@gastric gastric schrieb am 23.07.2017:Nochmal... dafür ist das ding da. Der soll einen organismus simulieren und zwar einen ganzen samt immunsystem, samt kreislauf ectpp. Dafür ist das ding da.
Nochmal...die Annahme ein komplettes Immunsystem auf zellulärer und humoraler Ebene simulieren zu können (also Knochenmark, Milz, Thymus, Lymphknoten, Komplementsystem, Antikörper, Cytokine usw.) ist kompletter Nonsens! Und dafür ist "das Ding" garantiert NICHT da! Genau das Selbe gilt auch für den "Kreislauf ectpp"!
Gleichwohl sind diese Chips natürlich eine geniale Erfindung. Für eine Reduktion von Tierversuchen im großen Maßstab, eignen sie sich bisher jedoch noch nicht.
gastric schrieb am 23.07.2017:Das war eine kleine anspielung auf die vergangenen versuche schweineherzen statt menaschenherzen zu transplantieren. Sehr schön, dass du mitbekommen hast, worauf ich hinaus wollte :Y:
Ähm...nein. Leider ist mir überhaupt nicht klar, worauf du hinaus willst. Um nämlich Schweineherzen erfolgreich in Menschen zu verpflanzen, sind vorher selbstverständlich ebenfalls Tierversuche notwendig, wenn man nicht vorher auf gut Glück an Menschen herumpfuschen will.
So basierte auch die erste Herztransplantation im Jahr 1967 durch Christiaan Barnard auf den Erkenntnissen aus Tierversuchen...
Den chirurgischen Spezialisten und Forschern war der Kapstädter Outsider Barnard nur um eine Nasenspitze voraus. Schon 1964 hatte der Amerikaner Hardy, erfolglos und deshalb verschwiegen, ein Schimpansenherz auf einen sterbenskranken Menschen verpflanzt. Barnards Transplantationstechnik aber war im Tierversuch auch in den amerikanischen Zentren längst Routine,...
Wieder daheim, baute er systematisch das für Herztransplantationen notwendige Großteam (30 Personen) auf, übte und verbesserte in Hunderten von Tierversuchen seine und seiner Mitarbeiter chirurgische Fertigkeit, schenkte den neuesten Erkenntnissen auf dem Gebiet der Gewebeverträglichkeit (Immunologie) intensive Beachtung. In dem Serologen M. C. Botha gewann er einen oft bremsenden, forscherisch skeptischen Mitarbeiter dieses für den Transplantationserfolg letztlich entscheidenden Fachs.http://www.zeit.de/1977/49/jesus-es-schlaegt/seite-2gastric schrieb am 23.07.2017:Es gab sogar einen freiwilligen für eine kopftransplantation und du bezweifelst, dass es freiwillige gibt?
Glaubst du wirklich, dieser Freiwillige und das Ärzteteam würden diesen Versuch auch nur in Erwägung ziehen, wenn sich eine derart komplizierte Operation nicht in unzähligen Tierversuchen als zumindest halbwegs machbar herausgestellt hätte?
Der russische Chirurg Wladimir Petrowitsch Demichow erntete in den 1950er Jahren internationale Aufmerksamkeit, indem er einen zweiköpfigen Hund erschuf. Sogar das Time Magazine berichtete 1955 darüber. Demichow verpflanzte in seinem Experiment den vorderen Teil eines Welpen samt Kopf auf den ausgewachsenen Schäferhund Rylschi. Für kurze Zeit schien der Eingriff geglückt: beide Köpfe bewegten sich, bellten und fraßen. Doch nach wenigen Tagen starb der Hund.[1]
Im Jahr 1970 gelang es dem US-amerikanischen Chirurgen Robert J. White, einen Affenkopf auf einen anderen Körper zu verpflanzen. Allerdings konnte das Rückenmark nicht verbunden werden, sodass das Tier gelähmt war. Darüber hinaus musste der Affe künstlich beatmet werden. Trotz der Bemühungen starb das Versuchsobjekt nach neun Tagen, weil eine Immunreaktion zur Abstoßung des Kopfes durch den Körper führte.[4]
Aktuellere Versuche wurden von Ren Xiaoping an Mäusen und Affen durchgeführt. Der chinesische Arzt experimentierte an über 1.000 Mäusen, wobei die maximale Überlebensdauer eines operierten Versuchstiers einen Tag betrug.[2] Auch einen Affenkopf konnte der Chirurg transplantieren. Dabei gelang ihm die Herstellung des Blutkreislaufs, ohne dass der Primat neuronale Schäden davontrug. Die Verbindung des Rückenmarks war auch Xiaoping nicht möglich, sodass der Affe gelähmt war und aus ethischen Gründen nach 20 Stunden eingeschläfert wurde.[5]Wikipedia: Kopftransplantation#Erste Versuche an TierenWieviele todkranke, freiwillige Empfänger eines Spenderkörpers hätten sich wohl ohne vorherige Erprobung in Tierversuchen für eine solche Operation zur Verfügung gestellt?
Das ist natürlich schwer abzuschätzen, da viele Menschen so gut wie alles dafür tun würden, um dem Tod zu entrinnen.
Sicher ist nur, dass wohl weit über 1000 Freiwillige eine solche Operation nicht länger als einen Tag überlebt hätten!
gastric schrieb am 23.07.2017:Künstlich = ein tier mit einer krankheit zu infizieren, die diese tierart auf natürliche weise gar nicht bekommt.
Auch Mäuse oder Ratten können in der Natur Krebs bekommen, wenn sie nicht vorher von Raubvögeln, Fuchs oder Katze gefressen werden, im Winter erfrieren oder nicht genug Futter finden und verhungern.
Wenn bei einer Tierart die gleiche Erkrankung wie beim Menschen induziert werden kann, dann eignet sie sich bezüglich der Vergleichbarkeit mit dem Menschen auch als Forschungsobjekt, wobei natürlich aus nachvollziehbaren Gründen eher Mäuse als Elefanten bevorzugt werden.
Es kommt dabei immer darauf an, was genau man herausfinden möchte. Klar macht es wenig Sinn, eine Tierart mit einem Krankheitserreger zu infizieren, die dagegen immun ist, wenn man mehr über den Verlauf einer Erkrankung herausfinden möchte. Andererseits kann aber genau diese Immunität möglicherweise wieder bahnbrechende, neue Erkenntnisse liefern.
Wie bereits gesagt, kommt es dabei stets auf die jeweilige, spezifische Fragestellung an!
gastric schrieb am 23.07.2017:Knochenbrüche sehe ich als verletzungen an und nicht direkt als krankheit, die vergleichbarer mit erbkrankheiten, infektionskrankheiten, tumorerkrankungen oder aber psychischen erkrangungen ist.
Blödsinn! Auch Verletzungen wie z.B. Knochenbrüche setzen im Körper eine ganze Kaskade an höchst komplizierten, cytokinregulierten, immunologischen Abläufen in Gang, die es ebenso zu erforschen gilt, wie das korrekte Lagern, Schienen, Gipsen oder sonstige Fixieren eines Bruchs.
Frag mal jemanden, dessen Bein nach einem komplizierten Knochenbruch wieder zusammengeschraubt werden musste und der daraufhin mehrere Monate in der Reha verbracht hat! Der wird dir aber gehörig was husten, von wegen Knochenbrüche sind "nicht direkt eine Krankheit"!
Und an Schafen werden im Tierversuch auch allerlei neue Gelenkimplantate erprobt. Die bekommen dann später Leute implantiert, die z.B. aufgrund einer Hüftgelenksarthrose kaum noch laufen können. Aber Arthrose ist deiner Meinung nach sicherlich auch keine richtige Erkrankung. Ist ja schließlich nur was mit Knochen, nicht wahr?
Das Ganze ist auch deswegen etwas komplizierter, da die verwendeten Materialen über zwanzig Jahre halten und dabei keinerlei immunologischen Abstoßungsreaktionen im Körper hervorrufen sollen.
gastric schrieb am 23.07.2017:Keines? Da liegst du falsch. Es gibt bspw speziell entwickelte impfstoffe für asiatische elefanten gegen das herpesvirus, an dem sie reihenweise versterben.
Das wird vermutlich daran liegen, dass es es sich um einen Virenstamm handelt, der nur asiatische Elefanten befällt. Und weiter?
Die Tollwut wurde hierzulande schließlich auch nicht deswegen ausgerottet, weil man den Füchsen Impfköder gegen Masern, Röteln oder Mumps zum Fressen anbot, sondern eben gegen Tollwut.
gastric schrieb am 23.07.2017:Nochmal: ich bleibe grundsätzlich nur in der medikamentenforschung NACH der grundlagenforschung. Ich beziehe mich da tatsächlich auf die nichtklinische forschung, in der tierversuche vorgeschrieben sind, solange keine passende alternative anerkannt! (nicht nur vorhanden) ist.
Okay. Das hab ich verstanden. Du stimmst mir also zu, dass Tierversuche zumindest teilweise ihre Berechtigung haben. Richtig?
Dann können wir uns vielleicht auf folgendes einigen...
Pro Tierversuche:
Mit Tierversuchen werden in der medizinischen Grundlagenvorschung fast täglich neue Erkenntnisse gewonnen, die sich in der Regel sehr gut auf den Menschen übertragen lassen, obwohl es zuweilen auch völlig unerwartete, eklatante Unterschiede zwischen einem Tiermodell und der menschlichen Physiologie geben kann.
Versus Tierversuche:
Der menschliche Organismus ist viel zu komplex, um die Resultate aus der Grundlagenforschung OHNE klinische Studien einfach so und mit gutem Gewissen beim Patienten anwenden zu können.
Pro alternative Verfahren:
Mit humanen Zellkulturen, Organchips und In-Silico-Research werden in der medizinischen Grundlagenvorschung fast täglich neue Erkenntnisse gewonnen, die sich in der Regel sehr gut auf den Menschen übertragen lassen, obwohl es zuweilen auch völlig unerwartete, eklatante Unterschiede zwischen diesen Modellen und der menschlichen Physiologie geben kann.
Versus alternative Verfahren:
Der menschliche Organismus ist viel zu komplex, um die Resultate aus der Grundlagenforschung OHNE klinische Studien einfach so und mit gutem Gewissen beim Patienten anwenden zu können.
;)Um größtmögliche Sicherheit zu gewährleisten, wäre ich deshalb für eine Beibehaltung von Arzneimitteltests an Versuchstieren, bei gleichzeitiger Anerkennung von Standardtests mit Organchips bei klar definierten Fragestellungen, sobald sich diese in klinischen Studien als aussagekräftig bewährt haben. Doppelt hält nun mal besser!
:)