Urban Legends
01.09.2010 um 10:24
Aus der Sicht des Mörders
Es ist ein Segen der modernen Medizin: Organ-Tansplantationen retten Leben. Die Schattenseite dieser grandiosen Erungenschaft der Neuzeit ist der illegale Organhandel, immer wieder erschüttern entsprechende Pressemeldungen und Horrorgeschichten die Öffenlichkeit.
Ralf R. seines Zeichens erfolgreicher Bauunternehmer berührte diese Thematik nur peripher, erfreute es sich doch bester Gesundheit, bis zu dem Tag als mehrere unglückliche Zufälle Ihn zur flaschen Zeit am falschen Ort sein ließen: Zu nahe stand er am unter Hochdruck stehenden Schlauch des Kalksilos, als dieser platzte, und sich eine große Wolke ungelöschten, stark ätzenden Kalks um den Geschäftsmann schloß. Der Kalk verbrannte ihn beide Augen, er war nahezu blind auf beiden Augen. " Die einzige Möglichkeit, ihnen wieder etwas Sehvermögen zu geben, wäre eine beidseitige Netzhaut-Transplantation - aber das kann Jahre dauern, bis wir die passenden bekommen" sagte der Chefarzt der Augenklinik zu Ihn.Seine Verzweiflung über sein erlittenes Schicksal, gepaart mit seiner zu tiefst verinnerlichten Arroganz, sich für Geld einfach alles kaufen zu können, trieb ihn zu den Entschluß,sich das illegal zu besorgen, was er auf normalen Wege nicht sofort bekommen konnte. Die Geschäftskontakte, die Er sich im Laufe der letzten 20 Jahre aufgebaut hatte, waren nicht nur redlicher Natur, und schon wenige Wochen später saß er in einem Flugzeug. Ziel seiner Reise war ein südamerikanisches Land,ein Staat, in dem nicht viel gefragt, wenn genug bezahlt wurde.
Die OP war ohne Komplikationen verlaufen, und bereits nach wenigen Wochen hatte er schon wieder sog. Kontrastsehvermögen, nach gut einem Jahr war er mit Hilfe einer starken Brille wieder voll berufsfähig.Die Alpträume, die ihn seit Monaten nahezu Nacht für Nacht plagten, ignorierte er zunächst, schon sie auf zuviel Stress im Beruf, schließlich hatte er einiges Aufzuholen. Doch die Alpträume blieben, wurden immer schlimmer. Noch nicht mal große Mengen an hochprozentigen Alkohol verhalf ihn zu einer ruhigen Nacht, hieß es doch das volltrunkene Menschen nicht träumen. Gräßlichste Bilder geißelten Ihn in seinen Träumen, von grauenvoll verstümmelten Leichen, von Menschen die bestialisch ermordet wurden. Oftmals hatte er noch tagsüber die Schreie der Opfer in seinen Ohren, hatte selbst tagüber die Bilder von ausgeweideten Frauenkörpern vor seinen Augen.
Längst hatte ihn sein Psychologe als " austherapiert" zum Stammkonsumenten schwerster Psychopharma verkümmern lassen,stand er berufsunfähig und nahezu völlig mittellos am Rande des Abgrundes.
Er wusste nicht, was ihn auf den Rummelplatz getrieben hatte, aber hier gab es wenigsten billigen Schnaps. Das Zelt der alten Zigeunerin nahm er zunächst nicht wahr, doch nach einigen Gläsern Alkohol machte er sich auf den Weg dorthin. Die Alte began ihre Sitzung mit allerlei Hokus-Pokus,immer mehr began sie, auf Ralf R. einzureden. Das Kerzenlicht, das intensive, berauschende Räucherwerk und der Alkohol raubten Ihn förmlich das letzte bißchen Denkvermögen. " Das Böse sitzt in deinen Augen - reiß´sie Dir raus!" beschwor ihn die Alte immer wieder.Unter lauten, ständigen Wiederholen dieses einen Satzes, und mit diabolischen Gesten reichte die Zigeunerin dem Mann einen rostigen, scharf geschliffenen Löffel, mit dem er sich schließlich wie in Trance selbst seine eigenen Augen aus den Höhlen schnitt.
Völlig erblindet und als " geisteskrank" eingestuft verbrachte Ralf R. den Rest seines Lebens in der geschlossenen Psychiatrie.
Ein Journalist, der seinerzeit den Fall des einstigen Self-Made-Millionärs recherchierte fand nach über 3 Jahren Beweise dafür, das die damals bei Ralf R. tansplantierten Netzhäute die eines Serienmörders waren, der jahrelang in ganz Südamerika sein grauenvolles Unwesen getrieben hat, bis er schließlich selbst Opfer wurde: Opfer der Organ-Mafia.