29.11.2011
Michael Jacksons Leibarzt zu Höchststrafe verurteilt
Conrad Murray hat Michael Jacksons fahrlässig getötet - und muss dafür vier Jahre ins Gefängnis. Dieses Strafmaß hat ein Gericht in Los Angeles festgelegt. Der frühere Leibarzt von Michael Jackson habe seinen Patienten im Stich gelassen, gelogen und seine Fehltritte vertuschen wollen.Los Angeles - Ein Gericht in Kalifornien hat Michael Jacksons Leibarzt Conrad Murray zu vier Jahren Haft verurteilt. Damit verhängte Richter Michael Pastor die in diesem Fall mögliche Höchststrafe. Eine Aussetzung zur Bewährung lehnte Pastor explizit ab. Murray saß wie quasi während des gesamten Verfahrens regungslos da und nahm auch das Urteil äußerlich ungerührt entgegen.
Mit der Entscheidung folgte das Gericht der Forderung der Anklage. "Der Angeklagte spielte mit Michael Jacksons Leben russisches Roulette", sagte der Staatsanwalt in seinem Plädoyer. Der Forderung nach einer Haftstrafe schloss sich auch ein Anwalt an, der im Namen von Jacksons Familie eine Mitteilung verlas. Die Angehörigen wollten keine Rache, aber eine harte Strafe. Murrays Anwälte hatten auf eine Bewährungsstrafe gehofft, weil ihr Mandant vor dem Tod Jacksons als Bürger und Arzt unbescholten war. Murray selbst äußerte sich nicht.
"Tatsache ist, dass Michael Jackson wegen der Taten von Conrad Murray starb", sagte der Richter. Der Arzt habe seinen hippokratischen Eid verletzt - für Geld und Prestige. Murray habe Jackson im Stich gelassen, zeige keine Reue und schiebe die Schuld auf das Opfer.
Eine Jury hatte den früheren Jackson-Leibarzt am 7. November einstimmig der fahrlässigen Tötung für schuldig befunden. Fans und die Familie des Popstars brachen nach der Entscheidung vor dem Gerichtsgebäude in Freudenrufe aus.
Murray verbreitete nach dem Schuldspruch seine Sicht der Dinge via TV-Interview. Er sei in eine Falle gelockt worden, sagte er dem britischen Sender Channel 4 und in der amerikanischen NBC-Show "Today". Er sei unter falschen Voraussetzungen eingestellt worden, behauptete der 58-jährige Arzt.
Murray und der Sänger hatten sich 2006 in Las Vegas kennengelernt. Im Mai 2009 folgte Murray dem Megastar nach Los Angeles. Dort sollte er ihn während Jacksons geplanten "This Is It"-Konzerten in London betreuen. Dafür lockte ein stattliches Gehalt: Monatlich 150.000 Dollar sollte Murray bekommen. Doch bereits wenige Wochen später, am 25. Juni, starb Michael Jackson.
Die Jury sah es als erwiesen an, dass Murray seinem Patienten versehentlich eine tödliche Dosis des Betäubungsmittels Propofol verabreicht habe. Laut Anklage hatte der Kardiologe den Sänger dann entgegen ärztlichen Standards unbeobachtet gelassen und damit seinen Tod mit verursacht. Murrays Verteidiger blieben dagegen bei ihrer Version, Murrays Schuld an der Überdosis Propofol sei nicht bewiesen. Der medikamentensüchtige Popstar habe sich das Mittel vermutlich in Abwesenheit Murrays selbst verabreicht.
ulz/dpa/dapd
http://www.spiegel.de/panorama/justiz/0,1518,800581,00.html (Archiv-Version vom 30.11.2011)