Schnapspraline schrieb:Er könnte Gorillamäßig aussehen. Die sind auch meistens auf 4 Beinen unterwegs, nur eben noch größer. Ich sehe da kein Problem.
Dazu bräuchte es allerdings eines umfassenderen anatomischen Umbaus. Die Schulterblätter müßten sich umgestalten, damit die Arme richtig fest und stabil mit der Wirbelsäule verbunden sind und sich beim Belasten nicht über die Rückenebene hinaus drücken wie beim Gepard. Auch müßten die Armknochen dicker werden, auch die Hand größer bzw. die Knochen der Hand stabiler. Auch das Verhältnis der Fingerlängen bzw. ihrer Position gegenüber dem Daumen etwa, also die Handanatomie müßte anders ausfallen, da die Hand ja nun wieder den Körper trägt (z.B. via Knöchelgang bei Gorilla und Schimpanse oder Faustgang bei Orang Utan).
Da Rumpf und Wirbelsäule nun schräger ausgerichtet sind, das Gesichtsfeld aber dennoch in Gangrichtung ausgerichtet sein muß, muß das Hinterhauptsloch wieder weiter hinten am Kopf liegen wie bei den Großen Menschenaffen und nicht wie beim Menschen an der Schädelbasis ziemlich mittig. Ebenso müßte das Becken wie bei Vierbeinern längs gestreckt sein statt "schüsselförmig" ("Becken" eben) wie beim Menschen, da es seine Stützfunktion eben nicht mehr in Richtung Körperachse ausführt, sondern schräg dazu (im Ernstfall 90° dazu angewinkelt). Beim aufgerichteten Gang und dem dafür umgeänderten Becken muß nun auch der Oberschenkelhals länger werden, da die seitlich ansetzenden Beine nicht flexibel vor- und zurückbewegt werden können. Ein langer Schenkelhals kann aber auch schneller brechen, weswegen er bei Vierbeinern notwendigerweise kürzer sein muß. Und auch kann, da bei einem flächigen Beckenknochen die Drehung des Oberschenkels in seinem "Beckenscharnier" problemlos möglich ist.
Das Knie muß nicht mehr durchgedrückt werden - was denn auch kein Vierbeiner macht, die meisten (womöglich alle) nicht einmal können. Ein nicht durchdrückbares Knie ist sogar besser bei vierfüßigem Gang. Die menschliche Hüfte bzw. der Unteleib unterhalb der Rippen ist ziemlich langgestreckt, was gut ist für den aufrechten Gang; der Rumpf kann seitlich gedreht werden. Bei vierbeiniger Bewegung ist dies ein Nachteil. Also sollte der Rumpfbereich zwischen Rippen und Schwanzansatz kürzer und steifer sein.
Damit ist ein Riese, der wegen seines Riesenwuchses ein Vierbeiner ist wie z.B. Gorilla, nicht einfach nur einer mit grundsätzlich menschlichem Aussehen, nur halt mit längeren Armen und kürzeren Beinen. Sondern ein unverwechselbar anderes Wesen. Hier mal zur Veranschaulichung:
Original anzeigen (0,3 MB)(B: Homo sapiens; C: Homo ergaster, früher Homo erectus, D: Australopithecus, J: Gorilla; jeweils oben links der Schenkelhals mit Schenkelhalskopf)
Schnapspraline schrieb:Du weißt hoffentlich dass jede Legende auch ein Körnchen Wahrheit enthält.
Klar. Auch Tierfabeln transportieren ja Wahrheiten, da dann zuallermeist moralische Wahrheiten. Falls Du hingegen historische Wahrheiten meinst, da stimmt Dein Satz im Lustigen Taschenbuch.
Schnapspraline schrieb:So können Drachen einfach nur Flugsaurier gewesen sein, dessen Knochen man fand und sich eben Drachen vorgestellt hat
Was für ein Schmarrn! Knochen früherer Tiere findet man zuallermeist quer Beet durcheinander bzw. unvollständig. Da hat niemand irgendne Ahnung, wie das Puzzle zusammenzusetzen wäre und wie das Viech ausgeschaut hätte. Hier mal ein Beispiel:
Man sehe sich nur an, was Leute wie Otto von Guericke (ja, genau der) und nach ihm Gottfried Wilhelm Leibniz (ebenfalls ja, genau der) aus einem Proboscideen-Stoßzahn, einem Nashornschädel, einer Wirbelsäule mit Rippen und einem Satz Huftierbeinen aus Quedlinburg herausgelesen haben:
Ich glaube an Drachen! (Seite 27) (Beitrag von perttivalkonen)Und das waren schon gelehrte Leute der Neuzeit, die da so grottenschlechte Bastelarbeit geleistet haben!
Oder ein Elefantenfossil. Haben die da einen Vierbeiner drin erkannt? Nope, man erkannte da Polyphem oder einen sonstigen der riesenhaften Zyklopen:
Klar gibt es auch fossile Funde "am Stück", aber das waren doch recht kleine Wesen. Und da hätt man nen Rhamphorhynchus auf ner Kalkplatte wohl eher für nen Vogel gehalten, aber garantiert nicht für nen Drachen. Die hatten nämlich nen langgezogenen Schlangenleib und vier Beine; und wenn Flügel, dann als drittes Extremitätenpaar.