http://www.spiegel.de/panorama/justiz/0,1518,800581,00.html (Archiv-Version vom 30.11.2011)Vier Jahre Haft
Michael Jacksons Leibarzt zu Höchststrafe verurteilt
Urteil im Jackson-Prozess: Vier Jahre Haft
Conrad Murray hat Michael Jackson fahrlässig getötet - und muss dafür vier Jahre ins Gefängnis. Dieses Strafmaß hat ein Gericht in Los Angeles festgelegt. Der frühere Leibarzt von Michael Jackson habe seinen Patienten im Stich gelassen, gelogen und seine Fehltritte zu vertuschen versucht.
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Los Angeles - Conrad Murray hat nach Auffassung eines Gerichts in Kalifornien für Geld und Prestige seinen hippokratischen Eid verletzt und als Leibarzt Michael Jackson im Stich gelassen. Zudem, so Richter Michael Pastor, zeige Murray keine Reue und schiebe die Schuld auf das Opfer. "Tatsache ist, dass Michael Jackson wegen der Taten von Conrad Murray starb", sagte der Richter am Dienstag vor der Verkündung des Strafmaßes für Murray.
Pastor verurteilte Murray zu vier Jahren Haft. Damit verhängte der Richter die in diesem Fall mögliche Höchststrafe. Eine Aussetzung zur Bewährung lehnte Pastor explizit ab. Angesichts der Überbelegung der Gefängnisse im US-Staat Kalifornien könnte Murray allerdings bereits nach zwei Jahren wieder entlassen werden. Murray, der als Arzt zuvor nie straffällig wurde, könnte später auch unter Hausarrest gestellt werden.
Murray habe bei der Behandlung Jacksons einen schweren Vertrauensmissbrauch begangen, sagte der Richter. Der Angeklagte saß quasi während des gesamten Verfahrens regungslos da und nahm auch das Urteil äußerlich ungerührt entgegen. Die Mutter des Sängers und mehrere Geschwister waren zugegen, als der Richter seine Entscheidung verkündete.
Mit dem Urteil folgte das Gericht der Forderung der Anklage. "Der Angeklagte spielte mit Michael Jacksons Leben russisches Roulette", sagte der Staatsanwalt in seinem Plädoyer. Der Forderung nach einer Haftstrafe schloss sich auch ein Anwalt an, der im Namen von Jacksons Familie eine Mitteilung verlas. Die Angehörigen wollten keine Rache, aber eine harte Strafe. Murrays Anwälte hatten auf eine Bewährungsstrafe gehofft, weil ihr Mandant vor dem Tod Jacksons als Bürger und Arzt unbescholten war. Murray selbst äußerte sich nicht.
Nach dem Urteil zeigten sich Jacksons Angehörige erleichtert. "Wir werden eine Familie sein, wir werden nach vorne blicken", sagte Michael Jacksons Bruder Jermaine. "Wir werden auf Tour gehen, Musik machen und ihn vermissen."
Murray sah sich als Opfer
Eine Jury hatte den früheren Jackson-Leibarzt am 7. November einstimmig der fahrlässigen Tötung für schuldig befunden. Fans und die Familie des Popstars brachen nach der Entscheidung vor dem Gerichtsgebäude in Freudenrufe aus.
Murray verbreitete nach dem Schuldspruch seine Sicht der Dinge via TV-Interview. Er sei in eine Falle gelockt worden, sagte er dem britischen Sender Channel 4 und in der amerikanischen NBC-Show "Today". Er sei unter falschen Voraussetzungen eingestellt worden, behauptete der 58-jährige Arzt.
Murray und der Sänger hatten sich 2006 in Las Vegas kennengelernt. Im Mai 2009 folgte Murray dem Megastar nach Los Angeles. Dort sollte er ihn während Jacksons geplanten "This Is It"-Konzerten in London betreuen. Dafür lockte ein stattliches Gehalt: Monatlich 150.000 Dollar sollte Murray bekommen. Doch bereits wenige Wochen später, am 25. Juni, starb Michael Jackson.
Die Jury sah es als erwiesen an, dass Murray seinem Patienten versehentlich eine tödliche Dosis des Betäubungsmittels Propofol verabreicht habe. Laut Anklage hatte der Kardiologe den Sänger dann entgegen ärztlichen Standards unbeobachtet gelassen und damit seinen Tod mitverursacht. Murrays Verteidiger blieben dagegen bei ihrer Version, Murrays Schuld an der Überdosis Propofol sei nicht bewiesen. Der medikamentensüchtige Popstar habe sich das Mittel vermutlich in Abwesenheit Murrays selbst verabreicht.