Auf, o Schenke, lass den Becher kreisen
Und dann reiche mirihn freundlich dar,
Weil die Lieb', die anfangs leicht geschienen,
Schwierigkeiten ohne Zahl gebar.
Hoffnung, dass der Ostwind endlich löse,
Was an Duft in jenen Locken ruht,
Machte, dass ob ihren krausen Ringen
Jedes Herz beträufelt ward mit Blut.
Färbe dir den Teppich bunt mit Weine,
Wenn der Wirth, der alte, es dich heisst,
Denn die Wege und den Lauf derPosten
Kennt der Wand'rer, der so viel gereist.
Geb' ich in desSeelenfreundes Hause
Jemals wohl mich dem Genusse hin,
Wenn die Glocke alleAugenblicke
Klagend mahnet: »Lasst uns weiter zieh'n!«
Finster ist die Nachtund bange Schrecken
Birgt der Welle und des Wirbels Schoos:
Die daleichtgeschürzt am Ufer weilen,
Wie begriffen sie mein hartes Loos?
Nur derEigenwille gab am Ende
All' mein Handeln üblem Rufe Preis:
Bleibt wohl einGeheimniss noch verborgen,
Das zum Mährchen wird in jedem Kreis?
Wenn,Hafis, du dich nach Ruhe sehnest,
So vergiss nicht, was die Lehre spricht:
»Hast du einmal wen du liebst gefunden,
Leiste auf die ganze Welt Verzicht!«
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Mohammed Schemsed-din Hafis
(Übersetzung: Vincenz Ritter vonRosenzweig-Schwannau)