@Spöckenkieke Tatsächlich wird nur die gesamte Heeresmacht (machimon pan anthroon) der Griechen getötet. Allerdings wird ausdrücklich gesagt, daß es nicht im direkten Anschluß an den Sieg über die Atlanter erfolgte, sondern zu einer späteren Zeit (hysterô de chronô). Auch wird nicht gesagt, "eure gesamte Heeresmacht" sei untergegangen, sondern die gesamte Heeresmacht
bei euch (par' hymin). Auch die Zweiteilung der Ansage der Untergegangenen (te ... te; zum einen ... zum anderen)beißt sich mit einem einheitlichen Ereignis, für das eher zu erwarten wäre "ging die Insel unter und mit ihr eure ganze Heeresmacht".
Nirgends steht, wo die Schlacht stattfand, dafür aber ist die Rede vom landerobernden Aggressor, der auch den Rest der nichtunterworfenen Ökumene ganz im Osten erobern wollte, was eine Schlacht "vor Athen" nahelegt. Das Ergebnis der Schlacht ist die Befreiung der ganzen Ökumene (durch Zurücktreiben oder durch eine Schlacht vor Ort mit Vertrag?), von einer Zerstörung, Unterwerfung odgl. von Atlantis ist nicht die Rede. Das klingt eher danach, als seien die Griechen nicht über Gibraltar hinaus gezogen (wenn sie denn die Ägäis verlassen hätten). Selbst also wenn wir annehmen wollen, daß der Untergang des griechischen Heeres zeitnah nach dem Sieg erfolgte, klingt das nicht nach einem Untergang der Streitmacht auf oder bei Atlantis. Ganz ehrlich, das "bei euch" (par' hymin) klingt verdammt lokal.
Spöckenkieke schrieb:nicht nur Noah
Dagegen sage ich auch nichts. Nur Deiner Aussage, daß Plato von einer auf die Gegend von Atlantis beschränkten Katastrophe berichtet, habe ich widersprochen. Zumindest die Gewißheit, daß Plato eine lokal beschränkte Katastrophe beschreibt, sollte weg sein.
Sintflutberichte müssen nicht mit dem Untergang der gesamten Menschheit mit Ausnahme eines "Clans" enden. Die mehrfachen mesoamerikanischen Weltuntergänge zeigen, daß da Völker überleben können. Daß sämtliche altorientalischen Sintfluten mit Menschheitsvernichtung so ablaufen, dürfte auf gegenseitige Abhängigkeit dieser Erzähltradition hinauslaufen; auch die Deukalische Sintflut, in der nur ein Ehepaar überlebte, hat ja Bezüge zu den altorientalischen Fluterzählungen.
Eine saubere Grenzziehung zwischen dem Erzählmotiv einer Sintflut und dem einer Lokalflut kann ohnehin nicht wirklich gezogen werden; hier dürfte es immer auch Bezüge zueinander gegeben haben. Das Motiv der moralischen Verfehlung vor dem Untergang, bei ca. einem Drittel sämtlicher Sintfluterzählungen weltweit vorkommend, findet sich auch bei lokalen Legenden, sei es der Hochmut der Kaufleute von Vineta oder die Schuld des Ritters Kahlbutz. Und die biblische Erzählung vom Untergang von Sodom und Gomorrha läßt ebenfalls nur eine Familie, einen Vater und seine zwei Töchter, überleben, woraufhin die Töchter ihren Vater trunken machen und mit ihm schlafen, ausdrücklich mit der Begründung, daß es sonst keinen Mann mehr gibt, der ihnen Kinder verschaffen könnte. Eindeutig wandern hier Motive kreuz und quer über Genregrenzen hinweg. Insofern kann man also nicht einmal sagen, daß der Atlantisuntergang, selbst wenn er lokal wäre, nicht von Sintfluterzählungen abhinge, mit ihnen zusammengehörte.
Pertti