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Die letzten Rätsel der Menschheit

2.782 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Wissenschaft, Menschheit, Rätsel ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Die letzten Rätsel der Menschheit

18.10.2010 um 20:34
@KlausBärbel
@FaIrIeFlOwEr
Anneliese Michel wird am 21. September 1952 in Leiblfing bei Straubing in Niederbayern in der Heimat ihrer Mutter geboren. Sie entstammt einem streng katholischen Elternhaus und Milieu in dem Weinort Klingenberg am bayerisch-fränkischen Untermain. Ihr Vater sollte nach dem Wunsch seiner Mutter eigentlich Priester werden und drei ihrer Tanten sind Nonnen. Ihre Mutter bringt das uneheliche Mädchen Martha mit in die Ehe, das gezeugt und 1948 geboren wurde, als sie schon mit Josef Michel verlobt war. Doch dieser ist nicht der Vater. Das Kind stirbt bereits 1956 im Alter von acht Jahren an einem Nierentumor. Der Vater des Kindes soll ein katholischer Priester sein. So wird es vermutet (Wolff, S. 48). Die Michels selbst geben darüber keine Auskunft. Dort gilt ja die uneheliche Zeugung des kleinen Mädchens als “schwere Sünde” bzw. “Todsünde”, und Annelieses Mutter darf ihren Vater deshalb 1950 auch nicht “in Weiß”, sondern nur mit schwarzem Schleier heiraten. Das erste gemeinsame und eheliche Kind Anneliese bringt sie dafür “Gott” als “Sühnopfer” für ihren vorehelichen “Fehltritt” dar – eine gewaltige Bürde für das neugeborene Kind. “Anneliese” ist dabei eine Namenskombination aus den beiden Kirchenheiligen Anna (der Mutter Marias) und Elisabeth (der Mutter Johannes des Täufers).

Später werden drei weitere Mädchen geboren, G. (1954), B. (1956) und R. (1957). Als Jugendliche besucht Anneliese, die gerne Klavier spielt, das musische Karl-Theodor-von-Dalberg-Gymnasium in der Grünewaldstraße im nahe gelegenen Aschaffenburg. Dort gilt sie als hochintelligent, fällt aber bereits durch nervliche Probleme auf, wie sich manche ihrer früheren Lehrer erinnern. Ihr Elternhaus gilt dabei als sehr streng. “Öfter einmal fanden die Schwestern Anneliese weinend in ihrem Zimmer, weil die Mutter schon wieder verboten hatte, dass sie zum Tanzen gehe. ´Die anderen dürfen das alle`, schluchzte sie. ´Ich bin doch kein Kind mehr.`” Doch Annelieses Mutter hat Angst um ihre Tochter. “Ihre Töchter sollten unberührt in die Ehe gehen. Unberührt wie die Jungfrau Maria” (Goodman, S. 35). Und anders als sie, die Mutter, die ja bei ihrer kirchlichen Trauung für ihre vorehelichen sexuellen Erfahrungen von der Kirche mit einem schwarzen Schleier “abgestraft” wurde.


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Die letzten Rätsel der Menschheit

18.10.2010 um 20:35
@KlausBärbel
@FaIrIeFlOwEr
Anneliese Michel scheut den Konflikt mit dem Elternhaus, bleibt anfangs jedoch noch einigermaßen souverän und hat einen ersten heimlichen Freund. Gleichzeitig vertieft sie sich jedoch weiter in den römisch-katholischen Glauben. So ist auch – anders als bei den meisten ihrer Altersgenossinnen – ihre Bindung an die Kirche besonders stark. Sie geht mehrmals wöchentlich zur Messe, betet regelmäßig Rosenkränze und versucht noch mehr als das zu tun, was die Kirche von ihren Gläubigen verlangt. So schläft sie z. B. zur “Sühne” für Rauschgiftsüchtige, die sie am Aschaffenburger Hauptbahnhof beobachtet hat, manchmal auf dem Fußboden, selbst im Winter. Doch ist ihr Glaube für sie selbst auch wie eine Droge, von dem die Jugendliche mit der Zeit vollkommen abhängig wird, mit dem sie aber offenbar alles andere als im Reinen ist.

Und hier liegen auch die Wurzeln für das weitere Geschehen: Bald gleiten dem Mädchen auch die Zügel seines eigenen Lebens mehr und mehr aus der Hand. Im Jahr 1968 beißt sie sich z. B. bei einem Krampfanfall in die eigene Zunge. Ein Neurologe diagnostiziert eine Epilepsie vom Typ Grand Mal (also einen schweren epileptischen Anfall), wogegen sie erstmals anti-epileptische Mittel erhält. Doch diese helfen nicht gegen eine religiöse Gedanken- und Bilderwelt, die sich immer mächtiger in ihr aufbaut und die Anneliese Michel immer weniger kontrollieren kann. So erscheinen ihr beim Gebet z. B. katholische “Heilige” oder “Dämonen”, die sie schließlich bis kurz vor ihrem Tod quälen und verfolgen. Auch hört sie Stimmen, die ihr vorhersagen, sie werde in der ewigen Verdammnis landen, in der nach römisch-katholischer Lehre z. B. alle Menschen enden, welche wesentliche Glaubenslehren der katholischen Kirche nicht befürworten oder auch nur “beharrlich” daran zweifeln.


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Die letzten Rätsel der Menschheit

18.10.2010 um 20:37
@CosmicQueen
”Ich beschwöre dich, unreiner Geist, jeden Einfluss des bösen Feindes, jedes Gespenst und jede teuflische Heerschar, im Namen unseres Herrn Jesus Christus: Verschwinde und fahre aus von diesem Geschöpf Gottes!” Mit solchen Beschwörungsformeln versuchen katholische Exorzisten bis heute, Dämonen auszutreiben. Nach dem Desaster von Klingenberg in Deutschland unter noch größerer Geheimhaltung als zuvor. Umso häufiger jedoch auch öffentlich z. B. in Italien, Spanien und in Ländern der Dritten Welt. Nach der Intensivierung der katholischen Exorzismus-Ausbildung durch Papst Benedikt XVI. seit Sommer 2005 könnte sich dies aber auch in Deutschland bald wieder ändern. Denn die Ereignisse von Klingenberg liegen jetzt schon über 34 Jahre zurück.

Die beiden Exorzisten, Pfarrer Ernst Alt aus Ettleben bei Schweinfurt, der Vertraute von Anneliese Michel, und Pater Arnold Renz aus dem benachbarten Rück-Schippach, der im Auftrag des damaligen Bischofs von Würzburg, Josef Stangl (1907-1979, Bischof seit 1957), den katholischen Exorzismus durchführt, bringen es auf 67 Sitzungen. Die erste davon dauert über viereinhalb Stunden. 42 Sitzungen werden auf Tonband aufgenommen, so dass die Prozeduren umfassend dokumentiert sind.


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Die letzten Rätsel der Menschheit

18.10.2010 um 20:39
@KlausBärbel
@FaIrIeFlOwEr
An ihrem Todestag, dem 1. Juli 1976, ordnet der Staatsanwalt eine Obduktion der Leiche an, bei welcher die Ärzte zu dem Ergebnis kommen: “Annelieses Leben wäre zu retten gewesen, wenn man die Kranke vor den krankmachenden Faktoren ihrer Umwelt abgeschirmt hätte” (Wolff, S. 15).
Doch Anneliese Michel gelingt es nicht, sich aus ihrem streng katholischen Umfeld zu befreien – im Gegenteil: in ihren schwersten Krisen lässt sie sich nahezu hilflos in das Milieu hineinfallen, in dem die maßgeblichen Wurzeln der Tragödie liegen. Der erste Exorzismus beginnt neun Monate vor ihrem Tod. Und kurz vor dem Tod wirkt sie selbstzerstörerisch und selbstverstümmelnd an ihrem (für dieses Leben) endgültigen Zusammenbruch mit. Ein Arzt hätte hierbei nicht zusehen dürfen. Doch der als Exorzist tätige katholische Priester Arnold Renz steigert sich mit dem Kruzifix in der Hand so in die katholische Exorzismus-Liturgie hinein, dass er einfachste Grundregeln der Ersten Hilfe nicht beachtet. Währenddessen erhoffen die Eltern bis zuletzt die entscheidende Hilfe von dem Mann bzw. den Männern der Kirche.

Doch wieso entwickelt sich das Geschehen bei Anneliese Michel in diese völlig verfahrene Richtung? Und warum geschieht Vergleichbares ausschließlich oder überwiegend bei Betroffenen aus dem kirchlichen Milieu? Bei den meisten anderen Menschen jedoch nicht? Wie lässt sich die Lebenssituation der jugendlichen Anneliese Michel charakterisieren?


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Die letzten Rätsel der Menschheit

18.10.2010 um 20:40
@CosmicQueen
Die “Dämonen”, die aus Anneliese sprechen, nennen sich Kain, Nero, Judas, Luzifer oder Hitler, oder es sind Vertreter der katholischen Fraktion, die sich „Joseph“ oder „Maria“ nennen. Anneliese versteht sich dabei jeweils als Objekt fremder Kräfte. Zu ihrem Freund Peter sagt sie: ”Ich spreche da überhaupt nicht mehr. Meine Stimme wird einfach benutzt. Ich höre mir praktisch zu. Ich bin das überhaupt nicht. Ich höre interessiert zu, und diese Bewegungen da und wie ich mich wehre, das mache ich auch nicht, das geschieht einfach mit mir. Ich stehe über der Sache und bin Beobachter”.

Was Anneliese Michel hier berichtet, klingt glaubhaft. Mittlerweile gibt es viele Erfahrungsberichte ähnlicher Art. Diese sind zumindest ein Indiz dafür, dass es tatsächlich ein Phänomen gibt, das man “Besessenheit” nennen kann und das unter Umständen auch der geistige Hintergrund einer Epilepsie sein könnte. Anneliese Michels Schilderungen könnten dann darauf hinweisen, dass sich ihre eigene Seele teilweise außerhalb des Körpers befindet, während hauptsächlich die fremden Seelen durch ihren Körper agieren.


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18.10.2010 um 20:47
@CosmicQueen
@KlausBärbel


Die Dämonen herbeirufen, also eine Art Beschwörung, ist das nicht Exorzismus ???
und betreibt damit nicht die Kirche einen heidnischen Brauch?


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Die letzten Rätsel der Menschheit

18.10.2010 um 20:56
Zitat von FaIrIeFlOwErFaIrIeFlOwEr schrieb:Die Dämonen herbeirufen, also eine Art Beschwörung, ist das nicht Exorzismus
Der Exorzismus ist ein großes offizielles Gebet, in der die Kraft der Kirche gegenwärtig ist, Das ist der Kern. Manchmal wird Weihwasser dazu benötigt oder Weihrauch, und immer ein Kruzifix in den Händen des Priesters. Mehrere Personen sollen außer dem Priester dabeisein für den Fall, das der Besessene gewalttätig wird. Die Menschen verändern sich nämlich in der Teufelsaustreibung. Sie bleiben dabei nicht mehr die gleichen. In diesem Ritus gibt sich der Dämon zu erkennen angesichts der Gegenwart Gottes und mehrerer Menschen, die gemeinsam beten. Oft wird er gewalttätig, weil er weiß, dass er in gewisser Weise schon überwunden ist. Die Stimme eines Besessenen ändert sich dabei normalerweise und wird sehr unangenehm.


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18.10.2010 um 21:13
@CosmicQueen
@FaIrIeFlOwEr
Das Schicksal Anneliese Michels kann zum Zeugnis dafür werden, was das römisch-katholische Dogma von der ewigen Verdammnis bei Menschen anrichten kann, wenn man diese Lehre und ihre allergrässlichsten Folgen tatsächlich Ernst nimmt. Und Anneliese Michel hat diese Lehre Ernst genommen. Es ist eine Lehre, die zu einer Vergiftung der Seele führen kann, zu nicht endenden Schuldgefühlen und unaufhebbarer Angst. Und damit können Gläubige lebenslang beherrscht und in Abhängigkeit gehalten werden.


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18.10.2010 um 21:23
@KlausBärbel
@FaIrIeFlOwEr
Bei den Exorzismen kommen zunächst verstärkt die ungelösten Kindheits- und Jugendprobleme von Anneliese Michel zum Vorschein. Ein Beispiel: Jeden Morgen um 6 Uhr wird sie als Kind zur Frühmesse geweckt. “Die Oma hat sie in die Kirche hineingeschleift. Sie war sechs Jahre alt. Die Oma hat sie fast jeden Tag vom Bett herausgezogen”, sagt einer der “Dämonen” durch Anneliese vorwurfsvoll im Jahr 1975. Die Bauersfrau und “Seherin” Barbara Weigand (1858-1943) aus dem benachbarten Rück-Schippach, die sich jeden Morgen zu Fuß in die Aschaffenburger Kapuzinerkirche aufmachte , jeden Tag ca. 25 km hin und 25 km wieder zurück, um dort die Hostie zu empfangen, gilt in der Familie als Vorbild (– was sich für einen Außenstehenden auch mit dem Verhalten eines Drogensüchtigen vergleichen lässt, der seine Zeit zu einem großen Teil damit verbringt, sich die für ihn notwendige Dosis “Stoff” zu besorgen bzw. zu “verdienen”).

Doch was baut sich dabei in dem kleinen Mädchen, das trotz seiner Bereitschaft zum Kirchgang natürlich auch gerne ausgeschlafen hätte, innerlich auf? Anneliese wagt vieles im Laufe ihres kurzen Lebens nicht selbst auszusprechen, was dann später die “Dämonen” durch sie umso heftiger zum Ausdruck bringen. Der Konflikt bahnt sich früh an: Bereits dem kleinen Mädchen wird manchmal vom Weihrauch in der Messe übel, vielleicht, weil sie das alles sprichwörtlich “zum K... findet”. Die Großmutter deutet dies jedoch als ungutes Zeichen dafür, dass der Teufel angeblich ihre “reine Mädchenseele” fangen will.


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18.10.2010 um 21:25
@CosmicQueen
@FaIrIeFlOwEr
Anneliese Michel will ja eine besonders gute und folgsame Katholikin sein. Deshalb trifft es sie besonders hart. Gerade empfindsame und sensible Gläubige sind für diese Form der seelischen Einflussnahme besonders empfänglich. Dadurch werden sie jedoch zwangsläufig krank – ekklesiogene, d. h. kirchenbedingte Neurose heißt der Fachausdruck. Denn die Vorstellung einer Verworfenheit in alle Ewigkeit sowie die Vorstellung nie endender grausamer Schmerzen und Qualen widerstrebt fundamental der Sehnsucht jedes Menschen nach Glück und nach einem Gott der Liebe, der keines seiner Kinder auf ewig verdammt.

Demgegenüber verweigert der Gott der katholischen Kirche seine Barmherzigkeit selbst dann, wenn eine Seele nach katholischer Vorstellung im Jenseits ihre Vergehen bitter bereut und sich von Herzen danach sehnt, alles wieder gutzumachen, was sie an Negativem verursacht hat. “Das hätte sie eben machen sollen, solange sie noch als Mensch auf der Erde war“, so sinngemäß die kirchliche Antwort, wenn das Urteil zuvor auf “Verdammnis“ gelautet hat. Jetzt gebe es nur noch allergrausamste Dauerfolter ohne die geringste Aussicht einer Linderung. Wenn man sich das nur einmal ansatzweise vorzustellen versucht ...Was für ein “Gott“!


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18.10.2010 um 21:25
@KlausBärbel
@FaIrIeFlOwEr
Und an dieser Stelle entfaltet der Katholizismus besonders seine destruktiven Kräfte. Das Mädchen wird früh in dem Glauben erzogen, dass Abweichler später in eine “ewige Hölle” müssen. Kein Wunder also, dass die älteste von vier Schwestern besondere Anstrengungen unternimmt, um zeitlebens ein “liebes”, gehorsames und korrekt-katholisches Kind zu sein. Sie kümmert sich oftmals rührend um andere Familienmitglieder und fügt sich ein in alle vorgegebenen Traditionen und Gebräuche.

So wird beispielsweise der 13. eines jeden Monats in der Familie als “Tag der Jungfrau von Fatima” in Ehren gehalten. “Das ist ihr Scheiß-Tag”, so später einmal ein “Dämon” aus Anneliese über den 13.10.1975 im Hinblick auf die Jungfrau von Fatima. In der Ich-Form hätte Anneliese Michel solches nicht zu sagen gewagt. Denn sie ist voller Angst, den Anforderungen des katholischen Glaubens nicht zu genügen. Also sucht sie mit ihrem Intellekt nach anderen Erklärungen für ihren Widerstand gegen diesen Glauben, der manchmal unvermittelt aus ihr heraus bricht; so z. B. auch bei einer Wallfahrt ins italienische San Damiano, als sie ein Glas mit “geweihtem Heilwasser” wegstößt.


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Die letzten Rätsel der Menschheit

18.10.2010 um 21:28
@CosmicQueen
In der Deutung ihres Leidens fühlt sich Anneliese im Vorfeld ihres Todes allerdings nicht nur durch Pater Arnold Renz bestätigt, sondern auch durch eine Stimme, die sie am 20. Oktober 1975 vernommen hat und die sie als “Heiland” deutet: ”Du wirst eine große Heilige werden” Der Exorzismus-Experte Uwe Wolff erklärt dazu: ”Wie ihr himmlischer Bräutigam will sie ein Sühneopfer sein”, und anders als durch eine solche Verklärung ihres am Ende gescheiterten Lebens lassen sich ihre letzten Lebenswochen wohl auch kaum mehr aushalten. In den letzten Tagen vor ihrem Tod scheint sie vollends in der Identifikation mit dem gekreuzigten Jesus aufzugehen. Wolff schreibt: ”Anneliese ist tief eingetaucht in das Geheimnis ihres am Kreuz leidenden Bräutigams und zitiert immer wieder dessen Todesworte: ´Bringt mir Wasser!`”.

Angesichts des Ausmaßes ihres Leidens kann man dieser letzten Lebenslüge, die sie von ihrem Exorzisten Renz übernommen hatte, großes Verständnis entgegenbringen. Eine Lebenslüge bleibt es dennoch, denn Jesus war eine klare und geradlinige Persönlichkeit und wurde von seinen Gegnern gefoltert und umgebracht. Anneliese hingegen scheiterte an dem tödlichen Gift ihrer Kirche und auch an sich selbst. Auch beinhaltet das Schicksal von Jesus nicht die Aufforderung der äußeren Nachahmung.


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18.10.2010 um 21:30
@CosmicQueen
@KlausBärbel

habe mal einen Bericht über den Exorzismus gefunden ... danach war der Beruf des Exorzisten ein kirchliches Amt und das schon seit dem 3. Jahrhundert nach Christus ...

Exorzismus ist ein in fast allen Religionen bekanntes Verfahren, Dämonen auszutreiben. Die Grundlage ist der Glaube an die Existenz von Geistern und Dämonen und der Wille, diesen durch magische Techniken oder kultische Handlungen seinen Willen aufzuzwingen. Dabei geht es in der Regel darum, böse Geister aus den Menschen auszutreiben.

Aus psychologischer Sicht handelt es sich beim Exorzismus um eine primitive psychotherapeutische Methode, um Geisteskrankheiten (Besessenheit) zu heilen. Bis zur Entwicklung der modernen Psychotherapie Ende des 19. Jahrhunderts wurden Geisteskrankheiten als "Besessenheit" interpretiert. Mangels anderer Erkenntnisse konnte man sich diese Krankheitsformen nur so vorstellen, daß böse Geister den Menschen verwirrt hätten. Exorzismus wird heute noch besonders im südamerikanischen christlichen Volksglauben praktiziert, es wird aber auch in Deutschland gelegentlich von Exorzismen berichtet.

In der frühkatholischen Kirche des 3. Jahrhunderts nach Christi war der Beruf des Exorzisten ein kirchliches Amt. Die Exorzisten gehörten zu den "ordines minores" (lat.: Niedere Diener), d.h. zum niederen Priestertum. Wahrscheinlich wurde das Amt von Bischof Fabian (236 - 250) in Rom eingeführt. Das Amt des Exorzisten war nur in der westlichen Kirche, der späteren Römisch-katholischen Kirche, bekannt. Die Ostkirchen kannten das Amt nicht.



http://www.religio.de/okk/exorzis.html


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18.10.2010 um 21:31
@KlausBärbel
Offensichtlich hat Anneliese Michel also große Schwierigkeiten, diese unter Jugendlichen üblichen Erfahrungen richtig zu verarbeiten und verstrickt sich in überzogene katholische Schuld-Komplexe anstatt ein gesundes Selbstvertrauen trotz des Bewusstseins eigener Mängel zu entwickeln. Auch als Studentin ist dieses Thema gegenwärtig, und Mechthild Westiner, eine Kommilitonin, erinnert sich, dass Anneliese Michel im Unterschied zu zwei anderen überzeugten Katholikinnen hierbei auch ganz natürlich sein konnte. So erklären die beiden anderen einmal im Studentenwohnheim: “´Unser Ziel ist, heilig zu werden`.

Da hat sie [Anneliese] angefangen, [mir] mehr und mehr zuzuzwinkern zwischendrin. Sie hat schon gezeigt, dass sie nicht ganz einverstanden ist” (Satan lebt, WDR 2006). Denkbar ist, dass Anneliese Michel dann aber dazu neigt, in eine gedankliche Harmoniewelt, also in eine Art heile Bilderwelt, zu flüchten anstatt die Probleme praktisch und im Einklang mit ihrem Gefühl bzw. ihrem inneren Wesen zu lösen und dafür auch die volle persönliche Verantwortung zu übernehmen. Und ein solches Ausweich- oder gar Fluchtverhalten ist nicht ungefährlich, wenn es zum Dauerzustand wird, und hier könnte mit eine Erklärung dafür liegen, wenn sich innere Widersprüche in einem Menschen allmählich verselbstständigen, wie dies schließlich bei Anneliese Michel geschieht.


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18.10.2010 um 21:32
@CosmicQueen
@FaIrIeFlOwEr
Etliche ihrer Anhänger wünschen sogar ihre Seligsprechung und strickten u. a. an der Legende, ihr Körper verwese nicht. Deshalb werden Annelieses sterbliche Überreste am 25. Februar 1978 auf amtliche Anordnung hin ausgegraben und überprüft. Dabei zeigt sich, dass die Verwesung sogar weiter fortgeschritten ist als üblich, weil – so das Bestattungsunternehmen Kraus aus dem nahen Aschaffenburg bzw. der Bestatter Emil Schweibert und auch der Klingenberger Bürgermeister Walter Riermaier – das Mädchen zum Todeszeitpunkt nur noch Haut und Knochen war. Die Exhumierung hat gläubige Katholiken allerdings nicht davon abgehalten, weiterhin folgende Verschwörungstheorie zu verbreiten: Der Leichnam wäre tatsächlich unverwest gewesen (wie übrigens der Leichnam Marias nach katholischer Lehre bis zu ihrer leiblichen Auferstehung unverwest im Grab gelegen haben soll; siehe dazu Neuner-Roos), weswegen die Augenzeugen die Zulassung weiterer Zeugen zu verhindern suchten. Doch selbst wenn man einen fanatischen Anhänger dieser Theorie mit als weiteren Zeugen der Verwesung hinzu gebeten hätte, wären wohl anschließend andere aufgetreten, die es doch bestritten hätten.


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Die letzten Rätsel der Menschheit

18.10.2010 um 21:34
@KlausBärbel
@FaIrIeFlOwEr
Nachweisbar ist, dass Anneliese Michel irgendwann nicht mehr in der Lage ist, die Abwesenheiten mit dem Oberbewusstsein zu kontrollieren und zu beenden. Dies könnte der Beginn der “Besessenheit” gewesen sein. Bei Anneliese Michel geht es schließlich so weit, dass sich dann z. B. Stimme, Gesichtsausdruck, Körperhaltung und sogar der Körpergeruch verändert.

Die Stimme wird tiefer bzw. gellend und ein anderes “Ich” beginnt zu reden. Die Augen bekommen einen bedrohlichen Glanz, der ganze Körper wird steif und beginnt, unangenehm zu riechen, begleitet von heftigen Schweißausbrüchen. Und die Hände formen sich krallenartig, wie Zeugen der Anfälle darlegen. Es ist offensichtlich, dass das andere “Ich” kein friedfertiges Wesen ist, sondern sich über den Körper der jungen Frau in einer Weise ausdrückt, welche die meisten Menschen nur aus Horror-Filmen kennen. Doch ist das andere “Ich” wirklich ein fremdes?


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Die letzten Rätsel der Menschheit

18.10.2010 um 21:35
@CosmicQueen
Anneliese Michels Körper ist in den letzten Monaten vor ihrem Tod schon zunehmend verfallen, und sie hat diesen Prozess durch Selbstverletzungen bzw. massive Gewalt gegen sich selbst beschleunigt. Auch diese Verhaltensweise kann als Ausfluss des zwangsneurotischen Systems der katholischen Kirche verstanden werden, in dem nicht selten gilt: Wer sich selbst niedermacht, wer sich geißelt, kommt dadurch Gott näher. Ein nicht eingestandenes Aufbegehren gegen die krankmachende Lehre der Kirche würde sich dann selbstzerstörerisch gegen die eigene Person richten anstatt gegen die Verursacher. Dies geschieht vor allem dann, wenn kirchliche Indoktrination mit Angst und Schuldgefühlen sich in der eigenen Seele als übermächtig erweist.

Die Selbstzerstörung nimmt dann ihren Lauf, und der Exorzismus kann diesen Prozess in schlimmer Weise verstärken bzw. er trägt zu seiner Vollendung bei wie bei Anneliese Michel. Daran ändert sich auch nichts, wenn man als zeitlich letzte Todesursache eine zu hohe ärztliche Dosierung eines krampflösenden Medikaments annimmt, worauf man natürlich spekulieren kann und womit das katholische Umfeld von Anneliese Michel sowohl die amtlich ermittelten als auch die tiefer liegenden Todesursachen ausblenden möchte. Der Obduktionsbericht der Gerichtsmedizin schließt jedoch ausdrücklich aus, dass die junge Frau Michel an Medikamenten gestorben ist. Weil sich jedoch die katholischen Befürworter des Exorzismus an Anneliese Michel bis heute vehement an diese These klammern, soll zum Abschluss noch einmal etwas ausführlicher darauf eingegangen werden.


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Die letzten Rätsel der Menschheit

18.10.2010 um 21:35
@CosmicQueen
@KlausBärbel


Nach einem Bericht von 06/2009 regen sich die Schwulen in USA über Homo-Exorzismus auf ... Ausgerechnet zum 40-jährigen CSD-Jubiläum haben US-Schwulenverbände Grund zum Ärger ... und zwar über ein Youtube-Video: Es zeigt die Austreibung eines «Homosexuellen-Dämons» in einer Kirche.
Eine Pfarrerin versteht die ganze Aufregung nicht.


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18.10.2010 um 21:37
@KlausBärbel
@FaIrIeFlOwEr
Ein solches Szenario entsteht ja nicht über Nacht. Sondern es hat mit voran gegangenen Weichenstellungen im Leben zu tun. Ein weiteres Beispiel: Wie alle junge Mädchen interessiert sich Anneliese Michel z. B. für die aktuelle Hitparade oder für Mode. Dass sie – wie andere junge Frauen – Hosen tragen darf, vor allem im Winter, wenn es draußen kälter ist, wird ihr jedoch von den Eltern nicht erlaubt.

Anstatt entweder sich durchzusetzen und den Konflikt durchzustehen oder eben den Eltern durch eine bewusste Entscheidung nachzugeben, hält sich Anneliese harmoniebedürftig an einer angeblichen Marieneingebung fest. Ihre Mutter erzählt: “Da hat die Muttergottes mit ihr gesprochen und hat gesagt, sie sollte keine Hosen tragen, da wär man wie ein Mann und sie möchte das nicht haben. Da hat Anneliese keine mehr angezogen”


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Die letzten Rätsel der Menschheit

18.10.2010 um 21:38
@CosmicQueen
@FaIrIeFlOwEr
Zur allgemeinen Information: Jeder Obduktionsbericht enthält neben einer ”unmittelbaren Todesursache” die ”vorangegangenen Ursachen”, z. B. ”Krankheiten, die die unmittelbare Todesursache herbeigeführt haben” sowie andere ”wesentliche Krankheiten”. Nun spielt in dem gerichtsmedizinischen Bericht eine Medikamentendosierung überhaupt keine Rolle. Als Todesursache sind ”Abmagerung”, ”Lungenent-zündung” und ”extreme körperliche Beanspruchung während der letzten Lebenstage” angegeben. Es heißt, ihre Verfassung ”lasse sich am ehesten vergleichen mit der getöteter Lagerinsassen im Zweiten Weltkrieg” . Und im Gerichtsurteil heißt es auf Seite 40 sogar ausdrücklich: ”Jede andere Todesursache ist ausgeschlossen”. Im Gegensatz dazu beharrt die Autorin und Anthropologie-Professorin Felicitas D. Goodman auf ihrer These, dass Anneliese Michel durch das anti-epileptische Mittel Tegretal ”umgebracht” wurde.

Doch bereits bei ihrem Versuch, dies seriös darzulegen, kommen einem unvoreingenommenen Leser erhebliche Zweifel. So muss sie z. B. zugeben, dass Anneliese Michel Ende 1973 nach der medikamentösen Umstellung auf Tegretal sich ”einige Zeit sehr wohl” fühlte. Aus dem Ruder laufen jedoch ihre Deutungen, wenn sie z. B. den großen Exorzismus vom 31.10.1975 mit den Worten beschreibt: ”Die große Austreibungsszene wurde zu einem gigantischen Kampf zwischen der jugendlichen Kraft von Annelieses Gehirn und der Wirkung des Medikaments”. Eine kraftvolle Jugendliche kämpft gegen ein schlimmes Medikament? Nach allem, was man bisher erfahren hatte, spürt man hier den Beginn der Legendenbildung.


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