the_unforgiven schrieb:Generell gibts hier massig Milchmädchenrechnungen zu lesen und jeder Mieter der sich was eigenes zulegt entdeckt plötzlich daß das alles was der Vermieter so bezahlt doch recht teuer ist...
Milchmädchen nummer 1:
Vermieter können für Nebenkosten nichts, haben auch nichts davon.
Energiekosten und Wasser/Kanal gleich zweimal nicht.
Das stimmt ... als Mieter nimmst du nur die Gesamtsumme wahr, die du monatlich überweist ... als Hausbesitzer hast du da einen ganz anderen Blick drauf. Ein Problem ist eben auch, dass in Wohnblocks sehr viel von Fremdfirmen übernommen wird, provokativ gesagt, bestellen die für jeden Nagel, der eingeschlagen werden muss, eine Fachfirma. Das treibt die Kosten nochmal ...
Wenn dein Hochhaus mit 30 Parteien einen kleinen schlichten Garten hat und zweimal im Jahr der Landschaftsgärtner anrückt, kann auch das mal locker 6000€/30 kosten - im Eigenheim schneidest du deine Hecken halt selbst.
Bonobobob schrieb:Das Impliziert das es keinen bedarf an solchen Luxus Wohnungen gibt.
Billig Bauen ist unmöglich, deswegen lohnt es sich halt nicht billig zu vermieten.
Klar gibt es denn. Aber böse gesagt, kostete Maurer Franz nun 40€ die Stunde, ob er billige Steine oder hochwertige Steine mauert .... dann lässt man ihn doch gleich die hochwertigen mauern und baut was "besseres", damit man nicht sofort wieder Scherereien mit den Baumängeln hat.
kleinundgrün schrieb:Die absolute Voraussetzung dafür ist aber, dass beide Beteiligte eine vergleichbare Marktmacht inne haben. Jedenfalls sofern man ein einigermaßen faires Ergebnis erwartet. Sobald eine Partei signifikant unterlegen ist - z.B. weil sie etwas nicht nur will sondern unbedingt braucht, die andere Partei aber beliebig andere bedienen kann - wird der Markt sich zwar auch einpendeln, aber an einer unsozialen Stelle.
So um das Jahr 2000 war das noch umgekehrt ... In meiner Studistadt wurden z.B. damals 500 Wohnheimplätze geschaffen und mein Kellerdomizil war auf einmal nicht mehr ausgebucht - ich wohnte im ausgebauten Keller eines Rentnerehepaares, die hatten sonst immer eine Interessentenliste - und schlagartig änderte sich der Markt - ich wohnte über ein Jahr alleine im Keller, obwohl es drei Zimmer gab.
Freunde von mir lebten in Berlin - die bekamen von ihrem Vermieter dafür, dass sie nicht auszogen, eine Mietsenkung und einen Urlaub spendiert ...
2000 bekam man bei uns auf dem Land die Sachen hinterhergeworfen. Eine Verwandte hatte sich im Freiburger Speckgürtel eine ETW gekauft und war völlig panisch, dass der Wert auf 70% des Kaufpreises sank ... Da sah es echt noch anders aus.
Bonobobob schrieb:würden sich billige Wohnungen lohnen gäbes es auch genug davon.
Du hast eben das Problem, dass solvente Menschen gerne "groß" wohnen - also der Arzt auch, wenn er alleinstehend ist, eine 3-4 Zimmerwohnung nimmt. Dann hast du den häufigen Mieterwechsel ... junge Leute ziehen zusammen und aus - etc. etc. In einer 3 Zimmerwohnung kannst du Glück haben und der ideale Mieter bleibt eine Dekade. Zudem hat auch eine kleine Wohnung die teueren Hotspots Küche und Bad ... ein kleines Bad kostet u.U. mehr, v.a., wenn es doof geschnitten ist.
Bonobobob schrieb:Luxus Wohnungen bedienen aber nicht den gleichen Markt wie billige.
Wären billige Wohnungen gewinnbringend würden sie gebaut werden. Das Kapital ist nicht das Problem, es lohnt sich einfach nicht.
Ich habe mal mit jemanden von unserer (Klein)stadt geredet, die städtische Wohnungen vermietet - in manchem Monaten sind 1/3 der Mieter die Miete säumig, müssen gemahnt werden, zahlen auf Raten ... Das ist eben auch ein Grund ... Plus: Es macht einen Unterschied, ob ein Berufstätiger deine Wohnung abwohnt oder ein Hartz 4 Empfänger, der den ganzen Tag in der Bude sitzt und ggf. noch Leute aufnimmt, die aus ihrer Bude rausgeflogen sind.
Bonobobob schrieb:Das Problem ist das bauen zu Teuer ist, nciht das Vermieter böse sind.
Ich investiere doch nicht Millionen in billige wohnungen nur um verlust zu machen. Bauen ist teurer geworden, Handwerker auch, natürlich wrd so auch Wohnen teuerer.
Das ist ein Grund - die Ansprüche sind auch gestiegen - egal, in welchem Bereich. Auch Wohnansprüche - wir wohnen zu fünft auf 120qm - ist gut geschnitten, jedes Kind hat ein Zimmer, haben zwei Bäder und trotzdem bekommen wir viele Fragen "lasst ihr das so" oder "wollt ihr euch nicht was Größeres suchen?".
kleinundgrün schrieb:Man kann natürlich fragen, was ist der "Mindeststandard". Eine Massenunterkunft in einer alten Turnhalle geht ja auch. Man wird nicht nass und es ist hinreichend warm. Sollte zum Überleben genügen.
Das Problem ist auch, wenn bei "das tut es schon" irgendwas kaputt geht, kann der Mieter gleich die Miete noch mindern. Außerdem bekommst du schlicht keine Handwerker, egal, wie kurzfristig du sie brauchst. Daher ist es echt sinnvoller, mit Qualität zu bauen und zu renovieren und zu hoffen, dass du dann deine Ruhe hast.
the_unforgiven schrieb:Denn wenn der Markt mal hustet oder man mal ne Niete zieht hat man bei kleinen eine Risikostreuung, 40m² bekommt man immer vermietet und muss nicht jedes Staubkorn poliert sein wo hingegen ne Stadtvilla auch mal ne zeit lang leer steht und top sein muß.
Das Problem mit den 40qm Dingern ist, dass du jede Menge Interessenten hast, deren Einkommen unter 1000€ liegen. Hören sie auf zu bezahlen, dann schaust du ganz doof in die Röhre ... auch ist der Wechsel ziemlich groß - daher gibt es da so wenige. Bei uns gibt es ein Dorf nahe der Autobahn, da wars ne Weile lang en vogue, Einfamilienhäuser mit 45qm Einliegerwohnungen zu bauen - die wenigsten sind heute noch vermietet, da es als "lohnt sich nicht" von Vermieterseite her wahrgenomme wird.