http://www.stuttgarter-nachrichten.de/stn/page/1829523_0_9223_-vampirkult-in-deutschland-draculas-erben-sind-unter-uns.htmlEinfach mal zu ner Veranstaltung gehen..so etwa wie hier...
http://wiki.benecke.com/index.php?title=2003-01-24:_Congress_of_the_German_Dracula_Society_in_Steinbach (Archiv-Version vom 18.09.2011)aus WELT.DE
"Man glaubt wieder an Untote"
Von Andrea Huber 8. Dezember 2009, 04:00 Uhr
Woher kommt die Idee des Vampirs, und wieso sind Blutsauger so energiereich? Autor Mark Benecke weiß es
Mark Benecke (39) ist Kriminalbiologe und Vorsitzender der Dracula-Gesellschaft. Gerade ist sein Buch "Vampire unter uns!" erschienen (Edition Roter Drache, 12 Euro). Mit ihm sprach Andrea Huber.
: Nachtgestalten deutet die Psychoanalyse als Geschöpfe, die der Fantasie furchtsamer Geister entspringen. Sind Sie mit solchen Deutungen einverstanden?
Mark Benecke: Aber voll! Normalos lachen ja nur über Gestalten der Nacht. Nur die Furchtsamen, Gequälten, Missbrauchten und eben darum so anderen erlauben den eigentlich rein geistigen Dämonen, in ihre Wirklichkeit einzudringen. Manche Menschen integrieren das Düstere in ihr Leben und machen etwas Spannendes daraus, andere werden verschlungen. Generell reichen die Motive des Vampirismus in die tiefsten Regionen des Menschseins: ewige Liebe, ewige Verbundenheit, ewiger Hass, ewiges Leben.
DIE WELT: Der Blutsauger ist sexy, doch seine Liebe gefährlich.
Benecke: Liebe ist das absolute und zentrale Motiv im Vampirismus. Dass bei der "Bis(s)"-Saga und auch beim viktorianischen Dracula der Sex etwas Drängendes, weil Unterdrücktes ist, finde ich recht, sagen wir mal, spannungsgeladen und angemessen.
DIE WELT: Wann entstanden Vampir-Mythen im Südosten Europas?
Benecke: Die Sache mit Südosteuropa kommt nur daher, dass die Österreicher im 18. Jahrhundert Ausgrabungen in Serbien erlaubt haben, bei denen dann "tatsächlich" die Toten angeblich unverwest waren. Allerdings waren das normale Leichen-Erscheinungen, das heißt, das wundersam flüssige Blut war einfach Fäulnisflüssigkeit. Leichen haben nicht wie geschlachtete Tiere stockendes Blut im Körper, sondern ein flüssiges Gemisch, das durch Hämoglobin und farbige Bakterien oft rotbraun ist. Auch dass die Leichen damals "vollgefressen" waren, hat nichts mit Nahrungsaufnahme zu tun, sondern damit, dass Leichengase sie aufblähten. Da die Story mit den Enterdigungen aber offiziell wurde und auch vom berühmten Theologen Augustin Calmet und an der Uni Leipzig 1732 aufgegriffen wurde, verbreitete sich der Glaube an unzersetzte Vampire für uns aus Südosteuropa her. Aber man glaubt weltweit an Untote.
DIE WELT: Sind die Vampire ins Legenden-Leben gerufen worden, weil man Schuldige brauchte, die für Schicksalsschläge büßen mussten?
Benecke: Das höre ich oft, und es könnte auch gut sein, wenn beispielsweise Infektionskrankheiten plötzlich ausbrechen. Man will dann etwas tun, und die Maßnahmen - beispielsweise gegen kürzlich nicht genügend Verstorbene - wirken ja auch scheinbar: Die Grippewelle hört irgendwann auf. Ist eigentlich dasselbe wie Homöopathie oder über tote Katzen springen: Das "hilft" insofern, als dass erstens keine Gifte verwendet werden und zweitens sehr viele Krankheiten ohnehin von selbst verschwinden. Das könnte auch den Knoblauch erklären - der ist ja ein bisschen gesund.
DIE WELT: Woher stammt der Aberglaube, das Trinken von Blut spende Energie?
Benecke: Vom flüssigen Blut in den Leichen und der Gasblähung. Ist auch nachvollziehbar: Jemand wird schlank beerdigt; holt man ihn eine Woche später aus dem Grab, ist er fett, und aus dem Mund läuft Blut. Dass die Vampire in der ländlichen Überlieferung gar nicht zum Blutsaufen aus dem Grab können, wurde erst durch Bram Stoker, den Autor des Romans "Dracula", 1897 gelöst: Seit Stoker können die Vampire den Sargdeckel, meist in Grüften, öffnen und mit ihrem echten Körper herumstreunern. Die Sache mit der Energie-Armut wird ebenfalls erst mit Stoker und Hollywood richtig wichtig - da ist der Graf aus sehr nachvollziehbaren Gründen depressiv, also energiearm. So erklärt sich übrigens auch das Interesse an Vampiren von Gothics, die ja öfters niedergedrückt und schlapp sind. In Südosteuropa sind Vampire (dort: Strigoi und Moroi) nicht gerade matt, sondern hatten schon zu Lebzeiten einen ,,bösen Blick".
DIE WELT: Und was erwartet Neumitglieder in der Transsylvanian Society of Dracula, der Sie vorstehen?
Benecke: Das ist eine Gruppe von Käuzen, die sich über alles unterhält, was mit Vampiren, alten Schlössern oder Transsylvanien zu tun hat: beispielsweise über Kino und Vampirbücher, aber auch Geschichte, Geografie, Gruselmusik, messbare Vorgänge in ängstlichen Gehirnen, Vampirfledermäuse, Pfählungstechniken, die psychologische Kriegsführung von Vlad III. oder Kriminalbiologie, hier also Fäulnisvorgänge bei Leichen. Ist also für jeden was dabei.
@Revial so nu, das sollte Antwort genug sein... für den Moment
:)