@Cataract Cataract schrieb:ich spreche nicht von anatomischer Evolution, sondern von neurologischer Evolution. Die neuralen Konnexionen für erweiterte Logik, Intelligenz usw. haben sich innerhalb eines kurzen Zeitraums entwickelt.
Ach, haben sie? Wie stellste Dir das vor, daß man das herausgefunden hat? Hat man einen Sapiens ausgebuddelt, der das noch nicht hat, einen jüngeren ausgebuddelt, der das schon hat - und vor allem, was das Missing link betrifft, nach dem Du ja fragst, man hat keinen ausgebuddelt, bei dem das schon halb fortgediehen war??
Ganz großer Mumpitz ist das! Da hat schon vor vielleicht 15 Jahren mal einer ähnliches angenommen für den Übergang vom Mittel- zum Jungpaläolithikum vor grob 40.000 Jahren, um zu erklären, wieso die jungpaläolithische kulturelle Entwicklung so schnell verlief und der Sapiens den Neandertalensis im Jungpaläolithikum dann so plötzlich hinter sich zurück ließ, wo er doch während des Mittelpaläolithikums immer auf praktisch gleicher Stufe mit diesem stand. Der Forscher damals dachte, da hätte sich was im Kopf geändert, also irgendein Gen für die Hirnevolution. Speziell dachte er an die Sprachfähigkeit und das Abstraktionsvermögen, das sich in der jungpaläolithischen Kunst äußerte. So wollte er die "jungpaläolithische Revolution" erklären. Dumm nur, daß die "jungpaläolithische Revolution" längst zu Grabe getragen wurde (wie ich schon beschrieb, die Beschleunigung der kulturellen Entwicklung ist ein kontinuierlicher Prozeß, kein punktuelles Geschehen). Dumm ebenfalls, daß das Sprachvermögen auch beim Neandertaler vorlag, und dumm ebenfalls, daß der Neandertaler im Jungpaläolithikum ebenfalls seine Kultur vorantrieb. Alles, was angeführt wurde, um eine "neurologische Evolution" zu einem bestimmten Zeitpunkt zu behaupten, zerbröselte unter der These weg. Und die These landete in der Schublade.
Naja, und was die "neolithische Revolution" betrifft, die fällt da genauso wenig aus dem Rahmen, ist ebenfalls kein punktuelles Geschehen.
Wikipedia: Neolithische Revolution#Begriff und BegriffsdiskussionDamit fehlt natürlich auch
jegliche Basis für eine neurologische Evolution im ausgehenden Jungpaläolithikum oder dem frühen Neolithikum.
Daß eine solche nicht stattgefunden haben
kann, sollte allein deswegen klar sein, weil zu der Zeit schon sämtliche heute von Menschen dauerhaft bewohnten Kontinente besiedelt waren. Eine solche Evolution hätte ja nur in einer Population stattfinden können und hätte sich von da aus erst über die anderen Populationen verteilen und sich im dortigen Genpool durchsetzen müssen. Doch genau das kann aus mehreren Gründen nicht stattgefunden haben. Zum einen wissen wir, daß die Vorfahren der Amerind-Völker der beiden Amerikas zur Zeit der von Dir angesprochenen neurologischen Evolution bereits auf Beringia waren, zu Land oder in Kähnen (wenn man die Debatte mal offen halten will). Also können "neurologisch verbesserte" Menschen nur mit den Na-Dene oder Eskimo-Aleut sprechenden Gruppen nach Amerika gelangt sein. Doch sind diese beiden Gruppen nicht bis nach Lateinamerika gekommen, sodaß hier noch immer die unmutierten Menschen leben müßten. Auf Papua-Neuguinea sieht das nicht anders aus. Und auch wenn wir mal das Neandertaler- und Denisova-Erbe in unseren Genen ansehen, wissen wir, daß Dein Neuro-Gen nicht außerhalb Afrikas entstanden sein kann, weil es ja seit 50.000 Jahren keine Rückwanderer nach Afrika gab (neander- und denisova-gen-freie Zone) - und genauso wenig
in Afrika (genetische Armut der Nichtafrikaner zeigt an, daß es seit 50.000 Jahren auch keinen panglobalen afrikanischen Genexport mehr gab). Ja es gibt innerhalb Afrikas Menschengruppen, die seit weit mehr als 50.000 Jahren keinen genetischen Austausch hatten.
Es gibt also seit dem Jungpaläolithikum keine genetische Veränderung, die sich heute in der gesamten Menschheit wiederfinden ließe. Was das Aus für die von Dir angesprochene neurologische Evolution ist, welche uns erst zu Wissensgenies gemacht hätte. No chance, no way!
Pertti