Dawnclaude schrieb:Naja der Punkt ist der, dass mir mein Geist / Engel gezeigt hat, dass sie a) ganze Träume kreiert oder mich in Träumen besuchen kann
α) Was nicht heißt, daß es keine eigenkreierten Träume beim Menschen gibt.
β) Jedenfalls "träumst" Du, daß Deine Engelin Dir das gezeigt hat. Sich darauf verlassen, daß dem dann auch so ist, ist Dein gutes Recht, hat aber für alle andere die Beweiskraft wie einen Tatverdächtigen zu fragen, ob er unschuldig sei. Ach so? Na wenn der es sagt, dann muß es ja...
Dawnclaude schrieb:und anschließend als ich aufwachte immer noch mit mir parallel geredet hat , durchgehend, was mir zeigte, dass der Traum und deren Handlungen eigentlich absolut live war (!)
γ) Ist doch nichts besonderes, beim Aufwachen nicht ganz wach zu sein, sodaß Teile des Traumes noch im Erwachen nachklingen bzw. ein Stück weitergehen. Kenn ich jedenfalls.
δ) Und diese Fortführung kann sogar über die Aufwachphase hinausgehen, wenn es mein Anliegen ist, genau dies zu tun. Ich kenn das hiervon: Streß in der Fernbeziehung, richtig heftig. Verfolgt mich bis in den Schlaf. Wir haben uns gestritten, ich träume, wie der Streit weitergeht. Ich wache auf, bin emotional voll drin, und in Gedanken führ ich den Streit weiter, ggf. den ganzen folgenden Tag.
Dawnclaude schrieb:Wobei die andere "realistische" Seite im Prinzip genauso abgefahren ist. Ich meine auf diese art und weise kannst du einen Geist ausschließen ohne wirklich eine Erklärung haben zu müssen
ε) Das liegt aber nicht an mir, sondern am Geist. Solange er einen auf unsichtbares rosa Einhorn macht, sich meiner Empirie entzieht, kann ich
natürlich alles, aber auch wirklich alles irgendwie innerweltlich erklären, und sei es, daß ich die letzten Reste mit "Zufall" erschlagen muß. Würden Geister sich nicht der Belegbarkeit entziehen, hätten wir das Dilemma nicht.
ζ) Hinzu kommt noch eine zweifache Asymmetrie / Ungerechtigkeit. Erstens ist der, der eine These aufstellt, der, der sie dann zu beweisen / belegen hat. Die anderen sind nicht in dieser Bringschuld, diese These zu entkräften. Und zweitens sind die meisten solcher Existenzfragen eh nur zu belegen, aber nicht widerlegbar. Gibt es außerirdisches Leben? Ein Beleg reicht für ein Ja, aber für ein Nein müßte man nicht nur das gesamte Universum abgesucht haben, sondern es sofort wieder absuchen, da in der Zwischenzeit welches entstanden sein könnte. Machbarkeit sieht anders aus. Gilt auch für Geister, man kann sie nur beweisen, aber Skeptiker auffordern, sie zu widerlegen, das verbietet sich aus guten Gründen. Kann man als ungerecht empfinden, is aber so.
Dawnclaude schrieb:GEnau das macht man ja auch bei psychischen Krankheiten und das ist halt der Haken.
η) Ich habe bereits auf ner Geschlossenen gearbeitet, also exakt dort, wohin jene weggeschlossen werden, die Dir da vorschweben. Und: Nein, so läuft das nicht. Es sitzen mehr Unschuldige im Knast als Gesunde in der Klapper. Selbst in den sog. geschlossenen Stationen sind die meisten Patienten freiwillig drin, und die, die auf amtsrichterlichen Entscheid dort sind, können nur für maximal zwei Jahre ohne (gegen) ihren Willen dort sein. Nach spätestens zwei Jahren müssen ein Amtsarzt von außerhalb und ein Amtsrichter erneut zusammenkommen, den Patienten und seine Akten untersuchen, gegenprüfen und darüber entscheiden, ob eine erneute Frist angesetzt wird. Das Märchen vom Patienten, der dem "Alleswassiesagenkannundwirdgegensieausgelegt" des Stationsarztes ausgeliefert ist, ist genau das: ein Märchen.
θ) Hinzu kommt, daß diverse psychische Erkrankungen sich nicht nur behandeln lassen, sondern auch physische Symptome zeitigen. Klassiker: nachweisbarer Lithiummangel bei Depressionsformen. Mach doch mal scherzeshalber nen neurologischen Gesundheits-Check mit allem Pipapi, CT und Großes Blutbild usw. Und dann gehst Du zu nem anderen Arzt, nem Psychiater, und erzählst dem, daß Du Dir Sorgen machst, weil ein Bekannter, der an sich unauffällig ist, seit Jahren erzählt, er hätte Kontakt zu Geistern. Was Du machen könntest für ihn, und ob womöglich professionelle Hilfe angeraten wäre. Hab ich mal gemacht für nen guten Freund (es war was anderes, was echtes, was schwerwiegenderes). Du wirst womöglich überrascht sein, was der Arzt Dir über Geistersehen und Stimmenhören zu berichten weiß.
Dawnclaude schrieb:"Der geist darf nicht unsichtbar sein / er muss sich anderen Menschen zeigen", obwohl das gerade die Geisterklischees Nr. 1 sind
ι) Wie ich schon zuvor geschrieben habe, jahrtausendelang und weltweit waren Geister durchaus sichtbar. Seit dem Aufkommen von Spiritismus, Seance udgl. sind Geister in der Vorstellung der Menschen zu Unsichtbarkeiten verkommen. Liegt womöglich an den vielen Scharlatanen, die unsichtbare Geister natürlich viel leichter vortäuschen können. Die haben die neuzeitliche Vorstellung vom unsichtbaren Geist geprägt, dem Klischee '1 unserer Tage.
κ) Und wie gesagt (siehe ζ): Die Existenz von etwas wird noch immer durch das Vorzeigen dieses Etwas aufgezeigt oder im Falle der fehlenden Visualisierbarkeit (siehe Teilchenphysik uvam) durch das Aufzeigen echter Auswirkungen dieses Etwas. Sachen, die sich grundsätzlich nicht nachweisen lassen können (außer "Du mußt Dich darauf einlassen"), solche Sachen gehören in den Bereich des Glaubens.
Dawnclaude schrieb:Laut dieser definition wäre die Welt voll von nicht existierenden Wesen, die genauso agieren, wie lebendige Menschen, weil das ja in Träumen auch geht. Und was ist wenn man ein Traumwesen einem anderen Traumwesen zeigt und er bestätigt, dass er existiert. Ist er dann realer?
Und wenn zwei und zwei fünf ergäben, wäre dann unsere Mathematik nicht falsch? Außerdem, siehe β.