Wisst Ihr, ich hab wirklich kein Problem damit, wenn Menschen nichts von Millans Methoden halten – zum Glück gibt’s bei uns ja noch Meinungsfreiheit. Was mich aber völlig irre macht ist, dass immer wieder welche auftauchen, die teilweise sogar zugeben, nur 3, 4 Folgen seiner Serie gesehen zu haben (von 10 Staffeln…) und sich dann anmaßen, irgendeine Ahnung zu haben.
Der Mensch neigt dazu, Tieren seine Verhaltensweisen aufzuzwingen. Die meisten gehen hin und stellen ihre eigene Motivation in den Vordergrund, ohne dabei die Motivation der Tiere zu sehen. Millan bezeichnet sich nicht als „Hundeflüsterer“, er sagt, er resozialisiert Hunde (gliedert sie wieder in die Gesellschaft ein) und erzieht Menschen. Damit sagt er, dass es hauptsächlich am Verhalten der Menschen liegt, wenn ein Hund zu einem „Problemhund“ wird, und nur der Mensch kann das Problem wieder beseitigen. Das hört natürlich niemand gern, Fehler machen ja nur die anderen. Hunde werden nicht schlecht oder böse geboren - jeder verhaltensgestörte Hund hat einen verhaltensgestörten Menschen als Halter. In einer Folge z.b. sitzt die Mutter auf der Couch und sieht zu, wie ihr eigenes Kind von ihrem Hund gebissen wird - als Millan dieses Verhalten des Hundes unterbindet, ist sie entsetzt. Was soll das?
Hunde müssen Hunde bleiben und wir haben die Verpflichtung, ihnen ein artgerechtes Leben zu ermöglichen. Und das Wichtigste daran ist, dass man die Rudelführung übernimmt. Wenn man das konsequent schafft, gibt es keinen „Problemhund“ mehr. Jeder Hundehalter müsste mal einen Kurs über das normale Rudelverhalten von Hunden besuchen. Das Alphatier in einem Rudel ist wesentlich dominanter, als Millan es zeigt. Das Alphatier wartet nicht, bis sein Gegenüber endlich das gewünschte Verhalten hat, und da gibt’s auch keine Leckerlis. Hat schon mal jemand beobachtet, wie eine Hundemutter ihre Welpen erzieht? Bei uns vermenschlicht man die Hunde, die dürfen ins Bett, essen vom Tisch, kriegen rosa Jäckchen angezogen usw.. Die Leute reden mit ihren Hunden, als ob diese jedes Wort verstehen würden, und erwarten das auch von ihnen.
Hunde brauchen klare Ansagen und einen Rudelführer, der ihnen sagt, wos langgeht. Wenn der Hund Unsicherheit beim Besitzer bemerkt, tanzt er ihm schnell auf der Nase rum und wird zum „Problemhund“. Zu sagen, dass Millan die Hunde nicht liebt, ist der größte Schwachsinn – wie
@DeepThought geschrieben hat, und in jeder, absolut jeder Folge, sieht man die Liebe, die er den Hunden entgegenbringt. Aber was man nicht sehen will, sieht man halt auch nicht. Die größte Liebe, die man seinem Hund aber geben kann ist, ihn einfach nur Hund sein zu lassen.
Was Millan als „Tierquälerei“ ausgelegt wird, sind u.a. die Stupser, die er manchmal verteilt – ganz genau so, wie es Hundemütter mit ihren Welpen machen und wie es auch im Rudel passiert. Manchmal steigern sich Hunde in eine Situation so rein, dass sie ausflippen – Millan stupst sie dann mit zwei Fingern in die Seite, unter die Rippen. Betonung liegt auf „Stupsen“! Damit imitiert man den Biss des Rudelführers – der aber, im Gegensatz zum Stupsen, richtig weh tun würde. Natürlich brauchts bei einem Riesenhund mehr Kraft als bei einem kleinen, aber es war noch kein einziger dabei, dem das weh getan hätte – die kennen das von ihren Hundemüttern! Der Sinn darin ist, den Hund aus der Situation rauszuholen, und genau das passiert. Manchmal quietschen die Hunde auf und man meint, das wäre vorlauter Schmerz. In Wahrheit aber erschrecken sie, weil sie so in ihrer Situation gefangen waren, dass sie nichts mehr um sich herum mitgekriegt haben. Und durch das Erschrecken sind sie draußen aus der Situation. Funktioniert auch hervorragend mit Katzen – und keins meiner Tiere hatte jemals einen blauen Fleck – es wird nur gestupst!!
Eine ruhige bestimmte Führung ist die Basis für das Zusammenleben zwischen Mensch und Hund. Die gleichen Probleme treten übrigens auch bei führungslosem Umgang mit Pferden auf. Und Katzen!
Herden-oder Rudeltiere bilden die Rangfolge immer nach dem gleichen Konzept: der Beste führt an, nur das sichert das Überleben. Das meint Millan mit Energie. Wenn der Hund nicht konsequent geführt oder als Accessoire behandelt wird, interpretiert er das als schwach oder labil. Fehlende Führung bedeutet für das Tier Überforderung in der Menschenwelt.
Zu den Stachelhalsbändern – ein Beispiel davon, sich 1, 2 Folgen anzusehen und groß mitreden zu wollen. Es gab mehrere Folgen, in denen Hunde bereits Stachelhalsbänder umhatten, als Millan zu ihnen kam – er hat diese jedes Mal sofort entfernt und gesagt, er halte absolut nichts davon, weil die Hunde den Schmerz gar nicht mehr fühlen. Also, erst zuschauen, dann reden…
Und der Teletakt – hat jemand von Euch, die das als Tierquälerei bezeichnen, so ein Teil schon mal in der Hand gehalten und an sich selbst ausprobiert? Was meint Ihr denn, dass da Stromstöße wie auf dem elektrischen Stuhl durch den Körper des Hundes knallen? Das Teil gibt IMPULSE ab, keine Stromstöße – das ist zu vergleichen mit dem Vibrieren eines Handys. Tut Euch das weh, wenn Ihr das Handy in der Tasche habt und es vibriert? Der Sinn davon ist der gleiche wie beim „Beißen“, den Hund aus einer Situation rauszuholen, in der er nichts anderes mehr sieht und hört und dabei ist, sich selbst oder andere zu verletzen. Wenn Millan das Teil einsetzt, dann nur bei Hunden, die von verhaltensgestörten Menschen zu verhaltensgestörten Tieren gemacht wurden, und dann von verhaltensgestörten Menschen eingeschläfert werden sollen.
So, ich habe fertig…