Fantasy-RPG Chroniken vom Zeitalter des Schreckens Buch 1
17.01.2015 um 00:01
Noch immer stand Medraut da und wartete. Eigentlich rechnete er mit einem Schlag..einem Kampf. Deswegen traf ihn die Stimme aus der Dunkelheit auch völlig unerwartet.
"Ich bin enttäuscht von Dir, Medraut."
Medraut sah sich um. Da stand er. In voller Rüstung, den Helm unter den Arm geklemmt, eine Flut grauer Haare wallte über seine Schultern...sein Ritter, sein Lehrer.
"Aber.." Medraut schluckte. "Bitte...Cernach..hilf mir!" er streckte seine Hand nach seinem alten Lehrer aus, doch der schüttelte unnachgiebig den Kopf.
"Nein Medraut, ich kann Dir hier nicht helfen. Und ich will es auch gar nicht. Dein Starrsinn hat DIch hierher gebracht. Dein Starsinn kostet vielen Menschen vielleicht das Leben. Ich habe Dich gewarnt, immer und immer wieder. Doch Du wolltest nicht hören. Vargas mag kein Abgesandter unserer Götter sein, aber er dient einem höheren Wesen. Er hat Einsicht in Dinge, die wir uns nictmal erträumen können. Und Du vergeudest Deine Zeit um Dich aufzulehnen...ich bin so enttäuscht.."
Cernachs Worte taten weh, sehr weh. Medraut holte tief Luft, es zog in seiner Brust. "Cernach.." versuchte er es nocheinmal, aber sein Lehrer war fort und ließ Medraut alleine mit dem Schmerz der Zurückweisung.
Ein leises Lachen ließ ihn herumfahren.
"Oooh...armer kleiner Medraut..ganz alleine. Tja, da siehst Du mal, keiner will Dich. Nichtmal Dein alter Lehrer. Du bist selbst für ihn nichts wert, da hatte mein Vater schon recht..Du bist nichts. Aber vielleicht.." es war Lydia..oder ihr Abbild, die da aus der Dunkelheit trat. Sie kam aufreizend langsam auf Medraut zu, berührte ihn an der Brust. "Wenn Du lieb zu mir bist..dann könnte ich ihn vielleicht überreden.."
"Nein!" schrie Medraut auf und versuchte sich wegzudrehen, aber der schnelle Griff in seine Haare hielt ihn davon ab.
"Auf die Knie! Runter Du Bastard. Dir werde ich schon Manieren beibringen." es folgte ein hässliches Lachen, Medraut blieb nichts anderes übrig als in die Knie zu gehen..und sah dem Kaufmann ins Gesicht, der ihn einst als kleinen Jungen aufgenommen hatte. Was er alles von ihm gelernt hatte und was Medraut für ihn tun musste, die Gedanken drängte er weg. Er wollte fort. Fort von diesem fettigen Grinsen, der Hand, die ihn umklammert hielt. "Ich werde Dich brechen, Du wirst lernen zu gehorchen!"
"Nein, lass mich." dieser Mann war der Grund, warum es Medraut noch immer schwer fiel, sich unterzuordnen, warum er immer und immer wieder versuchte, sich aufzulehnen. Nocheinmal wollte er nicht so erniedrigt werden, nicht nocheinmal wollte er vor einem Menschen knien und betteln. Doch die Hand hinderte ihn am aufstehen und es war ihm, als wären seine Beine bleischwer. Das konnte nicht sein.
"Na komm, Du schaffst das..warte, ich helfe Dir.." diese Stimme..das war..Medraut sah hoch und tatsächlich sah er in das Gesicht des Mannes, den er schon seit langem vermisste. "Meddwyn." flüsterte Medraut.
"Na los, wie lange willst Du hier noch rumsitzen? Steh endlich auf." Medraut meinte, das Herz müsse ihm in der Brust zerspringen. Sein geliebter Meddwyn...der junge Bauer, der nichts lieber wollte als zur See zu fahren. Ob er es geschafft hatte?
"Komm, wir brauchen Dich."
"Ich kann nicht Meddwyn. Ich will nicht. Sie behandeln uns wie...leblose Kampfmaschinen. Das geht nicht. Ich will mein Leben nicht nutzlos einer Sache opfern, von der ich nicht überzeugt bin."
"Ach was. Du musst, glaub mir..bitte Medraut..bitte.." Meddwyns Stimme wurde leiser, langsam nahm sein Gesicht eine graue Färbung an, die Augen verfärbten sich rot.
"NEIN!" Medraut sprang auf. Endlich konnte er sich bewegen, aber Meddwyn war fort.
"Meddwyn..nein..nicht Du..nicht Du..bitte..ich muss hier raus..Meddwyn." Medraut suchte die Tür, fand sie und riss sie auf. Er taumelte zurück, durch die Gänge zu den anderen, immer Meddwyns Namen auf den Lippen wie ein Gebet.
Er war leichenblass, als er zurück in die Höhle stolperte. Er fiel vor Aurelia auf die Knie.
"Ich..es tut mir leid..ich wollte nicht, das andere wegen mir leiden. Bitte...ich folge euch. Tut mit mir was ihr wollt. Aber rettet Meddwyn."