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Gedichte

388 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Gedichte ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Gedichte

07.07.2006 um 22:26
Auf der Wiese grast ein Schimmel
hebt den Kopf zum blauen Himmel
trinkt dieSonne
und das Blau
sättigt sich fürs Wintergrau.


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Ein Tornado pfeift undwinselt

während er das Land bepinselt
Jammert und haut alles klein
Frustabbau muss
auch mal sein.

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Gedichte

07.07.2006 um 23:15
Kleine Aster

Ein ersoffener Bierfahrer wurde auf den Tisch gestemmt.
Irgendeiner hatte ihm eine dunkelhelllila Aster
zwischen die Zähne geklemmt

Als ich von der Brust aus
unter der Haut
mit einem langen Messer
Zungeund Gaumen herausschnitt,
muss ich sie angestoßen haben, denn sie glitt
in dasnebenliegende Gehirn.
Ich packte sie ihm in die Brusthöhle
zwischen dieHolzwolle,
als man zunähte.
Trinke dich satt in deiner Vase!
Ruhe sanft,
kleine Aster!


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Gedichte

07.07.2006 um 23:28
Blaue Stunde


Ich trete in die dunkelblaue Stunde -
da ist der Flur,die Kette schließt sich zu
und nun im Raum ein Rot auf einem Munde
und eineSchale später Rosen - du!

Wir wissen beide, jene Worte,
die jeder oft zuanderen sprach und trug,
sind zwischen uns wie nichts und fehl am Orte:
Dies istdas Ganze und der letzte Zug.

Das Schweigende ist so weit vorgeschritten
undfüllt den Raum und denkt sich selber zu
die Stunde - nichts gehofft und nichtsgelitten -
mit ihrer Schale später Rosen - du.

Dein Haupt verfließt, istweiß und will sich hüten,
indessen sammelt sich auf deinem Mund
die ganze Lust,der Purpur und die Blüten
aus deinem angeströmten Ahnengrund.

Du bist soweiß, man denkt, du wirst zerfallen
vor lauter Schnee, vor lauter Blütenlos,
todweiße Rosen Glied für Glied - Korallen
nur auf den Lippen, schwer undwundergroß.

Du bist so weich, du gibst von etwas Kunde,
von einem Glück ausSinken und Gefahr
in einer blauen, dunkelblauen Stunde
und wenn sie ging, weißkeiner, ob sie war.

Ich frage dich, du bist doch eines andern,
was trägst dumir die späten Rosen zu?
Du sagst, die Träume gehn, die Stunden wandern,
was istdas alles: er und ich und du?

"Was sich erhebt, das will auch wieder enden,
was sich erlebt - wer weiß denn das genau,
die Kette schließt, man schweigt indiesen Wänden
und dort die Weite, hoch und dunkelblau."


*Gottfried Benn


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07.07.2006 um 23:49
@ gsb23,

ist echt schön...da leben richtig Bilder *ggg*...


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Gedichte

08.07.2006 um 04:53
SOLI INVICTO

Ich glaube, du verstehst nicht ganz,
was die Leutewollen.
Die haben bestimmt keine Lust, Monologe zu lesen.

Sie wollenAction!
Sie wollen tanzende junge Frauen! Sie wollen Abenteuer! Sie wollen Skandalen!Sie wollen Leute sehen, die von Dächern fallen!
Sie wollen Träume! Die Welt ist vollvon Leuten mit großen Träumen.

Wie wär's mit einem kleinen Abenteuer?

SOLI INVICTO


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08.07.2006 um 05:50

die Tage, die waren,
so nehmen, wie sie gewesen
an sie ein Schild hängen
mit dem Namen "Vergangenheit"
und sie einem Vogel geben
der sie fortträgt

das Fenster öffnen
das Licht
und die Hoffnung
reinlassen
für dieneuen Tage
die da kommen.




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Gedichte

08.07.2006 um 06:05

Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren
sind Schlüssel aller Kreaturen,
wenn die, so singen oder küssen,
mehr als Tiefgelehrte wissen,
wenn sich dieWelt ins freie Leben
und in die Welt wird zurückbegeben,
wenn dann sich wiederLicht und Schatten
zu echter Klarheit werden gatten,
und man in Märchen undGedichten
erkennt die ewgen Weltgeschichten,
dann fliegt vor einem geheimen Wort
das ganze verkehrte Wesen fort.

Novalis




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08.07.2006 um 17:54
Einsamkeit

Ich wollte in der Stille sein
bin in den Walde gegangen
Undhabe mcih im Spinnennetz
der Einsamkeit gefangen

-Eva Strittmatter-


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10.07.2006 um 14:17
Abschied


Du füllst mich an wie Blut die frische Wunde
und rinnsthernieder seine dunkle Spur,
du dehnst dich aus wie Nacht in jener Stunde,
dasich die Matte färbt zur Schattenflur,
du blühst wie Rosen schwer in Gärten allen,
du Einsamkeit aus Alter und Verlust,
du Überleben, wenn die Träume fallen,
zuviel gelitten und zuviel gewusst.

Entfremdet früh dem Wahn derWirklichkeiten,
versagend sich der schnell gegebenen Welt,
ermüdet von dem Trugder Einzelheiten,
da keine sich dem tiefen Ich gesellt;
nun aus der Tiefe selbst,durch nichts rühren,
und die kein Wort und Zeichen je verrät,
musst du deinSchweigen nehmen, Abwärtsführen
zu Nacht und Trauer und den Rosen spät.

Manchmal noch denkst du dich --: die eigene Sage --:
das warst du doch --? ach,wie du dich vergasst!
war das dein Bild? war das nicht deine Frage,
dein Wort,dein Himmelslicht, das du besasst?
Mein Wort, mein Himmelslicht, dereinst besessen,
mein Wort, mein Himmelslicht, zerstört, vertan --
wem das geschah, der muss sichwohl vergessen
und rührt nicht mehr die alten Stunden an.

Ein letzter Tag--: spätglühend, weite Räume,
ein Wasser führt dich zu entrücktem Ziel,
ein hohesLicht umströmt die alten Bäume
und schafft im Schatten sich ein Widerspiel,
vonFrüchten nichts, aus Ähren keine Krone
und auch nach Ernten hat er nicht gefragt --
er spielt sein Spiel, und fühlt sein Licht und ohne
Erinnern nieder -- alles istgesagt.


*Gottfried Benn


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Gedichte

10.07.2006 um 14:18
Nur zwei Dinge


Durch so viel Form geschritten,
durch Ich und Wirund Du,
doch alles blieb erlitten
durch die ewige Frage: wozu?

Das isteine Kinderfrage.
Dir wurde erst spät bewußt,
es gibt nur eines: ertrage
- obSinn, ob Sucht, ob Sage -
dein fernbestimmtes: Du mußt.

Ob Rosen, ob Schnee,ob Meere,
was alles erblühte, verblich,
es gibt nur zwei Dinge: die Leere
unddas gezeichnete Ich.


*Gottfried Benn


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Gedichte

10.07.2006 um 14:19
Ein Wort


Ein Wort, ein Satz -: aus Chiffren steigen
erkanntesLeben, jäher Sinn,
die Sonne steht, die Sphären schweigen,
und alles ballt sichzu ihm hin.

Ein Wort - ein Glanz, ein Flug, ein Feuer,
ein Flammenwurf, einSternenstrich -
und wieder Dunkel, ungeheuer,
im leeren Raum um Welt und Ich.


*Gottfried Benn


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10.07.2006 um 14:26
Wenn ich morgens aufwache
und die Träume der Nacht
einfangen will,
sind siefort.

Waren sie bedeutungslos
oder zu schön
für den Alltag?


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10.07.2006 um 14:30
Tanz mit der Klinge

Es ist so schwer,
mein Herz ist leer.
Möcht nichtmehr alleine sein,
will mit der Klinge zusammen sein.
Halte sie ganz nah beimir,
es ist schön so nah bei ihr.
Spüre die Kälte und sehe den makelosenGlanz... lass uns gehen zu einem letzten Tanz.
Führe meine Hand, denn ich bin vondir gebannt.
Ich kann dir nicht mehr wiederstehen, will endlich dein kaltes Glänzen
wiedersehen.
Will spüren den kalten Schmerz, will fühlen mein schwaches Herz.
Ich halte dich ganz nah an meine Brust.
Fühlst du diese Lust?
Die Lust aufden Schmerz, die Lust auf das schneiden, warum kann es nicht immer so bleiben?
Ichstosse dich von mir fort, geh an einen anderen Ort!
Ich hasse dich, du hast michverführt!
Wie konntest du nur, hast mich belogen!
Schmeiße dich fort von mir,seh nur noch den glänzenden Teil von dir.
Ein Teil warst du auch von mir, doch jetztbin ich tot durch meine eigene Gier.
Du hast mich umgebracht in meiner letztenSchlacht. Ich habe den Kampf verloren und bin auf Ewigkeit verdorben.
Hätte beinahwieder mit dir getanzt...hättest mich fast eingenommen, ganz und ganz.
Ich bin schontot, siehst du es denn nicht?
Warum versuchst du es dann, warum lässt du es nicht?
Du hast gewonnen ich gebe es zu... hast mich genommen, so lass doch endlich ruh`.
Ich will ihr Glänzen nicht mehr sehen doch kann ich ihr nicht wiederstehen.
Werde noch oft gegen sie verlieren und mich oft in ihrem Glanz verirr`n



Teufelskreis

Hier sitz ich nun und frage mich was soll ich tun ?
Ich hohle meine Freundin raus meine treue Dinnerin in schwerer stund.
Sieverfüht mich mit ihrem süßen Klang.
Meine Seele schmerzt ich erleide qualen.
Ichhabe Propleme Stress und Kummer.
Sie hiflt mir dabei meine Last abzulegen ichschneide mich tief und weit.
Das warme Blut auf der Haut zu spüren istunbeschreiblich gut.
Ich bin erleichtert es getan zu haben.
Aber dann bereue iches getan zu haben eine Narbe mehr die sich reinbrennt.
Meine Seele wird schwer undich tu es wieder und wieder es ist ein verdammter Teufelskreis.

Der Sieger

Ich liege auf meinem Bett und starre an die Decke.
Ich setze mich auf und schaueaus dem Fenster zum Mond hinauf.
Ich nehme eine Schere und ritze mir in die Haut, eskommt kein Blut ich greif
zum Messer setze an und ziehe herunter.
Es dauert einpaar Sekunden bis das Blut herausquillt.
Ich lege mich zurück verspüre keinenSchmerz.
Ich schaue den mond an und merke wie das warme blut mit jedem Tropfen ein
stückchen meines lebens aus meinem Körper nimmt .
Hab keine Angst bin frohdarüber. Schließe die augen und schlafe
siegessicher ein.

Verfaultes Blut

Ich gehe eines Nachts am Strand entlang, lasse mir das kalte Wasser an die
Füße plätschern, ich setze mich auf den Warmen Sand und blicke
zum vollen Mondhinauf , ziehe etwas glitzernes aus meiner Tasche, es glitzert
so schön undbrachtvoll ihm Mondenschein, ich überlege ob ich es tun
soll ich entscheide mich fürJA. Ich setzte die Klinge an meinen Unterarm
und ziehe herunter. Ich blute sehrstark, bin froh darüber lächel dem
mond entgegen. Meine Süßes Blut verfault ihmwarmen Sand, lege mich
nun zurück und schließe die augen und warte auf mein Ende

Der TOT !!!

Ich stehe alleine im Wald,höre ein rascheln fahre herum undschaue in zwei hasserfüllte rotglühende augen sie brennen sich in mein gehirn und inmeine seele.
Drehe den Augen den Rücken zu, sehe die augen immer noch vor mir.
Spüre Nebel der meinen körper heraufkriecht er ist kalt und feucht und legt sich ummich wie ein schwarzer feuchter mantel, zieht mich zu boden will aufstehen geht nichtnagelt mich am boden fest. Versuche mich loszureisen, mit letzter kraft schaffe ich esauf die beine entreise mich den schwarzen scharfen krallen, renne aus dem wald binendlich in sicherheit.
Aber ich bin mir sicher er gibt keiner ruhe solange bis ermich nicht hat.


hoffe sie gefallen euch
hab ich selbst geschrieben !

dunkle grüße vampiri666:}


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10.07.2006 um 14:30
In einer Nacht

In einer Nacht, die keiner kennt,
Substanz aus Nebel,Feuchtigkeit und Regen,
in einem Ort, der kaum sich nennt
so unbekannt, so klein,so abgelegen,

sah ich den Wahnsinn alles Liebs und Leids,
dasTiefdurchkreuzte von Begehr und Enden,
das Theatralische von allerseits,
dasniemals Gottgestützte von den Händen,

die dich bestreicheln, heiß undungewaschen,
die dich wohl halten wollen, doch nicht wissen,
wie man den andernhält, an welchen Maschen
man Netze flicken muss, dass sie nicht rissen -

ach, diese Nebel, diese Kältlichkeit,
dies Abgefallensein von jeder Dauer,
von Bindung, Glauben, Halten, Innigkeit,
ach Gott - die Götter! Feuchtigkeit undSchauer!


*Gottfried Benn


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Gedichte

10.07.2006 um 14:32
Einsamer nie


Einsamer nie als im August:
Erfüllungsstunde -, imGelände
die roten und die goldenen Brände,
doch wo ist deiner Gärten Lust?

Die Seen hell, die Himmel weich,
die Äcker rein und glänzen leise,
doch wosind Sieg und Siegsbeweise
aus dem von dir vertretenen Reich?

Wo alles sichdurch Glück beweist
und tauscht den Blick und tauscht die Ringe
im Weingeruch, imRausch der Dinge, -:
dienst du dem Gegenglück, dem Geist.



*Gottfried Benn


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Gedichte

10.07.2006 um 14:38

Wahrlich nichts Leichtes ist's sich mit der Schönheit zu prahlen.
Tausend Dinge giebt's nöthig zu wissen hierinn.

Schönheit fodert weit mehr,als süße Lippen von Schönen,
Salomon herrschete nicht nur durch das Siegel allein,

Tausenfältiges Reich der Schönheit ist nicht das Glück werth,
Vom geliebtenHerz treulich empfangen zu seyn.

Ach du hast in Verwirrung gebracht mein Lebenund Weben,
Möge dem Gaul es gedeih'n, daß du so eilig ihn jagst;

Sende dasHaupt der Gesellschaft in Trunknen mit ihnen zu kosen,
Ohne Glieder und Kopf findensie Schätze bereit.

Bringe mir Wein wie Purpur gefärbet, ich will dann erzählen,
Und als Musulmann dennoch bestehen dabey.

Ha! ich schwör's bey dem Staubeder Füße der Trinker am Morgen,
Seit ich am Schenkenthor trunken die Wache versah,

Bin ich noch nie bei heuchelnden Frommen vorübergegangen,
Die nicht unterdem Kleid hätten den Gürtel gehabt.

Bei dem herzenbezwingenden Haar beschwör'ich dich, Freundinn,
Thue Gutes, daß dich Gott vor'm Ruine bewahr'!

Wendedas Auge der Huld nicht ab von der Lage Hafisens,
Sonsten beschwer' ich mich bei demWesir der Zeit.

Er ein Wesir wie ein König der Herr der Zeiten und Erde,
Demverborgen nicht ist Menschen und Dschinnengeschäft.

Mohammed Ali's Sohn, dieStütze des Reichs und des Glaubens,
Göttlicher Schimmer strahlt von der erleuchtendenStirn.

Lobenswürdiger Tugenden voll, geziemt dir mit Rechten
AnspruchsvollesRecht auf die Beschirmung der Welt.

*


*Mohammed Schemsed-din Hafis
(Übersetzung: Joseph von Hammer-Purgstall)




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10.07.2006 um 15:01

Auf, o Schenke, lass den Becher kreisen
Und dann reiche mirihn freundlich dar,

Weil die Lieb', die anfangs leicht geschienen,
Schwierigkeiten ohne Zahl gebar.

Hoffnung, dass der Ostwind endlich löse,
Was an Duft in jenen Locken ruht,

Machte, dass ob ihren krausen Ringen
Jedes Herz beträufelt ward mit Blut.

Färbe dir den Teppich bunt mit Weine,
Wenn der Wirth, der alte, es dich heisst,

Denn die Wege und den Lauf derPosten
Kennt der Wand'rer, der so viel gereist.

Geb' ich in desSeelenfreundes Hause
Jemals wohl mich dem Genusse hin,

Wenn die Glocke alleAugenblicke
Klagend mahnet: »Lasst uns weiter zieh'n!«

Finster ist die Nachtund bange Schrecken
Birgt der Welle und des Wirbels Schoos:

Die daleichtgeschürzt am Ufer weilen,
Wie begriffen sie mein hartes Loos?

Nur derEigenwille gab am Ende
All' mein Handeln üblem Rufe Preis:

Bleibt wohl einGeheimniss noch verborgen,
Das zum Mährchen wird in jedem Kreis?

Wenn,Hafis, du dich nach Ruhe sehnest,
So vergiss nicht, was die Lehre spricht:

»Hast du einmal wen du liebst gefunden,
Leiste auf die ganze Welt Verzicht!«

*

Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Vincenz Ritter vonRosenzweig-Schwannau)




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10.07.2006 um 15:38






Die Libelle

Liebe Libelle,
flieg nicht so schnelle!
Denk derGefahren,
die deiner harren:

Bäume und Zäune,
Äste und Steine
aufallen Wegen!
Du fliegst dagegen!

Mit gebrochenen Gliedern
liegst du imStaube.
Dann kommt der Herbst,
du vermoderst im Laube...

Oder ein Vogel
will dich erhaschen,
will dich zerbeißen
und hastig vernaschen...

Oder ein Forscher
mit seinem Netze!
Erst tut er sachte,
daß nichts dichverletze
und freut sich stolz seines Besitzes!

Zu Hause jedoch nimmt er wasSpitzes
und sticht's dann
durch deine weichste Stelle:
arme Libelle!

Flieg nicht so schnelle,
genieße die Stunden
oder Sekunden.
die dir zumLeben
gegeben!

Scheint warm die Sonne:
freu dich des Lichts!
FülltRegen die Bäche,
hast du vom Leben nichts -
im Gegensatz zur Forelle!


*Heinz Erhardt




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10.07.2006 um 20:35




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Auf, o Schenke, gib mir den Pocal,

Streue Staub auf's Haupt derErdenqual!

Setz' das Glas mir auf die Hand; - mit Lust

Reiss' das blaueKleid ich von der Brust.

Klugen scheint das gegen Ehr' und Pflicht,

Doch ich will ja Ruhm und Ehre nicht.

Gib mir Wein! Wie manches Thorenhaupt

Hat der Wind des Stolzes schon bestaubt!

Meines heissen BusensSeufzerrauch

Sengte diese kalten Rohen auch.

Keiner, seh' ich, willmein Herz versteh'n,

Möge hoch er oder niedrig steh'n;

Nur bei jenemHolden find' ich Ruh',

Der die Ruhe mir geraubt im Nu.

Niemand blicketauf den Baum der Flur,

Sah er jenen Silberbaum erst nur.

Sei geduldigTag und Nacht, Hafis,

Du erreichst des Wunsches Ziel gewiss.

*



Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Vincenz Ritter vonRosenzweig-Schwannau)




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10.07.2006 um 23:15



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Seitdein Liebreiz die Verliebten
Lud zu des Genusses Mahl,

Gab dein Maal unddeine Locke
Herz und Seele Preis der Qual.

Was verliebte Seelen leiden
Fern von dir, hat in dem Maass

Niemand auf der Welt erfahren,
Als dieDurst'gen Kerbela's.

Theure Seele! Kennt mein Türke
Nichts als Rausch undTrunkenheit.

Musst auch du vor allem Ander'n
Thun Verzicht auf Mässigkeit.

Weil die Zeit der Lust und Freude
Und des Wein's jetzt wiederkehrt,

So betrachte sie als Beute,
Sie, die nur fünf Tage währt.

Wenn desKönigs Fuss zu küssen
Dir gelänge, o Hafis,

Ist in allen beiden Welten
Rubin und Ehre dir gewiss.

*

Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Vincenz Ritter von Rosenzweig-Schwannau)




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