Emmerich schrieb:
Hast du Verständnis für diejenigen, denen der Standort des Zeltes immer schon suspekt war? Ich frage das, weil das Motiv für Pavlov, das Zelt nach unten zu verlegen, Kern seiner Theorie, doch anscheinend der Unwille war, diesen ungewöhnlichen Standort zu akzeptieren. Ein erfahrener Skiwanderer, leider fällt mir sein Name gerade nicht ein, wurde (zu finden auf dyatlov.com) gefragt, wie oft er in dreißig Jahren sein Zelt am Hang aufgeschlagen habe statt unter der Waldgrenze in der Nähe eines Flußlaufes, Antwort: nie.
Warum wurde "Ein erfahrener Skiwanderer" gefragt, und nicht die Akten nachgeschaut?
Im Winter 1958 hatte Dyatlow an einem Wandertour (Kategorie 3) teil genommen. Der Gruppenführer bei ihm war Moisei Akselrod.
Moisei Akselrod war auch mit der Suchtrupp am Pass. Seine Aussage steht in den Akten:
"Было ли решение о ночлеге на голом месте (я сознательно избегаю слово склон, т.к. считаю, что склон, как таковой, не сыграл никакой роли в их гибели) обоснованным? На мой взгляд да. Почему?
В прошлом году, на Приполярном Урале, у нас было четыре такие ночлега. Все они были в таких условиях, когда соображения безопасности группы диктовали необходимость останавливаться там, где есть место, пока ещё есть светлое время поставить палатку. Это было в сильные (-25 - 30° Ц) морозы и никаких поводов к тому, чтобы признать это решение тактически неверным не было. Так что у Дятлова были прецеденты....."
"War die Entscheidung übernachten an einer kahle Stelle (ich vermeide bewust das Wort Hang, weil ich glaube der Hang keine Rolle bei ihrem Tod gespielt hat) gerechtfertigt? Meiner Meinung nach ja. Wieso den?
Im vergangenen Jahr auf dem Supolar Ural hatten wir vier solche Übernachtungen. Alle waren unter solchen Bedingungen, dass die Sicherheitsaspekte der Gruppe die Notwendigkeit zu stoppen diktiert, wo es einen Ort gibt, während es eine helle Zeit ist, ein Zelt zu setzen. Es war in dem starkem (-25 - 30 ° C) Frost, und es war kein Grund diese Lösung taktisch falsch zugeben. So hatte Dyatlov Präzedenzfälle......."
Bestimmt hat Pavlov dass gelesen, aber dass passt nicht in, schon im Kopf, gemaltes Bild.
Emmerich schrieb:
Ich versetze mich in Pavlov, er denkt: Es hat nur Vorteile, das Zelt nahe dem Lozwa-Zufluß, unterhalb der Waldgrenze zu bauen; da gibt’s Wasser, Brennholz, man kann den Zeltfirst an Bäumen fixieren (plus ein paar Handbreit mehr Höhe im Zelt), man kann den Ofen installieren, man kann an einem Feuer Essen zubereiten. Am nackten Hang hängt der Zeltfirst, an Skiern statt an Baum-Ästen fixiert, viel tiefer, hängt auch mehr durch (wahrscheinlich so sehr, daß man schon allein darum den Ofen nicht aufbauen kann), die Damen können sich noch nicht mal bei Bedürfnissen sittsam ins Gehölz schlagen, wir haben das Jahr 1959. Oben dürfte das Zelt nicht stehen. Selbst wenn eine Geländewelle für Windschatten sorgte.
Klar, unten gabs jede Menge Vorteile. Aber dafür müsten sie runer gehen, und ca.300 Meter in der Höhe verlieren. Und Morgens wieder die 300 Meter hoch steigen mit allem was sie hatten. Dass kostet Zeit und Kraft. Dass wolten sie sparen und dass ist nicht ungewönlich.
Emmerich schrieb:
Die Djatlowisten wußten das alles, sie waren erfahren. Es gibt Kite-Surfer, die haben schon mit Anfang Zwanzig jede namhafte Kite-Surf-Domäne von Hawaii bis Rügen gesehen. Anfangzwanzigjährige, die schon mit mehreren olympischen Medaillen behangen sind! Im Sportbereich kann man häufig trotz „Jung-an-Jahren“ durchaus von „erfahren“ sprechen.
Erfahren nicht unbedingt. Jeder von den hatte insgesammt 4-5 Winterwandertouren 1. und 2. Kategorien. Nur Dyatlow hatte ein Wintertour 3. Kategorie. Ist es genug um Erfahren zu sein?
Emmerich schrieb:
Ich berichte weiter aus Pavlovs Gehirn: Es geht mir nicht in den Kopf, warum sie jeden Tag 14 oder 18 Kilometer zurücklegen, am 1. Februar aber nur eineinhalb Kilometer (oder wieviel es waren…). Was veranlaßt die nach mehreren Tagen allmählich erschöpften Wanderer nach dem Kraftakt, unter diesen Wetterbedingungen ein Zelt abzubauen, zu dem weiteren Kraftakt, es nach so kurzer Strecke wieder aufzubauen? Energieverschwendung. Zu spät losgegangen, einbrechende Dunkelheit, zu viel Wind von vorne, hm. Am 31. Januar waren sie bereits in diese Richtung gegangen und wieder auf die Auspyia-Seite zurückmarschiert, sie wußten in etwa, wie’s auf dem Kholat aussieht und was sie dort erwartet…
Pavlov wollte dieses „Ärgernis“ aus dem Weg räumen. Dieses Motiv kann ich nachvollziehen. Vielleicht kam die Idee mit dem Baum von Teddy, und die grand theory war geboren: Die Verletzungen von Dubinina und Solotarjew werden mit dem Baum erklärt, der Baum muß dann zwangsläufig unterhalb der Waldgrenze stehen, der Rest ist Wissenschaft. Mit dieser Motivanalyse ist natürlich nichts über die Qualität der Theorie gesagt.
Ich verstehe, dass Pavlow die Ungereimtheiten erklären wollte. Aber es geht auch mit aneren Argumenten.
Original anzeigen (0,7 MB)https://i.imgur.com/u5xJYec.jpgDie Gruppe geht dem Flüss Auspija entlang (sagen wir einfach von Ost nach West). Ihr Lager (Labaz) wolten sie an der Auspijaseite machen, damit sie mit wenig Gepäck über den Pass und in die Berge gehen konnten. Labaz soll ünbedingt in der Nähe des Passes gemacht werden, weil nach der Kurztour Pass-Otorten-Pass (von Süd nach Nord und zurück), gehen sie weiter richtung West und Süd(rote Pfeil).
Am 31.02.59 kamm die Gruppe an ca. Punkt 1. Sie wollten Labaz machen und weiter (2) so weit wie möglich richtung Otorten gehen. Aber oberhalb der Waldgrenze haben sie keine Möglichkeit gefunden ein Labaz zu machen. Es war auch sehr windig da. Deswegen haben sie entschieden runter nach Süden in den Wald zu gehen um da ein Labaz zu machen und übernachten. Am nächsten Tag haben sie bestimmt ein paar Leute richtung Pass geschickt um die Wetterbedienungen zu erfahren. Wetterbedienungen waren schlecht und sie müsten warten. Nachmittag haben sich die Wetterbedienungen verbessert, und sie sind gestartet. Aber je höhe man ging, desto schlechter wurde die Sicht und der Schneesturm. Sie sind angehalten und haben den Zelt aufgebaut.
So einfach ist dass.