Plötzlich ist er da, einfach so, ohne sich vorher anzukündigen: Der unsichtbare Freund des eigenen Kindes. Er bekommt einen Namen, wird zum Spiel- und Gesprächspartner, begleitet unsere Kinder überall mit hin und nicht selten verlangen unser Sprösslinge sogar, wir sollen uns dort nicht hinsetzen, da eben auf diesem Platz der unsichtbare Freund sitzt.
Sie sind schon recht seltsam die unsichtbaren Freunde! Plötzlich war es nicht unser Kind, das den Saft verschüttet hat, sondern eben dieser Freund. Er scheint einen guten Schlaf zu haben, denn am Abend muss er für die Schlaflosigkeit des Kindes geradestehen, denn "Der schnarcht so laut, da kann ich nicht schlafen!". Auf dem Spielplatz sorgt er sogar für Verwirrung, wenn unser kleiner Liebling schimpfend oben steht und auf ihn einredet, doch nun mal langsam Gas zu geben, damit die anderen Kinder auch noch drankommen.
Einige dieser unsichtbaren Freunde scheinen sehr anspruchsvoll. Sie brauchen ihren eigenen Platz und das passende Gedeck am Tisch, wollen bewirtet werden und es kommt schon das eine oder andere Mal vor, dass unser Kind plötzlich wild mit seinem Freund streitet, ihm die Freundschaft kündigt um kurz darauf tröstend auf ihn einzureden, er solle doch nicht weinen, es wäre doch nicht so gemeint gewesen.
Wir Eltern stehen oft fassungslos da und wissen gar nicht, was wir davon halten sollen. Die verschiedensten Gedanken kreisen in unseren Köpfen und eine der ersten Fragen, die wir uns stellen, ist sicher "Was haben wir nur falsch gemacht?".
Zuerst einmal ein Trost an all die Eltern, die eben auch gerade mitten in der Phase stecken, einen unsichtbaren Mitbewohner zu haben, der im Leben des Kindes eine sehr wichtige Rolle einzunehmen scheint: Es ist absolut nicht anormal, dass Kinder sich solch imaginäre Gesellschafter suchen.
Seit Jahren gehen Psychologen diesem Phänomen nach und haben herausgefunden, dass die Erschaffung dieser unsichtbaren Freunde sogar ganz normal ist, positiv bewertet werden kann, aber manchmal auch für Kinder eine Art Bewältigungstherapie sein kann, wenn sie gewisse Dinge nicht recht verarbeiten können.
Dazu gehört beispielsweise Trauer, der Verlust eines lieben Menschen, Trennung von Familienangehörigen, Freunden, ein Umzug in ein völlig neues Umfeld. Oder aber die Kinder kreieren sich damit starken Halt, der ihnen Mut und Selbstvertrauen gibt, wenn ihnen etwas Angst macht.
Eltern kennen ihre Kinder und wissen meist, ob es gerade gravierende Veränderungen im Leben des Kindes gab, die mit dem Auftauchen des Freundes in Zusammenhang stehen könnten. Scheint es, dass Verarbeitung und imaginärer Freund in Verbindung stehen, wissen Eltern zumindest, dass ihr Kind unbewusst einen Weg für sich findet mit den Belastungen selbstständig umzugehen. In seltenen Fällen liegt eine tatsächliche Störung in der Psyche des Kindes vor.
Überwiegend, so fanden die Psychologen jedoch heraus, spricht die Erschaffung des imaginären Freundes jedoch für ein besonders kreatives, fröhliches Kind, das seine Phantasie im Spiel auslebt. Schon Zweijährige können sich unter Umständen einen unsichtbaren Gefährten zulegen, mit dem sie ihre kleinen Abenteuer erleben.
Dabei ist die Gestalt des Freundes nicht fest an ein bestimmtes Figurenschema gebunden. Mal ist er menschlich, mal ein Tier, aber auch Feen und Elfen, Drachen oder andere Fabelwesen können plötzlich zur Familie gehören. Auch die Anzahl der Freunde kann variieren.
Jeromy Singer von der Yale Universität befasste sich lange und ausführlich mit den Phantasiefreunden von Kindern und beruhigt Eltern. Der überwiegende Teil seiner Untersuchungen ließ ihn zu dem Ergebnis kommen, dass Kinder, die sich einen unsichtbaren Freund zulegten, meist kooperativer im Umgang mit ihren Mitmenschen sind, Stimmungen in ihrem Umfeld einfacher erkennen können, leichter auf andere Menschen zu- und eingehen und häufiger lachen als andere Kinder. Meist ist also der imaginäre Begleiter ein besonders positives Zeichen, dass das Kind sich wohl fühlt.
@cami1403 Schau mal :-)