@WalterAnschissHab zwar nicht Philosophie studiert und kann nur vermuten, aber im Endeffekt ließt man da ja auch nur sehr viel, um dadurch einen Eindruck der Ideengeschichte und ein Verständnis der verschiedenen Gedankenschulen zu bekommen, damit man dann in seiner eignen Philosophie bestehendes aufgreifen und einordnen kann.
Ohne die Klassiker gelesen zu haben kann man zwar philosophieren, aber ich würde sagen das Ganze hat dann kaum Hand und Fuß.
Dass man heute wirklich noch originelle philosophische Ansätze hat ist eher unwahrscheinlich.
Gute Philosophie arbeitet dementsprechend mit der langen Geschichte des Feldes, mit den Zeitdiagnosen der Geschichte, den Erkenntnissen der Naturwissenschaften und den Analysen der Gesellschaftswissenschaften.
Deswegen sollte man zumindest akademisch auf dem Laufenden sein, wenn man nicht völlig im dunkeln stochern will.
Die Universität vermittelt das alles aber auch nicht direkt, sondern gibt lediglich Hinweise. Letztendlich ist aber auch der Studierende Autodidakt.
Wenn du dich gerade mit Platons Staat beschäftigst sieht das ja nach einem ganz guten Einstieg in die politische Theorie aus.
Die Gegenüberstellung von Platon und Aristoteles und was die Unterschiede in deren Ansätzen bedeutet haben ist ja schonmal ein großes Thema in der politischen Theorie und der Philosophie.
Aufbauend auf Platon und Aristoteles wären da Thomas von Aquin, Niccolo Machiavelli, Thomas Hobbes, John Locke, Montesquieu, Rousseau, Kant, Nietzsche, Rawls, Carl Schmitt, Adam Smith, Marx, Simmel und Weber. Das sind denke ich Leute die einem ein ganz gutes Verständnis der europäischen Ideengeschichte, vor allem mit Hinblick auf Gesellschaft, Politik und Ökonomie geben können. Zumindest bis zum 2. WK.
Danach dann Hayek und Keynes und kritische Theorie mit Horkheimer und Adorno und evtl. auch Habermas, wobei man sich dann auch Heidegger angesehen haben sollte. Philosophisch ganz interessant ist denke ich auch Erving Goffmans "Wir alle spielen Theater". Um die letzten neoliberalen Jahrzehnte besser zu verstehen hilft Thomas Piketty's "Kapital im 21. Jahrhundert".
Aber ja, das ist alles heillos eurozentrisch und aus einer sehr politischen Perspektive, damit wirst du wohl ein liberaler Philosoph der rabenschwarz für unsere Zukunft sieht, da sie unmöglichen den liberalen Anforderung entsprechen wird. Dann wären wohl ein paar Relativisten angebracht, wobei mir da jetzt keiner einfällt den ich empfehlen würde. Aber es gibt ja Richard Rorty mit seiner Figur der liberalen Ironikerin, die sich vollstens der Tatsache bewusst ist, dass selbst ihre grundlegendsten Überzeugungen und Ideale kontingent sind.
Womit wir aber immer noch beim Liberalismus wären... du siehst schon...
Und da ich Ayn Rand nicht als einzige Vertretung der Frauen stehen lassen will würde ich noch Hannah Arendt empfehlen. Eichmann in Jerusalem - Die Banalität des Bösen ist eine hervorragende Studie der menschlichen Natur und ihrer Abgründe.
Chantal Mouffe ist eine großartige Postmarxistin von der man mal gehört haben sollte. Und vor allem für eine moderne Philosophie sind denke ich Perspektiven wie die von Judith Butler sehr wichtig.
Was für eine Art Philosophie interessiert dich denn?
Die grundlegende, die sich mit Wesens- und Seinsfragen beschäftigt, oder eher die praktische zeitgenössische Gesellschaftsphilosophie?