@suffel suffel schrieb am 26.06.2015:sucht beginnt im kopf und endet im kopf, jeder kann seine sucht besiegen wenn er einfach nur will
Jein.
Der erste Teil ist richtig: Sucht beginnt im Kopf. Einfach, weil dort die Glückshormone wirken (und teilweise produziert werden). Und alle Menschen so angelegt sind, dass sie glücklich sein wollen. Danach werden wir süchtig. Wir sind süchtig nach Glück. Und deshalb ist jeder von uns suchtanfällig. Egal, worauf. Das ist dann einfach individuell abhängig.
Bei den einen mehr, bei anderen weniger. Kommt darauf an, in welchem Verhältnis der eigene Körper eben Glückshormone produzieren kann.
Es kommt auch darauf an, was uns einen Kick vermittelt. Aber dass wir auf Kicks abfahren, ist pure Biochemie.
Manchmal haben wir Glück, und eine Sucht wirkt sich nicht negativ, ja, vielleicht sogar positiv aus. ZB, Wanderlust.
Aber leider gibt es eben jede Menge Süchte, die die Gesundheit, die Psyche und das soziale Leben ruinieren. Vor allem Drogen, die wir dem Körper zumuten, richten obendrein auch noch schwere körperliche Schäden an. Aber auch psychische Süchte stehen den physischen in der Heftigkeit des Verlangens in nichts nach. Denn was uns letzen Endes süchtig macht, ist eben unser biochemisches Bedürfnis nach Glückshormonen.
Wie stark es uns erwischt, bestimmt daher unser Hormonhaushalt. Nicht der "Wille", der ja auch von unserer Biochemie abhängig ist. Motto: wer kann, der kann - wer nicht kann, der kann nicht. Pech gehabt.
Wenn man Glück hat, und eben etwas weniger "süchtig" gepolt ist, erwischt es einen nicht zu schnell, nicht zu heftig oder/und man kann locker(er) wieder aufhören. Solche Leute meinen dann, sie hätten da selbst etwas Großartiges geleistet, weil ihr "Wille" es so sollte, derweil es aber schlicht und einfach die Zusammensetzung ihres körpereigenen Chemiehaushaltes war.
Einfacher ausgedrückt: sie haben Glück.
Sie meinen irrtümlicherweise aber auch, dass jene, die nicht aufhören können, eben nur nicht willensstark genug wären. Und setzen jene weniger glücklichen Süchtigen dann zusätzlich noch mit gut gemeinten, aber unheimlich falschen Ratschlägen ("Du musst es nur wollen"), auch noch unter Druck und erzeugen Schuldgefühle. Da hilft genauso wenig wie der ebenfalls völlig unangebrachte Ratschlag „Reiß Dich mal zusammen“ an einen Depressiven. Der
kann sich eben
nicht zusammenreißen, denn genau in dieser Unfähigkeit besteht die Krankheit.
Und der Süchtige
kann eben
beim besten Willen nicht den Willen aufbringen und einfach mal so aufhören.
Von daher ist Teil zwei Deiner Aussage falsch: nicht jeder kann auch seine Sucht alleine dadurch besiegen, weil er es will. Wenn das so einfach wäre, wäre nämlich keiner mehr süchtig. Denn kein Süchtiger liebt es, süchtig und abhängig von seiner Sucht zu sein.
@Mahatma Mein Tipp daher: lass mal Deinen Hormonhaushalt feststellen und richtig einstellen. Du bist nämlich möglicherweise "nur" depressiv o.ä. Achte mal darauf, in welchen Phasen Du lieber zockst: wenn Du gut drauf bist oder wenn nicht.
Ein Bekannter von mir war jahrelang schwerer Alkoholiker. Er trank erstaunlicherweise nur dann, wenn er gut drauf war. Hatte mehrere Psychotherapien (freiwillig) hinter sich, keine half dauerhaft.
Bis er eben eines Tages das Glück hatte und an eine Psychologin geriet, die meinte, er wäre vermutlich in erster Linie nur depressiv und die Sucht die Folge davon. Solange aber die primäre Ursache nicht geheilt oder unter Kontrolle gebracht wird, solange kann auch keine Therapie der Folgen anschlagen.
Und diese Depression wurde dann behandelt - therapeutisch sowie medikamentös.
Siehe da: mit Hilfe der richtigen hormonellen Einstellung wurde er sehr schnell von seiner Alkoholsucht befreit. Blieb es auch bis zum Ende (Jahrzehnte später - da erwischte ihn dann ironischerweise die Nikotinsucht).