@MailoIch denke das Problem - jetzt wo ich es noch mal recht überdenke - ist tiefgreifenderer Natur. Im ältesten Evangelium, in dem des Markus nämlich, wird gar nix über seine Geburt gesagt, was schon eigenartig anmutet, wenn wir bedenken, wie außergewöhnlich und bedeutsam sie sich bei Lukas gestaltet. Selbst Theologen schlussfolgern, dass man versuchte, hier ein wenig nachzuhelfen, indem man diesen Part erfindet, um ihm die heilige Aura zu verleihen - schließlich ist die Geburt ja eines der wichtigsten Ereignisse im Leben, mit ihr fängt es an. Woher hat man damals meistens Elemente des eigenen Werkes genommen? Aus älteren Erzählungen - so ist es ja heute noch (ich persönlich lese zum Beispiel nicht zuletzt, um dadurch einige Anregungen und passende Wendungen für meine Texte zu erhalten)!
Ich würde nicht soweit gehen wie
@D-Bremer, der hier gleich Indizien für den Ursprung des Maria Mythos in einer von einer unbekannten Hochkultur vorgenommenen künstlichen Befruchtung sieht, zumal es wesentlich pragmatischere und leichtere Erklärungen gibt.
Der Punkt, der hier ersichtlich wird, ist wohl am ehesten die Tatsache, dass die Geschichte von der jungfräulichen Geburt dem früheren Kulturgut der antiken Völker entnommen wurde, welche womöglich ebenfalls auf einem älteren Bericht aufbaut. Demgemäß müssen wir - damit wir uns mit dem Entstehungsweg an sich befassen können - erst einmal den Prototyp des Mythos finden, wozu es zunächst von Nöten zu sein scheint, die älteste Erwähnung einer jungfräulichen Befruchtung zu finden und anschließend nach eventuellen Parallelen und Verbindungen zu anderen uns Bekannten zu untersuchen (so wie das Gilgamesch Epos als Vorlage für Noahs Sintflut diente).
Bei der Suche nach dem Ort für den Ursprung des Mythos richtet sich mein Blick auf Ägypten, was sich dadurch begründet, dass es mir einmal zu Ohren kam, dass es angeblich eine Vita der Isis gibt, die von einer jungfräulichen Zeugung des Horus spricht. Normalerweise kennen wir Osiris als seinen Vater, jedoch wäre hier zur Klärung der Überlegungen das Fachwissen der Ägyptologie gefragt.
Als zweites Ursprungsgebiet für die Geschichte böte sich das Zweistromland Mesopotamien an, welches auch genauere Betrachtung verdient.