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Die letzten Rätsel der Menschheit

2.782 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Wissenschaft, Menschheit, Rätsel ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Die letzten Rätsel der Menschheit

14.11.2010 um 18:28
@KlausBärbel

Der Roman wurde in zahlreiche europäische Sprachen übersetzt, wobei lateinische Fassungen die Grundlage bildeten; hinzu kamen die teils stark abweichenden Versionen in orientalischen Sprachen (Armenisch, Altsyrisch, Hebräisch, Arabisch, Persisch, Türkisch, Äthiopisch, Koptisch)


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Die letzten Rätsel der Menschheit

14.11.2010 um 18:29
@Keysibuna

Eine wesentliche Rolle spielte ferner die Prophetie im biblischen Buch Daniel über den Untergang der aufeinanderfolgenden Weltreiche; in diesem Licht erschien Alexander, der nach mittelalterlicher Deutung das zweite der vier Weltreiche vernichtete und das dritte gründete, als Werkzeug Gottes.


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Die letzten Rätsel der Menschheit

14.11.2010 um 18:30
@KlausBärbel

Auch dem ersten Kapitel des ersten Makkabäerbuchs war eine knappe Zusammenfassung von Alexanders Lebensgeschichte zu entnehmen;

dort las man, dass er bis ans Ende der Welt gelangte und „die Welt vor ihm verstummte“.
Dieser biblische Hintergrund verlieh ihm zusätzliche Bedeutung.


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Die letzten Rätsel der Menschheit

14.11.2010 um 18:31
@Keysibuna

Im Spätmittelalter zählte man Alexander zum Kreis der Neun Guten Helden, einem in der volkssprachlichen Literatur beliebten Heldenkatalog, der für die Zeit des Alten Testaments, die griechisch-römische Antike und die christliche Zeit jeweils die drei größten Helden benannte; für die Antike waren es Hektor, Alexander und Caesar. Noch breiter als in der Literatur wurde diese Heldenreihe in der Bildenden Kunst (Skulptur, Malerei, Textilkunst) rezipiert.


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Die letzten Rätsel der Menschheit

14.11.2010 um 18:32
@KlausBärbel

Das Alexanderbild in der lateinischsprachigen Welt des Mittelalters war großenteils vom lateinischen Alexanderroman geprägt.

Im Frühmittelalter ging die Hauptwirkung nicht von der ursprünglichen Fassung der von Iulius Valerius stammenden Übersetzung aus, von der nur drei vollständige Handschriften überliefert waren; weit bekannter war ein in mehr als 60 Handschriften erhaltener, spätestens im 9. Jahrhundert entstandener Auszug (Epitome) aus diesem Werk.


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Die letzten Rätsel der Menschheit

14.11.2010 um 18:33
@Keysibuna

Um 968/969 fertigte der Archipresbyter Leo von Neapel eine neue lateinische Übersetzung des Pseudo-Kallisthenes aus dem Griechischen an, die Nativitas et victoria Alexandri Magni („Geburt und Sieg Alexanders des Großen“), die mehrfach – zuletzt noch im 13. Jahrhundert – überarbeitet und erweitert wurde; die überarbeiteten Fassungen sind unter dem Titel Historia de preliis Alexandri Magni („Geschichte von den Schlachten Alexanders des Großen“) bekannt.


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Die letzten Rätsel der Menschheit

14.11.2010 um 18:34
@KlausBärbel

Der Dichter Quilichinus von Spoleto schrieb 1237/1238 eine Versfassung der Historia de preliis in elegischen Distichen, die im Spätmittelalter populär wurde.


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Die letzten Rätsel der Menschheit

14.11.2010 um 18:36
@Keysibuna
Noch weit einflussreicher war aber die schon zwischen 1178 und 1182 verfasste Alexandreis Walters von Châtillon, ein Epos in zehn Büchern auf der Grundlage der Darstellung des Curtius Rufus, das zur Schullektüre wurde und im 13. Jahrhundert als Schulbuch sogar Vergils Aeneis an Beliebtheit übertraf


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Die letzten Rätsel der Menschheit

14.11.2010 um 18:38
@KlausBärbel

Walter verzichtete fast gänzlich auf die Auswertung des im Alexanderroman vorliegenden Materials.

Für ihn war Alexander der stets siegreiche Held, der sich selbst ebenso wie alle Feinde überwand und so unsterblichen Ruhm erlangte.


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Die letzten Rätsel der Menschheit

14.11.2010 um 18:44
@Keysibuna
Das Verhältnis dieser Autoren und ihres Publikums zu Alexander war vor allem von Bewunderung für außerordentliche Heldentaten und von Staunen über das Märchenhafte und Exotische geprägt. Besondere Beachtung fand Alexanders Tod; er bot Anlass zu unzähligen religiös-erbaulichen Betrachtungen, die auf die Endlichkeit und Nichtigkeit aller menschlichen Größe angesichts des Todes abzielten. Auf diesen Aspekt wiesen unter anderem viele Kleindichtungen hin, darunter insbesondere fingierte Grabschriften Alexanders.


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Die letzten Rätsel der Menschheit

14.11.2010 um 18:46
@KlausBärbel

Besonders fasziniert waren mittelalterliche Leser von einer Erzählung von Alexanders Himmelsflug und Tauchexpedition, die Leo von Neapel nach dem griechischen Roman wiedergab.

Dieser Sage zufolge wollte der König nicht nur auf der Erdoberfläche die äußersten Grenzen erreichen, sondern auch den Himmel und die Tiefe des Ozeans erkunden.
Zu diesem Zweck ersann und baute er mit seinen Freunden ein von Greifen gezogenes Luftfahrzeug und ein von Ketten gehaltenes gläsernes Tauchfahrzeug.

Der Himmelsflug wurde von mittelalterlichen Künstlern häufig abgebildet.


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Die letzten Rätsel der Menschheit

14.11.2010 um 18:46
@Keysibuna

Aus dem 12. Jahrhundert stammt das Iter ad Paradisum („Paradiesfahrt“), die lateinische Version einer jüdischen Sage über Alexanders Versuch, das irdische Paradies zu finden, den in der Genesis beschriebenen Garten Eden.


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Die letzten Rätsel der Menschheit

14.11.2010 um 18:47
@KlausBärbel

Neben der Heldenverehrung kamen vereinzelt auch extrem negative Deutungen der Persönlichkeit Alexanders vor.

So setzten ihn im 12. Jahrhundert die prominenten Theologen Hugo von Sankt Viktor und Gottfried von Admont mit dem Teufel gleich. ^^


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Die letzten Rätsel der Menschheit

14.11.2010 um 18:53
@Keysibuna

Erzählungen aus dem Alexanderroman wurden in Weltchroniken und Enzyklopädien aufgenommen, was ihre Rezeption zusätzlich erweiterte.

Die lateinische Überlieferung bildete die Grundlage für die volkssprachliche Rezeption. In den volkssprachlichen Literaturen entstanden zahlreiche Prosawerke und Dichtungen über Stoffe der Alexandersage, wobei vor allem die verschiedenen lateinischen Fassungen des Pseudo-Kallisthenes, die Historia Alexandri des Curtius Rufus und die Alexandreis Walters von Châtillon verarbeitet wurden.


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Die letzten Rätsel der Menschheit

14.11.2010 um 18:55
@KlausBärbel

Alberich von Bisinzo, der im frühen 12. Jahrhundert die älteste volkssprachliche Alexander-Biographie verfasste, ein nur teilweise erhaltenes Gedicht in frankoprovenzalischem Dialekt, verwarf nachdrücklich die Legende von Alexanders unehelicher Geburt und hob seine hochadlige Abstammung von väterlicher und mütterlicher Seite hervor.

Er betonte auch die hervorragende Bildung des Herrschers, die – einem mittelalterlichen Bildungsideal entsprechend – neben dem Griechischen (das der Makedone wie eine Fremdsprache lernen musste) auch Latein- und Hebräischkenntnisse umfasst habe.


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Die letzten Rätsel der Menschheit

14.11.2010 um 18:56
@Keysibuna

Nach der Mitte des 12. Jahrhunderts entstanden weitere französische Gedichte, die einzelne Episoden aus Alexanders Leben (Belagerung von Tyros, Indienfeldzug, Lebensende) behandelten. Sie wurden im späten 12. Jahrhundert zur „Standardversion“ des altfranzösischen Roman d’Alexandre (auch: Roman d’Alixandre) zusammengefügt, die von allen im romanischen Sprachraum verbreiteten volkssprachlichen Bearbeitungen des Stoffs die stärkste Wirkung erzielte.


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Die letzten Rätsel der Menschheit

14.11.2010 um 18:58
@KlausBärbel

Dieses Epos besteht aus über 20 000 Versen, Zwölf- und Dreizehnsilbern; vom Roman d’Alexandre erhielt dieses Versmaß später die Bezeichnung Alexandriner.

Der Roman schildert Alexanders Leben durch Verknüpfung von vier Gedichten unterschiedlichen Ursprungs.

Dabei kommen zum Altbestand der Alexanderlegende noch eine Reihe von frei erfundenen Personen und Begebenheiten hinzu.


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Die letzten Rätsel der Menschheit

14.11.2010 um 18:59
@Keysibuna

Der Autor stellt Alexander im Stil der Chanson de geste wie einen sehr standesbewussten, ritterlichen Lehnsherrn des Mittelalters dar. Er hebt dabei besonders die Großzügigkeit seines Helden hervor und präsentiert das Ideal eines harmonischen Verhältnisses zwischen König und Vasallen.


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Die letzten Rätsel der Menschheit

14.11.2010 um 19:00
@KlausBärbel

Neben epischen Partien, besonders in den Kampfschilderungen, finden sich auch stärker romanhafte und vom Phantastischen geprägte.

Mehrere Dichter fügten später Ergänzungen hinzu, insbesondere die einem Publikumsbedürfnis entsprechende Darstellung der Rache für den Giftmord an Alexander.


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Die letzten Rätsel der Menschheit

14.11.2010 um 19:02
@Keysibuna

In England schrieb Thomas von Kent im späten 12. Jahrhundert einen Alexanderroman in Alexandrinern in anglonormannischer Sprache mit dem Titel Le roman de toute chevalerie.

Er akzeptierte im Gegensatz zu allen älteren romanhaften Bearbeitungen des Stoffs problemlos die Vorstellung, dass Alexander aus einem Ehebruch seiner Mutter hervorging, was für die früheren Autoren ein nicht akzeptabler Makel gewesen war.


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