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Die letzten Rätsel der Menschheit

2.782 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Wissenschaft, Menschheit, Rätsel ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Die letzten Rätsel der Menschheit

14.11.2010 um 19:03
@KlausBärbel

Im 15. Jahrhundert entstanden Prosafassungen des Roman d’Alexandre.
Der altfranzösische Prosa-Alexanderroman fand weite Verbreitung.
Einen Höhepunkt erreichte die Alexander-Bewunderung im Herzogtum Burgund am Hof Herzog Philipps des Guten (gestorben 1467) und seines Nachfolgers, Karls des Kühnen.


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Die letzten Rätsel der Menschheit

14.11.2010 um 19:04
@Keysibuna

Die bedeutendste spanische Bearbeitung des Stoffs ist El libro de Alexandre. Dieses Epos umfasst über 10 000 Verse (Alexandriner) und ist damit die umfangreichste epische Dichtung Spaniens aus dem 13. Jahrhundert. Der unbekannte Verfasser, ein vorzüglich gebildeter Geistlicher, verfolgt ein moralisches Ziel; er will dem Leser anhand der erzählten Begebenheiten die vorbildliche Tugendhaftigkeit des Helden vor Augen stellen.


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Die letzten Rätsel der Menschheit

14.11.2010 um 19:05
@KlausBärbel

In Italien entstand eine Reihe von volkssprachlichen Werken über Alexanders Lebens in Prosa und in Versen, deren Grundlage meist die lateinische Historia de preliis war.

Die älteste vollständig erhaltene italienische Alexanderdichtung ist die Istoria Alexandri regis von Domenico Scolari aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts.


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Die letzten Rätsel der Menschheit

14.11.2010 um 19:06
@Keysibuna
Scolari christianisiert seinen Helden weitgehend; Alexander ist ein frommer, geradezu heiliger Wundertäter. Als Universalmonarch beglückt er die Welt durch Recht und Frieden. Im 15. Jahrhundert erreichte das Interesse an der Alexandersage in Italien seinen Höhepunkt


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Die letzten Rätsel der Menschheit

14.11.2010 um 19:08
@KlausBärbel

Die deutschsprachige Alexandersage und Alexanderdichtung setzte um die Mitte des 12. Jahrhunderts mit dem Alexanderlied des Pfaffen Lamprecht ein, der sich eng an Alberichs Versroman hielt.

Die drei erhaltenen später bearbeiteten Fassungen von Lamprechts Gedicht, der „Vorauer Alexander“, der „Straßburger Alexander“ und der „Basler Alexander“, setzten jedoch in der Bewertung Alexanders unterschiedliche Akzente.


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Die letzten Rätsel der Menschheit

14.11.2010 um 19:09
@Keysibuna

Im „Vorauer Alexander“ wird deutliche Kritik am König geübt. Alexander handelt zwar nach dem Willen Gottes, wird aber als hochmütig und herrschsüchtig dargestellt; die Zerstörung von Tyros wird als schweres Unrecht verurteilt, da die Tyrer als treue Untertanen des Perserkönigs nur ihre Pflicht erfüllten.


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Die letzten Rätsel der Menschheit

14.11.2010 um 19:10
@KlausBärbel

Überdies erscheint er als mitleidlos, da er nicht über den Tod der vielen Gefallenen trauert. Andererseits verfügt er aber über Umsicht, die ihm ermöglicht, seine Neigung zu jähzorniger Unbeherrrschtheit zu überwinden, womit er ein Beispiel gibt und sich von dem sehr negativ gezeichneten Dareios abhebt.

Alexander wird bewusst als zwiespältige Persönlichkeit gezeichnet.


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Die letzten Rätsel der Menschheit

14.11.2010 um 19:12
@Keysibuna

Ein einfacheres Alexanderbild entwirft ein aus ritterlich-aristokratischer Sicht wertender Autor im „Straßburger Alexander“; hier wird der König als vorbildlicher Kämpfer, Feldherr und Herrscher idealisiert. Als solcher handelt er nicht eigenmächtig, sondern sucht den Rat seiner Vasallen.

Er ist klug, gerecht und gütig, und sogar seine schon in der Antike negativ bewertete Neigung zum Jähzorn wird als einigermaßen berechtigt dargestellt


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Die letzten Rätsel der Menschheit

14.11.2010 um 19:15
@KlausBärbel

Allerdings ist er nicht frei von Hochmut; zum vollkommenen Herrscher fehlt ihm die Mäßigung, die er aber in seiner letzten Lebensphase doch noch erlangt, womit er das Ideal restlos verwirklicht.

Im „Basler Alexander“ dominiert ein anderes, in der mittelalterlichen Alexander-Rezeption ebenfalls zentrales Element, die Freude am Wunderbaren, Seltsamen und Exotischen.
Diese Behandlung des Stoffs zielt auf das Unterhaltungsbedürfnis eines breiten, nicht mehr primär an ritterlichen Idealen orientierten spätmittelalterlichen Publikums.


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Die letzten Rätsel der Menschheit

14.11.2010 um 19:19
@Keysibuna

Im 13. Jahrhundert verfasst der Dichter Rudolf von Ems das (allerdings unfertig gebliebene) Epos Alexander. Er schildert den König als vorbildlich tugendhaften Helden und ritterlichen Fürsten, der sich durch seine moralischen Qualitäten als Herrscher legitimiert. Alexander vollzieht als Werkzeug Gottes dessen Willen. Durch ihn werden die Perser, die mit ihrem Verhalten den Zorn des Allmächtigen hervorgerufen haben, gezüchtigt.


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Die letzten Rätsel der Menschheit

14.11.2010 um 19:20
@KlausBärbel

Sein Handeln ist Teil der Heilsgeschichte, er kann christlichen Herrschern als Vorbild dienen.

Ulrich von Etzenbach beschreibt in seinem zwischen 1271 und 1282 entstandenen Gedicht Alexander (28 000 Verse) den König nicht nur als edlen Ritter, sondern auch als überaus frommen Mann Gottes, der seine Siege seinem gottgefälligen Verhalten und Gottvertrauen verdankt; die ihm zugeschriebenen Tugenden stammen aus der Heiligendarstellung.


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Die letzten Rätsel der Menschheit

14.11.2010 um 19:21
@Keysibuna

Ulrich missbilligt allerdings einzelne Taten wie die Ermordung Parmenions; darin unterscheidet er sich von Rudolf, bei dem Alexander makellos ist und Parmenion sein Schicksal selbst verschuldet. 1352 vollendet der nur aus seinem einzigen Werk bekannte Dichter Seifrit seine Alexanderdichtung, in der er besonders die Rolle Alexanders als Weltherrscher betont und sich bemüht, von seinem Helden den gängigen Vorwurf des Hochmuts fernzuhalten.


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Die letzten Rätsel der Menschheit

14.11.2010 um 19:24
@KlausBärbel

Im 14.und im 15. Jahrhundert war der Alexanderstoff in neuen Prosabearbeitungen weit verbreitet; die eine befindet sich im Großen Seelentrost (Mitte des 14. Jahrhunderts), die andere ist Johann Hartliebs Histori von dem grossen Alexander, die nach der Mitte des 15. Jahrhunderts entstand.


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Die letzten Rätsel der Menschheit

14.11.2010 um 19:27
@Keysibuna
Beide dienten einem moralischen Zweck, doch ihre Verfasser gingen dabei auf völlig entgegengesetzte Weise bewertend vor. Im Großen Seelentrost bietet Alexander das abschreckende Lehrbeispiel eines durch und durch gierigen Menschen, den seine Neugier, Besitzgier und Machtgier letztlich ins Verderben führt, denn er versucht die dem Menschen gesetzten Grenzen zu überschreiten.


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Die letzten Rätsel der Menschheit

14.11.2010 um 19:28
@KlausBärbel

Bei Hartlieb hingegen ist er ein Vorbild an Mannes- und Fürstentugend und überdies von einem wissenschaftlichen Erkenntnisstreben beseelt.

Für mittelalterliche Verhältnisse auffallend ist die positive Wertung der Wissbegierde, eines auf die Natur gerichteten Forscherdrangs, der Alexander zugeschrieben wird.


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Die letzten Rätsel der Menschheit

14.11.2010 um 19:29
@Keysibuna

Im 15. Jahrhundert wurden auch Alexanderdramen geschaffen, die sogar aufgeführt wurden, doch sind ihre Texte nicht erhalten.


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Die letzten Rätsel der Menschheit

14.11.2010 um 19:31
@KlausBärbel

Während die mit literarischem Anspruch gestalteten Werke Alexander in der Regel verherrlichen oder zumindest in überwiegend positivem Licht erscheinen lassen, werden im religiös-erbaulichen und moralisch belehrenden Prosaschrifttum oft negative Züge des Makedonenkönigs betont; dort wird er als abschreckendes Beispiel für Maßlosigkeit und Grausamkeit angeführt.

Sein Himmelsflug dient Geistlichen wie Berthold von Regensburg als Symbol für frevelhaften Übermut. Andererseits heben bedeutende Dichter wie Walther von der Vogelweide und Hartmann von Aue Alexanders vorbildliche milte (Freigebigkeit) hervor.


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Die letzten Rätsel der Menschheit

14.11.2010 um 19:33
@Keysibuna

Trotz des traditionell großen Interesses am Alexanderstoff in England gab es erst im Spätmittelalter einen Alexanderroman in englischer Sprache, die mittelenglische Dichtung Kyng Alisaunder, die wohl aus dem frühen 14. Jahrhundert stammt. Sie schildert den König als Helden und hebt seine Großmut hervor, verschweigt aber auch nicht seine Maßlosigkeit und Unbesonnenheit. Eine Reihe von weiteren Schilderungen von Alexanders Leben fußte auf der Historia de preliis Alexandri Magni, die im mittelalterlichen England beliebt war.


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Die letzten Rätsel der Menschheit

14.11.2010 um 19:34
@KlausBärbel

Auch für die volkstümliche byzantinische Alexander-Rezeption bildete der Roman des Pseudo-Kallisthenes den Ausgangspunkt.

Er lag zunächst in einer mittelgriechischen Prosabearbeitung aus dem 7. Jahrhundert vor. In spätbyzantinischer Zeit entstanden mehrere Neufassungen.


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Die letzten Rätsel der Menschheit

14.11.2010 um 19:35
@Keysibuna

Hier hat Alexander die Gestalt eines byzantinischen Kaisers angenommen; er ist von Gott gesandt und mit allen Ritter- und Herrschertugenden ausgestattet, wird aber nicht zum Christen gemacht, sondern dem Bereich des Alten Testaments zugeordnet.

Er ist mit dem Propheten Jeremia befreundet und wird von ihm beschützt. 1388 entstand das byzantinische Alexandergedicht.


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