@niggieniggie schrieb:Erinnerungen sind ja geistige Abschweifungen. Du befindest dich vielleicht körperlich im Jetzt, aber wenn dein Geist am Träumen ist, also an Zukunft oder Vergangenheit denkt, dann ist das ja wie eine kleine Zeitreise, die du geistig betreibst und dann kannst du nicht parallel mit deinem Geist das bewusste Jetzt erleben.
Ich möchte gerne auf etwas hinweisen, das ich für sehr wichtig halte:
Es ist wohl unstrittig, dass Sinneserfahrungen nur und ausschließlich im Jetzt gemacht werden können.
Angenommen in deiner Umgebung geschieht folgendes: Du riechst den Duft von frisch gemähtem Rasen im JETZT, weil dein Nachbar sich gerade in seinem Garten befindet und den Rasen mäht und du ihm zuschaust. Du hörst ebenfalls im JETZT das Zerplatzen eines Luftballons, den der kleine Sohn deines Nachbarn im Garten kaputt gemacht hat und sich darüber köstlich amüsiert.
Beide Sinneswahrnehmungen, sowohl der "Duft von Rasen" wie auch das "Geräusch des zerplatzten Luftballons" haben keine andere zeitliche Komponente, als die des Jetzt. Sie werden niemals mit einer Zeitkomponente "letzte Woche" oder "nächsten Monat" gespeichert. Denn letzten Monat wurde kein Rasen gemäht und es ist auch kein Luftballon geplatzt.
Alle Sinneswahrnehmungen erfolgen im Jetzt und werden mit genau dieser Jetzt-Qualität gespeichert. Ohne jegliche Ausnahme.
Dann schläfst du eine Nacht und am nächsten Morgen erinnerst du dich an diese beide Ereignisse.
Wie kommt es nun, dass du diesen beiden Ereignissen ihre gespeicherte Zeitkomponente JETZT wegnimmst und sie durch eine andere ersetzt, nämlich mit einem Gestern, wenn es doch tatsächlich keine "als gestern" gespeicherten Sinneswahrnehmungen geben kann?
Antwort:
Die beiden Sinneswahrnehmungen haben das zeitliche Jetzt niemals verlassen. Denn sonst könntest du dich unmöglich beim Frühstück an sie erinnern, weil Erinnerung ebenfalls nur im zeitlichen Jetzt stattfinden kann.
Was du tatsächlich tust, damit es zu einem solchen Eindruck des Vergangenen kommt, ist folgendes:
Da sämtliche Sinneswahrnehmungen im JETZT erfolgen und sie mit diesem JETZT-Eindruck gespeichert werden, müssen sie sich zwangsläufig, zeitlich qualitativ gesehen, alle gleichberechtigt nebeneinander befinden, wobei dieses Nebeneinander keinesfalls als Ordnung oder Reihenfolge verstanden werden darf.
Und nun kommst du ins Spiel.
In dem du deinen Aufmerksamkeitsfokus auf mehrere dieser gleichberechtigten und jeweils als JETZT gespeicherten Sinneswahrnehmungen bewegst, bildest du mit diesem Bewegen eine Reihenfolge, welche eine scheinbare Kontinuität erzeugt, die du dann Vergangenheit nennst. Tatsächlich erfährst du die Sinneswahrnehmungen erneut mit genau jener zeitlichen Komponente, mit der sie gespeichert wurden, nämlich dem JETZT. So entsteht der Eindruck von Vergangenheit.
Hast du das schonmal derart durchdacht?