Wieso verlernen viele ihre Muttersprache?

ich war dermaßen integrationsbereit, dass ich nicht mehr meine Muttersprache daheim sprechen wollte und so verlernte ich diese auch zwangsläufig . damals war ich 4 Jahre alt , heute 22 und bereue es , dass ich mit 4 Jahren noch nicht so vorausschauend denken konnte, so wie heute :D

( ich bin gebürtiger Tscheche( die erfinder des bieres ^^) mit deutscher Staatsangehörigkeit falls es jemanden interessiert )

Sprachen sterben eben aus durch Dinge wie z.B. Völkerwanderung (Migration ja eigentlich ist in gewisser Hinsicht).
Vor 2000 Jahren hat man hier wahrscheinlich auch rumgeflennt, warum keiner mehr richtiges Futhark benutzt und die alte germanische Sprache spricht, sondern nur noch dieses neumodische Latein, dass die Leute mit den lustigen Schuhen aus dem Süden brachten.

Wenn manche besoffen sind, vergessen sie meist aucht dass sie Deutsch können :troll:

@StolzeRussin

Wenn man sich nicht gerade abschottet, dann lernt man normalerweise auch am meisten die Sprache des Landes, in welchem man lebt bzw. des Umfeldes, in dem man sich hauptsächlich aufhält.

In Deutschland beispielsweise sind wahrscheinlich Sprecher aller möglichen Sprachen vertreten. Aber Deutsch ist eben mit weitem Abstand die Hauptsprache und Amtssprache, sie umgibt die Leute ständig.
Die Kinder lernen sie schon von klein an in der Schule, sie benutzen sie auch, wenn sie Freunde mit verschiedenen ,,Muttersprachen" haben, sie nutzen Deutsch im Job.

Im Heimatland ihrer Eltern oder sogar schon Großeltern waren sie vielleicht noch nie.


Und wenn du ständig von einer bestimmten Sprache umgeben bist und immer weniger Anlässe hast, deine ,,Muttersprache" zu sprechen, dann verliert diese eben an Bedeutung.

Wenn ich jetzt längere Zeit in den USA leben würde, dann würde ich wahrscheinlich auch fast nur noch Englisch sprechen. Zwar Deutsch nicht verlernen (auch, weil ich das pflegen würde), aber Englisch wäre dann halt das, was mich ständig umgibt.

ich wäre gerne zweisprachig aufgewachsen. ich beneide menschen, die das glück haben mehrere einflüsse zu haben. dennoch ist es für mich unerlässlich die sprache des landes in dem ich lebe perfekt zu beherrschen.

Ich denke es liegt daran, dass sich einige Eltern nicht die Mühe machen, es den Kindern mitzugeben. In der Schule wird halt nur Deutsch gesprochen und nach der Schule gibt es für beispielsweise Türken, Türkischunterricht. Die meisten Türken sind aber nie hingegangen, weil sie keine Lust hatten (wer mag nach der eigentlichen Schule noch zum Türkischunterricht am Nachmittag? Niemand, also kann ich das verstehen). Doch hauptsächlich, so denke ich, liegt es an den Eltern.

Meine Mutter ist 60 und kam mit 17 nach Deutschland. Ihre Muttersprache kann sie immer noch sehr gut, nur einzelne Wörter fehlen ihr ab und zu. Aber sie hat auch öfter noch Kontakt zur Verwandtschaft etc. Wenn man in ein fremdes Land geht und nie mehr großartig was mit den alten Landsleuten zu tun hat, kann ich mir gut vorstellen, dass die Sprache nach und nach in Vergessenheit gerät.

ich bin halb schottin und spreche auch nicht mehr gut englisch. das letzte mal war ich 2008 in schottland. meine ältere schwester die in schottland lebt, kann gar kein deutsch

Die Missionare haben doch jetzt sogar fremdsprachige Altersbetreuung für Missionare, die ihr ganzes erwachsenes Leben im Ausland verbracht haben, jetzt im Alter aber zurück nach Deutschland kommen. Sie verstehen natürlich zwar noch ihre Muttersprache Deutsch, können sich aber nicht mehr gut in ihr ausdrücken.

Kc schrieb:Wenn ich jetzt längere Zeit in den USA leben würde, dann würde ich wahrscheinlich auch fast nur noch Englisch sprechen. Zwar Deutsch nicht verlernen (auch, weil ich das pflegen würde), aber Englisch wäre dann halt das, was mich ständig umgibt.

Interessanterweise bekommt man auch den typischen Dialekt.
Ich habe einen Freund in den USA, er wuchs in Österreich zweisprachig auf (Deutsch & Englisch) und wanderte mit 19 Jahren in die USA aus. Seitdem spricht er fast nur noch englisch.
Letztens skypte ich mit ihm und er fragte mich, ob er einen Akzent hätte, was ich sofort bejahen musste.
Bevor in die USA ging hatte er keinen.
Das ist aber wohl normal, so wie man bei meinem Englisch raushört, dass ich Deutscher bin.

@panzerknacker klar hat es Vorteile aber mein Bruder hatte große Probleme deutsch zu lernen :/
Er musste extra in ein Internat oder sowas für Kinder mit sprachproblemen .
Ich hätte keine Probleme xD ich könnte von einem auf den anderen Tag direkt deutsch aber dafür kein slowakisch mehr was ich sehr schade finde :(

@StolzeRussin

Worauf bist du genau stolz? Auf Russland? Ich glaube zu verwechselst Stolz mit Heimatliebe/Heimweh.

Ich komme zum Teil aus Polen und zum anderen aus Serbien. Nie im Leben würde ich behaupten, dass ich stolz auf eines dieser Länder bin. Ich bin stolz auf mich, weil ich diese beiden Sprachen zusätzlich beherrsche. Österreich ist mein Heimatland, Heimweh hab ich nach Polen.

morgaine85 schrieb:ich bin halb schottin und spreche auch nicht mehr gut englisch. das letzte mal war ich 2008 in schottland. meine ältere schwester die in schottland lebt, kann gar kein deutsch

Das was ihr in Schottland spricht, ist auch kein Englisch mehr :D

Ich Sage immer, ich sei eine " Trottoirmischung"
Meine Mutter war eine Schweizerin, mein Vater eine Mischung aus ( Mutter Italienerin , Vater Kroate). Zum Teil ist mein Vater in Graubünden aufgewachsen und hat mit seinem Bruder immer verschiedene Sprachen vermischt . Ich habe als Kind nie verstanden was gesprochen wurde.
Ich selber habe französisch gelernt, ungarisch kann ich auch ein wenig und Italienisch spreche ich viel in der Familie.

Gibt einen sinnig alten Spruch:

"Der Umgang formt den Menschen!"

Da ist in der Tat etwas dran, gerade im sozialen und zwischenmenschlichen Bereich, Gestik, Mimik und Vokabular werden aus dem Umfeld adaptiert in dem man sich die meiste Zeit aufhält!

Mehr sprachigkeit ist immer von Vorteil, und wer einmal die Grundbegriffe "drin" hat, der kann seine Kenntnisse realiv schnell wieder auffrischen.

@Can
hehehe :D

Ich bin als Kind mit zwei Sprachen aufgewachsen. Für mich war es für die damaligen Verhältnisse das
normalste der Welt. Wobei ich auch sagen muss, das es meine Eltern auch gefördert haben.
Diesen Umstand verdanke ich wohl auch meine spätere Berufswahl.

Aber ich würde von mir auch nicht behaupten, die Sprachen die ich kann, alle perfekt zu beherrschen.
Denn immer mal kommt man in die Situation, wo man nach einem bestimmten Wort oder Ausdruck sucht ... und es will einem per tu nicht einfallen.

Aber meines Erachtens, finde ich es auch nicht unbedingt schlimm, wenn man die Muttersprache
im laufe der Jahre vergisst/verlernt. Finde es nur schade.
Wie hier aber mehrfach schon geschrieben wurde, es kommt immer drauf an, in welchem Land
mal lebt und von welcher Sprache man überwiegend Gebrauch macht.

Also.. ich finde es auch sehr schade, wenn man die Möglichkeit hätte, zweisprachig aufzuwachsen, nicht genutzt wird oder wurde.

Ich bin so neidisch auf Menschen, die zwei Sprachen fließend beherrschen.

Mein Vater hat leider darauf geschissen, uns Arabisch beizubringen... aber ich habe erst in der letzten Zeit von ihm erfahren, dass in seinem Elternhaus fast nur französisch gesprochen wurde, obwohl sie mitten in Alexandrien gewohnt haben.

Trotzdem... natürlich konnte er damals auch noch Arabisch... er kann's ja heute noch (aber er hat praktisch nur im Ausland gearbeitet, während wir in Deutschland lebten, ich kann ihm eigentlich keinen wirklichen Vorwurf machen, und ich hab' das auch noch nie gemacht... trotzdem... irgendwie ist es eine soooo verpaßte Gelegenheit).

Aber... es kann auch einfach sein, dass manche Menschen einfach von sich glauben, dass sie kein "Talent" zum beibringen einer Sprache haben.

Meine Mutter ist ja deutscher Herkunft und sie hat auch keinen Wert darauf gelegt, dass wir Arabisch lernen.... das, was ich dennoch aufschnappen konnte, versuche ich gerade mühsam zu verbessern und die Sprache zu lernen... und das ist BOCKSCHWER... jedenfalls für mich, weil... man hat einfach so wenig Lust, sich sowas noch selber beizubringen... und meine Motivation nimmt gerade mal wieder stark ab.

Ich würde es als echten Verlust empfinden, wenn jemand seine andere Sprache verlernen würde... ich finde gerade diese Vielsprachigkeit so unfaßbar faszinierend.

Wenn ich mir beispielsweise die Stellenangebote hier im "hohen Norden" ansehe, heisst es in nahezu jedem zweiten "Dänische Sprachkenntnisse wären von Vorteil/werden voraus gesetzt".

ArbeitsmarktforscherInnen gehen davon aus, das der Bedarf an "Zweisprachigen" in Zukunft noch weiter wächst, vor allem in Bereichen wie Beratung und Pflege. Wer da als Nachfahre polnischer, russischer, türkischer Zuwanderer noch deren Sprache sicher beherrscht, wird künftig mehr gebraucht als je zuvor.