Da das hier im Bereich "Philosophie" veröffentlicht wurde, werde ich diese Diskussion auch gleich einmal mit etwas Philosophie bereichern.
:DZu erst einmal muss ich ausholen und fragen "Was können wir erkennen?" "Was ist Erkenntnis?"
Auch hier hole ich weiter aus:
- Das Korrelations-Modell (empirisch)
Überprüfung durch sinnliche Wahrnehmung am Gegenstand der Behauptung. Die Behauptung und der Gegenstand korrelieren. Beispiel: "Alissa hat blondes Haar." Wir überprüfen also mit unseren Augen (Augen -> sehen -> Sehsinn -> sinnliche Wahrnehmung).
- Das Kohärenz-Modell (deduktiv)
Eine Wahrheitsbehauptung gilt als wahr, wenn sie mit anderen Wahrheiten zusammenhängt, also widerspruchsfrei übereinstimmt. Beispiele sind in der Teilchenphysik/Quantenphysik zu finden.
- Das Konsens-Modell
Eine Behauptung gilt als wahr, wenn sie in einem herrschaftslosen Diskurs als wahr erkannt wird. (Dies ist eine Utopie. Sollte solch ein Diskurs geführt werden müssen, da die anderen Modelle versagen, sollte er so objektiv wie möglich geführt werden.)
Begriffserklärungen:
Korrelation: wechselseitige Beziehung
Kohärenz: Zusammenhang
Konsens: Übereinstimmung der Meinungen
empirisch: Verbform von Empirie; auf wissenschaftlichen Erfahrungsgewinn basierende Methode
deduktiv: kurz: schlussfolgernd
Dem eingefleischten Philosophen wird der Name Platon ein Begriff sein. Ich werde mich kurz fassen und versuchen seine Erkenntnistheorie dennoch so anschaulich wie möglich darzustellen.
Laut Platon entstammt alles einer "Idee des Guten". Diese "Idee des Guten" ist praktisch etwas göttliches, etwas sehr transzendentes, laut Platon die "Ur-Idee", wenn man so will. Umso transzendierter etwas ist, umso mehr Wahrheit hat es. Die Idee des Löffels ist also wahrhaftiger, als der Löffel, der bei dir in der Schublade liegt. Die Idee des Motors ist wahrhaftiger, als die 3D CAD Datei des selbigen, welche wiederum jedoch wahrhaftiger ist, als der produzierte Motor. Und die "Idee des Guten" ist als Quelle am wahrhaftigsten. Platons Ideenleere ist noch vielsagender, aber ich denke, so reicht das erst einmal.
Jetzt komme ich kurz zu Kant. Er schaute sich den Rationalismus und den Empirismus an. Was daraus resultierte, werde ich folgend erläutern. Jedoch zuvor: Was ist Rationalismus und was ist Empirismus?
- Rationalismus
(ratio, italienisch: Vernunft) Rationales Denken ist beim Erwerb von Wissen und dessen Begründung vorangig zu behandeln oder sogar als hinreichend/allein gültig zu betrachen.
- Empirismus
Der Erwerb von Wissen und deren Begründung auf Basis von sinnlichen Wahrnehmungen und Erfahrungen (auch mit Hilfe von wissenschaftlichen Instrumenten) ist vorangig zu behandeln oder sogar als hinreichend/allein gültig zu betrachten.
Wir haben also so etwas wie zwei Konkurrenten, ja, fast schon Gegenspieler, Feinde.
Kant hat aber etwas erkannt und diese beiden Richtungen zusammengeführt, denn seiner Meinung nach, kann das eine nicht ohne das andere. So sagte er:
"Gedanken ohne Inhalt sind leer, Anschauungen ohne Begriffe sind blind."
Erklärung:
- Gegen den reinen Rationalismus (Gedanken ohne Inhalt sind leer)
Das Denken kann nicht sein, ohne Material, also sinnliche (empirische) Wahrnehmung.
- Gegen den reinen Empirismus (Anschauungen ohne Begriffe sind blind)
Es gibt keine Wahrnehmung ohne Begriffe, die uns Helfen, das Wahrgenommene irgendwie zu bearbeiten, einzuordnen oder zu benennen. Ohne begriffliches Raster keine Erkenntnis und kein Erkennen.
Kant geht noch weiter und seine Theorie beinhaltet auch, dass Raum, Zeit und Kausalität von unserem Verstand hinzugedichtet werden, damit er es überhaupt verarbeiten kann (Kurzfassung).
Daher entstammt die Frage:
"Was kann ich wissen?"
Damit komme ich zu der eigentlichen Fragestellung zurück. Die Frage, die du stellst, ist an sich wirklich schwierig zu beantworten, @kaktuss. Die Fragen, die dü stellen musst um Antworten auf deine Frage zu finden, wäre vielmehr "Kann ich hinter empirisch erfahrbaren Dingen Strukturen erkennen, die ich nur rational erfassen kann?" "Kann ich Strukturen überhaupt rein rational erfassen?" "Kann ich hinter Raum, Zeit und Kausalität kommen und kann ich ohne Raum, Zeit und Kausalität überhaupt noch etwas erfassen?"
An sich scheint deine Frage einfach zu beantworten, aber auf den zweiten Blick kann man sehen, dass man sehr tiefgehend darüber philosophieren kann.