@VickyJules Wenn du meinst, dass das, was deine Tochter wahrnimmt, sehr ungewöhnlich ist, will ich noch folgendes Beispiel anführen:
Eine schon etwas ältere Tante von mir erzählt manchmal, dass sie öfters mit ihrem - verstorbenen - Mann Zwiesprache hält. Sie fragt ihn in schwierigen Situationen z.B. um Rat und er hilft ihr dann manchmal von oben, sagt sie.
Ich will damit ausdrücken, dass auch Erwachsene öfters mit Toten sprechen. Andere halten Zwiesprache mit einer fiktiven Person, mit ihrem Hund, mit sich selbst...
Du bist jetzt vielleicht geneigt zu sagen, das sei doch etwas ganz anderes. Aber das glaube ich nicht, es gibt nur zwei wesentliche Unterschiede:
1) Erwachsene können unterscheiden zwischen "lebendig", "tot", "in meinem Geiste noch lebendig", "lebendig, aber versteht nicht alles" (Hund), "lebendig, aber räumlich weit weg", "alter ego" u.s.w.
Eine 2 1/2-Jährige kann hingegen eine solche abstrakte Differenzierung noch unmöglich leisten, das ist ein Grund für euer Missverständnis. Bei diesem Differenzierungsprozess kannst du sie aber unterstützen.
2) Erwachsene wissen im Gegensatz zu Kleinkindern um die Reaktionen der Gesellschaft. Häufig spricht meine Tante nicht von ihren Zwiegesprächen, weil sie befürchtet, dass sie sonst als senil abgestempelt werden könnte. Auch Leute, die Selbstgespräche führen, vermeiden dies in der Regel bei Anwesenheit anderer Personen.
Und das ist der zweite Unterschied zu Kleinkindern. Die reden freimütig von all ihren Gedanken, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist, nehmen weniger Rücksicht auf die Reaktionen der anderen (nicht umsonst sagt man "Kinder und Narren sagen die Wahrheit"). Zumindest ist ihnen die Wirkung in der ganzen Komplexität nicht so klar und so wichtig, deine Tochter denkt höchstens: "Aha, wenn ich nur 'hallo toter Opa' sage, bekomme ich riesen Aufmerksamkeit, werde betüddelt und getröstet und umhegt!" Vielleicht schwindelt deine Tochter diesbezüglich ja sogar manchmal (von "lügen" wollte ich in diesem Zusammenhang nicht sprechen), weil sie von der Wirkung ihrer Worte beeindruckt ist und weil sie damit die gewünschte Aufmerksamkeit bekommt.
Auf der anderen Seite, wenn du ihr einredest, dass der "tote Opa" etwas Böses ist, könnte das auch eine schädliche Wirkung haben, nämlich dass sie sich vor ihrer eigenen, inneren Stimme zu fürchten beginnt! Und das wäre wirklich nicht gut.
Meine Idee: Schenke ihr doch ein Stofftier, am besten einen Löwen oder so was und sag zu ihr: "Immer, wenn der Opa dich nervt, dann vertreibt ihn der Löwe!" Das beruhigt sie vielleicht und hätte eventuell auch den Vorteil, dass sie in Zukunft mit dem Löwen spricht statt mit dem "Opa" und dann sind hoffentlich alle im Hause beruhigt...
:)Wenn es dem goldenen Mädchen gelingt,
Dass es den Sünder zum Beten bringt,
Wenn am dürren Ast die Blüte erscheint
Und ein Kind den Sünder beweint,
Dann wird es im Hause wieder still
Und Frieden zieht ein in Canterville.
(aus: "Der Geist von Canterville", Oscar Wilde)