Verhalten in der Bahn
11.08.2012 um 16:06Hallo Leute,
seit mehr als einem Jahr lese ich hier begeistert mit und nun mein erster Beitrag, den ich hab 200 Puls (bald). Da hier viele Leute Ahnung von Psychologie, Sozial- und Gesellschaftswissenschaften haben erhoffe ich mir Erklärungen (wenn so etwas überhaupt möglich ist) für die nun folgenden Phänomene. Oder eine rege Diskussion, kann ja auch sein das ich ein falsches Weltbild habe. Da dies länger wird beginne ich für die Leute die nicht gerne lesen mit einem Zitat als Diskussionsgrundlage, dem ich zu 100% zustimme:
"85 Prozent unserer Landsleute sind zu doof zum Bahnfahren" (Harald Schmidt, 2012).
Alles was jetzt folgt Begründet diese Aussage und zeigt, dass es wesentlich mehr sein müssen als 85%. Da ich seit 5 Monaten (Beruflich bedingt) täglich mindestens 4 Stunden, als Fahrgast, auf dem Gelände der Bahn (dazu zähle ich auch den Zug) rumhänge beruht das folgende auf Erfahrungen und Beobachtungen. Auch wenn ich keine Wissenschaftlichen Methoden anwende könnte ich im Prinzip, wahrscheinlich nach 12 Monaten ein Buch schreiben. Ich möchte eigentlich gar nicht auf die mittlerweile NORMALEN Probleme wie zum Beispiel Tür aufhalten, was in einem so komplexen System mit Sicherheit einer der Hauptgründe für Zugverspätungen ist, oder zuerst aussteigen und dann einsteigen eingehen.
Daher nur ein paar wenige Verhaltensweisen und der Vorfall der mich eigentlich zu diesem Beitrag bewogen hat:
Rudelbildung
Aus der Mathematik weiß ich das der Punkt der am Schwersten zu erreichen ist am wenigsten frequentiert wird. Das ist für mich die einzige Erklärung dafür, dass manche Wagen bis an die technischen Grenzen gefüllt werden, während in anderen Wagen nicht einmal alle Sitzplätze belegt sind. Was ich allerdings nicht verstehe, warum eine Menschentraube in einem beliebigen Eingangsbereich eine so große Gravitation entwickelt das es für 90 Prozent der Menschen nicht möglich ist dieser zu entfliehen, um sich im Waggon aufzuteilen.
Völkerwanderung
Permanent laufen Leute durch den Zug. Wo zum Geier wollen die hin? WC könnte ich verstehen ist es nicht, das wird immer wieder links liegen gelassen. Ich bin mal extra in den letzten Waggon eingestiegen und selbst da gingen Leute in Richtung Zugende um dann eine Minute später in die andere Richtung zu laufen. Sitzplatzsuche wird es auch nicht sein in einem Fast leeren Waggon, oder gibt es DEN EINEN SITZPLATZ den man erst suchen muss?
Die Uhrzeit
Es scheint für viele unmöglich die Uhrzeit korrekt zu interpretieren. Da ich das bereits im Kindesalter gelernt habe nutze ich diese Fähigkeit allerdings gerne. Gern stehe ich an warmen Sommertagen mit einem kühlen Getränk vor dem Zug, der oft bis zu 15 Minuten Aufenthalt im Hauptbahnhof Köln hat, da es mir drinnen zu Warm und zu stickig ist. Obwohl mindestens 5 Tafeln die Abfahrtszeit korrekt anzeigen, kann man belustigend beobachten wie Leute die 100 Meter in unter 11 Sekunden sprinten, nur um einen Zug zu erreichen der erst in 10 Minuten abfährt. Dabei wird natürlich alles was dabei im Weg ist konsequent zur Seite geräumt.
Tiere (insbesondere Hunde)
Ich bin ganz klar kein Tierfreund, dies gebe ich gerne zu und das ist mein Problem. Auch ganz klar muss ich aber Tierfreunde tolerieren. Man sieht so einiges Getier in den Zügen, wovon ich mich dann einfach fernhalte und gut ist. Wofür ich allerdings kein Verständnis habe wenn Hunde auf den Bahnsteig scheißen und den Halter das überhaupt nicht interessiert. Auch hab ich kein Verständnis dafür das nasse Hunde mit in die Bahn genommen werden. Wenn die Bahn schon Hunde auf dem Gelände zulässt, sollten doch zumindest die Halter ein bisschen drüber nachdenken das nicht jeder mit diesen Viechern schmusen will. Mal ganz davon ab gilt, laut Hausordnung, auf dem gesamten Gelände der Deutschen Bahn generelle Maulkorb Pflicht. Ich hab noch nie einen Hund mit Maulkorb dort gesehen.
Ticketdiskussionen aufgrund von Verspätungen
Wir haben sicher alle schon die dämlichen Kommentar achso gescholtener Bahngäste gehört. „Die kriegen nix auf die Reihe und was ein schlechter Service, ich hab hier schließlich mein Ticket teuer bezahlt“. Die meisten glauben tatsächlich sie hätten die wirklich anfallenden Kosten mit ihrem Ticket abgedeckt. Das dies zu einem Großteil von der Allgemeinheit Subventioniert wird wollen die dann noch nicht einmal kapieren. Dazu werden ein Großteil der Verspätungen von Fahrgästen provoziert. Es gibt doch keine Station an der der Zugführer nicht darauf hinweisen muss das der Zug nicht mit offenen Türen losfahren kann. Klar gibt es technische defekte oder höhere Gewalt wie Unwetter, aber wären es nur die Verspätungen die darauf zurückzuführen sind wäre wohl alles ok.
Radler
Es gibt einen extra Waggon der für Fahrräder vorgesehen ist. Warum zu Hölle wird dieser nicht genutzt? Wenn er voll ist mit FAHRRÄDERN und nicht mit Vollidioten die den Radlern den Platz klauen OK aber sonst kann man diesen Waggon doch nutzen und nicht mit fünf Leuten die Gänge und Ausgänge in einem normalen Waggon blockieren. Die Radler steigen beliebig in die Waggons ein wo es gerade passt.
Gepäck
Die meisten Menschen glauben ihr Gepäck braucht einen Sitzplatz. Je nach alter des Gepäcks hab ich dafür natürlich Verständnis, Koffer die 20 Jahre alt sind können nun mal auch nicht mehr alleine irgendwo stehen. Klar ist natürlich auch das alle Koffer bei einer Völkerwanderung (siehe oben mitgenommen werden). Interessant wird das bei sehr vollen Zügen.
Der traurige Höhepunkt
Am Hauptbahnhof Bonn musste ich einen Vorfall beobachten der mich zutiefst erschüttert hat, und ich bin nicht leicht zu erschüttern. Eine junge Schwer behinderte Dame im Rollstuhl (in Begleitung von Bahnpersonal) wartete mit mir und weiteren Gästen auf den einfahrenden RE1 Richtung Emmerich. Da der Rollstuhl nur an einem dafür vorgesehenen Eingang (Radlerwaggon) in den Zug befördert werden kann wurden alle wartenden darüber informiert, dass zuerst die Behinderte Dame mit Hilfe einsteigen wird. Als dann der Zug kam hatten das scheinbar die meisten schon wieder vergessen. Radler und nicht Radler stürmten in den Waggon bis er voll war. Das überforderte Zugpersonal versuchte dann nochmals zu erklären das der Rollstuhl hier rein muss. Obwohl die Zugbegleiter mehrfach darauf hinwiesen, auch mit bestimmender Stimme, das egal wie lange es dauert der Zug nicht losfahren wird bis die Rollstuhlfahrerin drin ist, hat sich keiner bemüht Platz zu machen. Aufgrund der Hektik und angespannten Lage hat eine ( junge und wohl noch unerfahrene) Zugbegleiterin die Sperrung der Türe falsch bedient. So ging die Türe nach 5 Minuten zu und alle versuche den Zugführer telefonisch zu erreichen schlugen fehl. Am ende mussten die Bahnbegleiter aufgeben und den Zug fahren lassen. Ich muss sagen diese Gleichgültigkeit hat mich schon schwer bewegt. Es wäre ein kleines für diese Vollidioten gewesen Platz zu machen oder den Waggon zu wechseln.
Bevor mir jetzt einer kommt warum hast du den nichts unternommen? Zum einen wäre das in einer Schlägerei geendet (ich hatte mir sogar schon den Anführer der Idioten ausgesucht) und zum anderen bin ich davon ausgegangen das die Türe nicht schließt bis der Rollstuhl drin ist.
Das sind nur einige Bespiele von dem was man so täglich erleben kann. Sicher kann man auch auch warmherzige Momente bei der Bahn erleben. Allerdings sind diese selten, meist überwiegt Dummheit, Gleichgültigkeit und Hass. Ich könnte hier noch 10 Seiten Schreiben und von Montags bis Freitags kommt immer wieder was neues dazu.
Ich bin gespannt was ihr darüber Denkt.
mfg
seit mehr als einem Jahr lese ich hier begeistert mit und nun mein erster Beitrag, den ich hab 200 Puls (bald). Da hier viele Leute Ahnung von Psychologie, Sozial- und Gesellschaftswissenschaften haben erhoffe ich mir Erklärungen (wenn so etwas überhaupt möglich ist) für die nun folgenden Phänomene. Oder eine rege Diskussion, kann ja auch sein das ich ein falsches Weltbild habe. Da dies länger wird beginne ich für die Leute die nicht gerne lesen mit einem Zitat als Diskussionsgrundlage, dem ich zu 100% zustimme:
"85 Prozent unserer Landsleute sind zu doof zum Bahnfahren" (Harald Schmidt, 2012).
Alles was jetzt folgt Begründet diese Aussage und zeigt, dass es wesentlich mehr sein müssen als 85%. Da ich seit 5 Monaten (Beruflich bedingt) täglich mindestens 4 Stunden, als Fahrgast, auf dem Gelände der Bahn (dazu zähle ich auch den Zug) rumhänge beruht das folgende auf Erfahrungen und Beobachtungen. Auch wenn ich keine Wissenschaftlichen Methoden anwende könnte ich im Prinzip, wahrscheinlich nach 12 Monaten ein Buch schreiben. Ich möchte eigentlich gar nicht auf die mittlerweile NORMALEN Probleme wie zum Beispiel Tür aufhalten, was in einem so komplexen System mit Sicherheit einer der Hauptgründe für Zugverspätungen ist, oder zuerst aussteigen und dann einsteigen eingehen.
Daher nur ein paar wenige Verhaltensweisen und der Vorfall der mich eigentlich zu diesem Beitrag bewogen hat:
Rudelbildung
Aus der Mathematik weiß ich das der Punkt der am Schwersten zu erreichen ist am wenigsten frequentiert wird. Das ist für mich die einzige Erklärung dafür, dass manche Wagen bis an die technischen Grenzen gefüllt werden, während in anderen Wagen nicht einmal alle Sitzplätze belegt sind. Was ich allerdings nicht verstehe, warum eine Menschentraube in einem beliebigen Eingangsbereich eine so große Gravitation entwickelt das es für 90 Prozent der Menschen nicht möglich ist dieser zu entfliehen, um sich im Waggon aufzuteilen.
Völkerwanderung
Permanent laufen Leute durch den Zug. Wo zum Geier wollen die hin? WC könnte ich verstehen ist es nicht, das wird immer wieder links liegen gelassen. Ich bin mal extra in den letzten Waggon eingestiegen und selbst da gingen Leute in Richtung Zugende um dann eine Minute später in die andere Richtung zu laufen. Sitzplatzsuche wird es auch nicht sein in einem Fast leeren Waggon, oder gibt es DEN EINEN SITZPLATZ den man erst suchen muss?
Die Uhrzeit
Es scheint für viele unmöglich die Uhrzeit korrekt zu interpretieren. Da ich das bereits im Kindesalter gelernt habe nutze ich diese Fähigkeit allerdings gerne. Gern stehe ich an warmen Sommertagen mit einem kühlen Getränk vor dem Zug, der oft bis zu 15 Minuten Aufenthalt im Hauptbahnhof Köln hat, da es mir drinnen zu Warm und zu stickig ist. Obwohl mindestens 5 Tafeln die Abfahrtszeit korrekt anzeigen, kann man belustigend beobachten wie Leute die 100 Meter in unter 11 Sekunden sprinten, nur um einen Zug zu erreichen der erst in 10 Minuten abfährt. Dabei wird natürlich alles was dabei im Weg ist konsequent zur Seite geräumt.
Tiere (insbesondere Hunde)
Ich bin ganz klar kein Tierfreund, dies gebe ich gerne zu und das ist mein Problem. Auch ganz klar muss ich aber Tierfreunde tolerieren. Man sieht so einiges Getier in den Zügen, wovon ich mich dann einfach fernhalte und gut ist. Wofür ich allerdings kein Verständnis habe wenn Hunde auf den Bahnsteig scheißen und den Halter das überhaupt nicht interessiert. Auch hab ich kein Verständnis dafür das nasse Hunde mit in die Bahn genommen werden. Wenn die Bahn schon Hunde auf dem Gelände zulässt, sollten doch zumindest die Halter ein bisschen drüber nachdenken das nicht jeder mit diesen Viechern schmusen will. Mal ganz davon ab gilt, laut Hausordnung, auf dem gesamten Gelände der Deutschen Bahn generelle Maulkorb Pflicht. Ich hab noch nie einen Hund mit Maulkorb dort gesehen.
Ticketdiskussionen aufgrund von Verspätungen
Wir haben sicher alle schon die dämlichen Kommentar achso gescholtener Bahngäste gehört. „Die kriegen nix auf die Reihe und was ein schlechter Service, ich hab hier schließlich mein Ticket teuer bezahlt“. Die meisten glauben tatsächlich sie hätten die wirklich anfallenden Kosten mit ihrem Ticket abgedeckt. Das dies zu einem Großteil von der Allgemeinheit Subventioniert wird wollen die dann noch nicht einmal kapieren. Dazu werden ein Großteil der Verspätungen von Fahrgästen provoziert. Es gibt doch keine Station an der der Zugführer nicht darauf hinweisen muss das der Zug nicht mit offenen Türen losfahren kann. Klar gibt es technische defekte oder höhere Gewalt wie Unwetter, aber wären es nur die Verspätungen die darauf zurückzuführen sind wäre wohl alles ok.
Radler
Es gibt einen extra Waggon der für Fahrräder vorgesehen ist. Warum zu Hölle wird dieser nicht genutzt? Wenn er voll ist mit FAHRRÄDERN und nicht mit Vollidioten die den Radlern den Platz klauen OK aber sonst kann man diesen Waggon doch nutzen und nicht mit fünf Leuten die Gänge und Ausgänge in einem normalen Waggon blockieren. Die Radler steigen beliebig in die Waggons ein wo es gerade passt.
Gepäck
Die meisten Menschen glauben ihr Gepäck braucht einen Sitzplatz. Je nach alter des Gepäcks hab ich dafür natürlich Verständnis, Koffer die 20 Jahre alt sind können nun mal auch nicht mehr alleine irgendwo stehen. Klar ist natürlich auch das alle Koffer bei einer Völkerwanderung (siehe oben mitgenommen werden). Interessant wird das bei sehr vollen Zügen.
Der traurige Höhepunkt
Am Hauptbahnhof Bonn musste ich einen Vorfall beobachten der mich zutiefst erschüttert hat, und ich bin nicht leicht zu erschüttern. Eine junge Schwer behinderte Dame im Rollstuhl (in Begleitung von Bahnpersonal) wartete mit mir und weiteren Gästen auf den einfahrenden RE1 Richtung Emmerich. Da der Rollstuhl nur an einem dafür vorgesehenen Eingang (Radlerwaggon) in den Zug befördert werden kann wurden alle wartenden darüber informiert, dass zuerst die Behinderte Dame mit Hilfe einsteigen wird. Als dann der Zug kam hatten das scheinbar die meisten schon wieder vergessen. Radler und nicht Radler stürmten in den Waggon bis er voll war. Das überforderte Zugpersonal versuchte dann nochmals zu erklären das der Rollstuhl hier rein muss. Obwohl die Zugbegleiter mehrfach darauf hinwiesen, auch mit bestimmender Stimme, das egal wie lange es dauert der Zug nicht losfahren wird bis die Rollstuhlfahrerin drin ist, hat sich keiner bemüht Platz zu machen. Aufgrund der Hektik und angespannten Lage hat eine ( junge und wohl noch unerfahrene) Zugbegleiterin die Sperrung der Türe falsch bedient. So ging die Türe nach 5 Minuten zu und alle versuche den Zugführer telefonisch zu erreichen schlugen fehl. Am ende mussten die Bahnbegleiter aufgeben und den Zug fahren lassen. Ich muss sagen diese Gleichgültigkeit hat mich schon schwer bewegt. Es wäre ein kleines für diese Vollidioten gewesen Platz zu machen oder den Waggon zu wechseln.
Bevor mir jetzt einer kommt warum hast du den nichts unternommen? Zum einen wäre das in einer Schlägerei geendet (ich hatte mir sogar schon den Anführer der Idioten ausgesucht) und zum anderen bin ich davon ausgegangen das die Türe nicht schließt bis der Rollstuhl drin ist.
Das sind nur einige Bespiele von dem was man so täglich erleben kann. Sicher kann man auch auch warmherzige Momente bei der Bahn erleben. Allerdings sind diese selten, meist überwiegt Dummheit, Gleichgültigkeit und Hass. Ich könnte hier noch 10 Seiten Schreiben und von Montags bis Freitags kommt immer wieder was neues dazu.
Ich bin gespannt was ihr darüber Denkt.
mfg