jerusalem ein mickriges Dorf.
Der Aufenthalt war also auch als Glaubensprüfung gedacht: würden sie ihren Glauben verlieren und die babylonische Lebensweise mit deren Göttern annehmen oder würden sie ihre Identität behalten und darauf warten, bis Gott sie aus dieser Stadt befreit und in ihr Land zurückbringt?
Viele entschieden sich für den Glauben, und so festigte sich in dieser Stadt sogar ihre Identität. Es wurden lebhafte Diskussionen geführt und religiöse Werke wie der Talmud entstanden. Das Ziel dieser Juden war ganz klar, man wollte dort nicht für immer bleiben, sondern man sah den Aufenthalt als Strafe Gottes an und wartete darauf eines Tages wieder die Heimat zu sehen. Dafür musste man sich aber vor Gott bewähren und das jüdische Profil schärfen, das es ja vorher in der Form noch nicht gab. Da dürften erst wenige Gesetze bekannt sein, u.a. die 10 Gebote. Man nimmt aber auch an, dass das sogenannte Deuteronomium, im Exil geschrieben wurde, und nicht wie offiziell angegeben Moses der Autor ist. Damit entstand also erst hier ein umfassendes Regelwerk, das die Identität der Juden als ein Volk festigen sollte, man dachte dabei sicher an eine glänzende Zukunft, nachdem man sich in der Fremde bewährt hat und wollte die Grundlage dafür schaffen, alte Fehler nicht nochmal zu wiederholen, damit man nachfolgend ein Reich errichten kann, das für immer Bestand hat.
Das sei also zu den vorbildlichen Juden gesagt. Es gab aber auch solche, die ihren Glauben im Exil verloren haben, weil dieser entweder sowieso nie so fest war, oder weil sie ihn nach und nach verloren haben, denn 70 Jahre sind eine ganz schön lange Zeit. Diese Juden dienten ab sofort der Sache Babylons und ihren Göttern, und sie brauchten auch keine Sorge zu haben, denn vielleicht hatten ja auch ihre Götter recht, denn dieses Babylon war um einiges glanzvoller und größer als das ihre Heimat war. Vielleicht lag JHWH ja falsch und in Baal gibt es alle Segnungen und ewiges Leben. Diese Juden erlagen der Verführung und hatten vielleicht ein schöneres Leben als die, welche Babylon ablehnten. Denn sie konnten jetzt rauschende Feste feiern mit Musik und schönen Frauen, und konnten eine neue interessante Religion annehmen, von der sie vorher noch nichts gehört hatten aber wer damals neugierig war, der interessierte sich eben auch schon damals stark für fremde Kulturen.
Babylon muss also zu der damaligen Zeit das Prächtigste gewesen sein, was man sich überhaupt vorstellen konnte. Manche Juden sahen also den vorläufigen Gipfel von dem, was damals möglich war und wollten nicht mehr zurück. Denn das konnten sie sich in ihren kühnsten Träumen nicht vorstellen.
Immerhin behielten nicht wenige Juden in dieser Stadt auch nach 70 Jahren ihre Identität. Babylon hatte sein Ziel, das Judentum in dieser Großstadt vollkommen zu assimilieren also nicht erreicht (und nachdem erstmal das versucht wurde, gingen sie dann wohl dazu über, die Juden umzubringen, und waren damit vielleicht die Erfinder des Antisemitismus, aber sie konnten sie auch auf diese Weise nicht ausmerzen).
Folglich wurden die Juden wie versprochen nach 70 Jahren wieder in die Heimat zurückgeführt, weil die Perser, die neuen Herren Babylons, das möglich machten. Aber nicht alle Juden wollten zurück, nur diejenigen die Gott dienen wollten.
Die anderen Juden entschieden sich dafür in Babylon zu bleiben (und haben darüber hinaus auch vergessen dass sie Juden waren). Sie erlagen der Verführung und Babylon wurde für sie zum Verhängnis. Nun wurde der Strick zugezogen und es gab kein Entrinnen mehr. Denn das Babylonische Exil war auch ein Experiment, das das Licht von der Finsternis trennen sollte.
Die Juden, die sich weiterhin an Gott hielten wurden ins gelobte Land zurückgeführt und behielten ihr Licht. Den Juden, die in Babylon blieben wurde ihr Licht dagegen genommen und eine Finstenis brach über sie herein. Obwohl in Babylon die Sonne am Mittag hell leuchtete und Babylon wohl immernoch so ausgesehen hatte wie früher, war der Glanz nun weg.
Damals muss es so ausgesehen haben, dass nicht nur die ungläubigen Juden sondern viele Völker in dieser Dunkelheit lagen. Hochentwickelte Kulturen wie Griechen und Perser waren aber davon ausgenommen, diese herrschten ja ab sofort und die Juden, die ungläubig geworden sind und sich den weltlichen Verführungen hingegeben hatten, mussten sich nun von ihnen beherrschen lassen. Das war vielleicht die größte Schmach, denn diese Juden wollten Gott wieder finden weil sie nun sicher glaubten dass es nur einen Gott geben konnte, der sie aber für einstige Sünden bestraft hat. Er ließ sich aber nicht mehr finden und so machte sich Verzweiflung breit weil sie keine Hoffnung mehr hatten dass es irgendein Entkommen aus dieser Finsternis geben könnte. Eine große Schmach war für sie, dass sie nun menschlichen Herren dienen mussten, aus anderen Völkern, die dann auch noch das Licht des Lebens hatten, obwohl sie eigentlich nur Gott dienen wollten, weil sie ihre jüdische Herkunft nicht vergessen haben.
Es musste auch so gewesen sein, dass bevor Jesus in die Welt kam, auch weite Teile des jüdischen Volkes in Israel in Finsternis lag und unfähig war, die Wahrheit zu erkennen. Sie haben aber immer nach Gott gesucht weil sie die Hoffnung hatten irgendwann ein besseres Leben haben zu können, das nicht mehr von Dunkelheit bestimmt sein würde. Man könnte es so sehen, dass Jesus sozusagen die Belohnung war für diejenigen, die nach Gott suchten aber ihn nicht finden konnten. Denn die Sehnsucht nach einem Messias war damals groß, und ich denke dass diese Sehnsucht auch viel mit den Konsequenzen des Babylonischen Exils zu tun hatte, das die Juden als Volk Gottes erstmals in Licht und Finsternis aufteilte.
Im Licht ist man dazu geneigt, schneller wieder seinen Glauben zu verlieren und sich weltlichen Dingen hinzugeben. In der Finsternis dagegen will man nach Gott suchen.
Man sagt, Jesus ist gekommen, um das Licht von der Finsternis zu trennen. Und wir sehen, dass genau das bereits auf das Babylonische Exil zutrifft. Mit dem Glauben an Jesus sollte also eine Möglichkeit geschaffen werden, in Gott zu bleiben, während diejenigen, die Jesus nicht haben, sich in der Welt verlieren würden und Tod und Willkür überantwortet werden.
Denn, auf das Thema bezogen, ist diese Welt eine Matrix. Aber es ist sozusagen eine Babylon Matrix, diesmal allerdings im Großformat, weil sich das ursprüngliche Babylon, und auch der Gedanke dieses Babylon, auf der ganzen Welt verbreitet hat.
Die Welt ist sozusagen das Programm, das in den Köpfen abläuft. Und dafür kann der einzelne Mensch nichts, sondern es ist durch die Matrix so vorgegeben. Und so wie im alten Babylon, kann alles auch in unserer Welt mit Verführung beginnen und in tiefer Finsternis enden.
Und so wie es damals der Gott der Juden war, der das Licht inmitten der Dunkelheit hatte, und denen gab, die an ihm festhielten, während er seinen Feinden das Licht nahm, damit sie ihn irgendwann suchen sollten aber nicht mehr finden konnten, so ist es heute Jesus, der sozusagen die Konsequenz aus Babylon war und die Gemeinde durch das heutige Babylon führt, damit sie sich nicht in der Matrix verlieren.
Dabei ist es nicht so, dass Jesus die Matrix irgendwie umgeht, sondern er geht einfach mittendurch. Bis er schließlich feststellen durfte, dass die Matrix ihn nicht vernichten konnte. Dann ist nur noch er übrig aber die Matrix ist nicht mehr.