Keysibuna schrieb:
Glaube kannst te wie du willst, ich weiß das es keine Geister gibt.
Wow! Und welcher allwissende Gott hat dir diese mystische Offenbarung eingegeben? Empirisch ist eine solche Behauptung jedenfalls nicht zu belegen (weil man eben die Nicht-Existenz von etwas nicht beweisen kann, denn sonst müsste man sämtliche Universen und alle ihre Wirklichkeitszustände kennen; und das könnte eben nur ein allwissender Gott).
Man sollte sich halt nicht nur mit Theorien „über Entstehung der Ahnen- und Totenkulte der Menschen“ beschäftigen, sondern auch mit realen Erfahrungen, die Menschen machen. Natürlich sind solche Erfahrungen intersubjektiv nur über Berichte zugänglich. Und diese Berichte können natürlich auch erdichtet und erlogen sein oder sie können vielleicht subjektiv ehrlich gemeint sein, aber trotzdem auf Täuschung beruhen. Wenn man solche Lügen oder Täuschungen in einem konkreten Fall konkret nachweisen kann – prima! Aber einfach einen Generalverdacht über alle solche Berichte zu verhängen und von vorneherein zu behaupten, dass „alles“ nur auf solchen Lügen, Täuschungen, Wunschdenken etc. pp. beruht, kommt einem Zirkelschluss gleich: „Es gibt keine Geister, und der Beweis dafür ist, dass alle Berichte, die dies nahelegen könnten, auf falschen Aussagen oder Täuschungen beruhen. Und der Beweis dafür, dass alle diese Berichte auf falschen Aussagen oder Täuschungen beruhen müssen, liegt in der Tatsache, dass es keine Geister gibt.“
Das ist jedenfalls die wahre Skepsis noch nicht, die sich nicht auch gegen sich selber kehrt, und ein Skeptiker, so scheint mir, ist eigentlich nicht, wer nur das Vorschriftsmäßige glaubt und seine Augen vor allem hütet, was seine Tugend gefährden könnte, sondern wer, populär gesprochen, Verschiedenes für möglich hält. Nicht „alles“ für möglich hält, aber doch mehr, als wir uns gegenwärtig erklären könnten. Und kein ernstzunehmender Wissenschaftler würde behaupten, dass wir bereits alles wissen und alles erklären können. Denn sonst bräuchten wir auch keine Wissenschaften mehr, die bisher noch nicht vorhandenes Wissen erst schaffen.
Vielleicht gibt es keine Geister, vielleicht gibt es sie. Wir können das nicht wissen. Wir können aber wissen – wenn wir es wollen und unsere Augen nicht bewusst verschließen - , dass unsere Wirklichkeit doch ein wenig komplexer ist als ein primitiver Materialismus und Psychologismus, wie sie hier so gerne gepflegt werden, sich das so naiv vorstellt.
Hier ein paar Bücher (leider fast alle nur auf englisch), die nahelegen, dass nicht alles so einfach ist, wie es sich ein paar Leute machen wollen. Viel Spaß beim Lesen (und ein gutes neues Jahr 2013!):
Frederic W.H. Myers, Human Personality and its Survival of Bodily Death, London, New York and Bombay: Longmans, Green & Comp., 1903
(kann man auf Archive.org auch online lesen:
http://archive.org/details/humanpersonality01myeruoft)
Stephen E. Braude, Immortal remains : the evidence for life after death, Lanham, Maryland: Rowman & Littlefield, 2003
Edward F. Kelly, Emily Williams Kelly, Adam Crabtree, Alan Gauld, Michael Grosso, and Bruce Greyson, Irreducible Mind: Toward a Psychology for the 21st Century, Lanham, Maryland: Rowman & Littlefield, 2007
Und auf deutsch (allerdings hoch philosophisch und anspruchsvoll) zur philosophischen Frage nach der Möglichkeit der Unsterblichkeit der Seele ein Buch des ungarischen Jesuiten und Philosophen Béla Weissmahr:
Béla Weissmahr, Die Wirklichkeit des Geistes: eine philosophische Hinführung, Stuttgart: Kohlhammer, 2006.