HerkulesPorrez schrieb:Isaak wird in der Bibel selber auf 1900 v. Chr. datiert, von Abraham nimmt man ca. 2000 v. Chr. an.
HerkulesPorrez schrieb:Ich verstehe auch nicht, wie man bei Isaak auf 1900 v. Chr. kommt, steht so bei wikipedia:
Wikipedia: Isaak (Erzvater)
Müsste ich mir noch mal in Ruhe durchlesen.
In der Bibel steht, daß König Salomo im vierten Jahr seiner Regierungszeit damit begann, den Tempel zu bauen. Wann war dies? Nun, die Bibel berichtet, daß sowohl David als auch sein Sohn Salomo jeweils vierzig Jahre lang König gewesen waren. Die Zahlen klingen rund, und die Vierzig ist biblisch eine besondere Zahl, geradezu eine vollkommene. Mose entschied sich mit 40 Jahren für sein Volk, führte es mit 80 aus Ägypten, starb mit 120, die Wüstenwanderzeit der Israeliten dauerte 40 Jahre, die Fastenzeit Jesu in der Wüste 40 Tage... Zweifel sind angebracht (wenn man nicht gleich an der Historizität von David und Salomo zweifeln mag). Aber dennoch, nehmen wir mal Salomos 40 Jahre einfach an.
Nach Salomos Tod zerbrach das Davidisch-Salomonische Königreich in zwei Nachfolgestaaten, Israel im Norden und Juda im Süden. Der Zeitpunkt hierfür ist nicht sicher, aber klassisch schwanken die Angaben zwischen 932 und 927 v.Chr. Fünf Jahre Ungenauigkeit tun nicht weh. Salomo trat also im Jahr 972...967 v.Chr. die Herrschaft an. Sein viertes Regierungsjahr war also 969...964 v.Chr. Damit ich jetzt nicht ständig diese Zeitspanne schreiben muß, nehme ich mal meine eigene Datierung, 965 v.Chr. Der Tempelbaubeginn unter Salomo in dessen vierten Regierungsjahr fällt auf das Jahr 965 v.Chr.
Nun sagt die Bibel, das Jahr des Tempelbaubeginns lag 480 Jahre nach dem Auszug Israels aus Ägypten. Demnach wäre Mose mit seinen 80 Jahren und den Israeliten im Schlepptau im Jahr 1435 v.Chr. durchs Schilfmeer gezogen, weg von Ägypten. Wie lange nun waren die Israeliten in Ägypten? die Bibel nennt dafür zwei Jahresangaben, 430 bzw. 400 Jahre. Allerdings sagt Gott dem Abraham an, daß seine Nachkommen 430 Jahre lang in Ägypten leben werden, und später heißt es, daß die Israeliten 400 Jahre lang den Ägyptern dienen mußten. Nun heißt es aber, daß Jakob/Israel mit seiner Familie in Ägypten ankam, zunächst freundlich und bevorzugt behandelt wurde, erst nach dem Tod Jakobs und Josefs sowie des da amtierenden Pharaos habe sich das unter dessen Nachfolger geändert. Nehmen wir also an, im Jahr 1865 kam Jakob mit Family nach Ägypten, und im Jahr 1835 setzte die Unterdrückung ein.
Jakob nun starb laut Bibel mit 147 Jahren, ausdrücklich nachdem er 17 Jahre in Ägypten gelebt hat. Er muß also 130 gewesen sein, als er nach Ägypten kam. Damit ist das Jahr seiner Geburt 1995 v.Chr. Sein Vater Isaak soll da 60 gewesen sein, geboren wurde er demnach 2055 v.Chr. Zu der Zeit war dessen Vater Abraham 100 Jahre alt, was das Jahr seiner Geburt ins Jahr 2155 v.Chr. verlegt.
Man kann nun noch weiter zurück rechnen, da von Adam bis Abraham sämtliche Vateralter für die Geburt des Sohnes angegeben sind, zumindest sich rekonstruieren lassen. Mithin wäre Abraham im Jahre 1946 ab Erschaffung Adams geboren. Das wäre das Jahr 4101 v.Chr. Wir befänden uns damit im Jahr 6114 ab Adams Geburt. Und die Sintflut, das zur Vollständigkeit, setzte im Jahr 2445 v.Chr. ein.
Natürlich kann man diese Zahlen nicht ernst nehmen, nicht nur Davids und Salomos ideale Regierungsdauer. Aber wenn man Bock hat, kann man praktisch jedes biblische Ereignis in ne Art Weltkalender übertragen - das gibts wirklich als Leporello oder als dekoratives Wandbild von mehreren Metern.
OK, es gibt ein paar Schwierigkeiten. Das Alter Noahs bei Sems Geburt schwankt um zwei Jahre, der Ägyptenaufenthalt um 30 (außer, man nimmt meine salomonische Lösung). Vor allem aber, zählt man die Jahresangaben von Josua (Einzug ins Land) bis Salomos viertem Jahr zusammen, fehlen nicht nur einige Jahresangaben (der Priester Eli regierte als Richter sein ganzes Leben, starb 90 jährig, aber wann begann sein Richteramt?), man kommt mit allen Angaben und vagen Schätzungen für die fehlenden Jahresangaben ("Saul regierte [fehlt] Jahre") auf so viel Jahre, daß zwischen Auszug und Tempelbau nicht 480 Jahre liegen, sondern fast 700. Ist Abraham also 2365 v.Chr. geboren?
Na wie gesagt, diese Jahreszahlen sind ohnehin nicht wirklich ernst zu nehmen, sondern nette Spielerei (und für die Textanalyse wichtig, denn man kann mit der Diskrepanz zu der 480-Angabe bei Salomo herausfinden, welche Textpassagen im Buch der Richter sekundär sein müssen, weil man ohne diese sauber auf die 480-Rechnung kommt).
Aber genau das ist es: die biblischen Zeitangaben, so genau sie für die nachsalomonische Königszeit sind; trotz kleinerer, aber rekonstruierbarer Fehler kann die israelitische Königszeit mit ägyptischer und vor allem mesopotamischer Chronologie abgeglichen werden und stimmt auffallend genau, was z.B. assyrische Erwähnungen israelitischer Könige für das xte Regierungsjahr des Assyrerkönigs soundso betrifft. Nur eben, je weiter wir in die Vergangenheit zurückgehen, desto unsicherer werden die Zeitangaben, selbst die Historizität der Figuren. So tragen die zwölf Söhne Jakobs, Väter der zwölf Stämme Israels die Stammesnamen als Personenname, wobei manche Stämme ihren Namen nach der Gegend haben, in der sie sich später angesiedelt haben. Oder wenn Abraham zu einem Philisterkönig geht, dann ist das ein Anachronismus, da die Philister erst gegen Ende des 2.Jt. v.Chr. dort siedelten, wo Abraham sie besucht haben soll. Und wenn Kamele als Besitz bzw. als Reittier erwähnt werden, so geht das auch nicht vor dem ersten Jahrtausend, wo diese Tiere erst domestiziert wurden. Auch die Patriarchatsform, die uns in den Erzvätergeschichten begegnet, trat erst beim Wechsel von Bronze- zu Eisenzeit um 1200 v.Chr. auf.Abraham wird also als einer geschildert, der irgendwann im 1.Jt. v.Chr. gelebt haben müßte, zumindest nicht vor 1200 v.Chr. Die Lösung ist einfach: die Menschen der Eisenzeit erzählten sich Geschichten zu Abraham, und sie erzählten sich diese Geschichten mit den Gegebenheiten, die sie selbst kannten. Was freilich bedeutet, daß wir historisch über Abraham so gut wie nichts wissen, nicht mal seine Historizität.