Würdet ihr ein behindertes Kind abtreiben?

@hexenlady

Meine Hochachtung und mein allergrößter Respekt vor Dir.
Ich habe einen Kerngesunden, munteren 3jährigen und ich kann nicht im Ansatz nachvollziehen, welch schwere Zeiten du durchleben musstest. In so einem Falle dann noch von seiner Familie dermaßen im Stich gelassen zu werden macht schon echt fassungslos.
Ganz ehrlich, ich hätte das nicht geschafft. Niemals.

@Deepthroat23

Sag niemals nie.
Als Eltern wächst man im Normalfall in die neue Verantwortung rein. Niemand ist vom ersten Moment an ein/e perfekte allwissende relaxte kompetente Mutter/ Vater.

Völlig egal ob es ein kerngesundes, der Norm entsprechendes Kind ist, ob es ein Schreibaby ist, ob es in irgendeiner Form beeinträchtigt ist gesundheitlich.

Natürlich - ein Kind welches beeinträchtigt ist, bedarf zusätzlicher Aufmerksamkeit in seiner Pflege und/oder Förderung. Je nachdem muss man mit Förderstellen und Ärzten eng zusammenarbeiten. Und je nachdem kann man sich nicht darauf verlassen das das Kind irgendwann im Erwachsenenalter völlig selbständig sein Leben meistern kann.
Man macht sich mehr Gedanken, mehr Sorgen. Man braucht mehr Nerven, mehr Kraft um Tiefs oder Rückschläge zu meistern.

Aber wie gesagt, im Normalfall wächst man als Eltern hinein in diese Aufage.
Das sich das soziale Umfeld ändern kann, ja das Risiko ist höher. Aber man kann es auch positiv sehen: Die Spreu trennt sich vom Weizen. Die Ehrlichen trennen sich von den Oberflächlichen.

Aldaris schrieb am 21.06.2015:Ich glaube, in deinem Fall ist nicht das Kind das Problem, sondern ein intolerantes Umfeld.

Das Kind ist nie das Problem, schon gar nicht wenn es ein Kind mit einer gemässigten Behinderung ist und eben nur ein wenig anders ist als die normalen Kinder.
Es muss ja nicht gleich ein vollständiger Krüppel sein der ohne medizinische Betreuung 24/7 nicht lebensfähig ist.

Aber da man das Umfeld nuneinmal nicht ändern kann sollte man genau abwägen was man seinem Kind Zeit seines Lebens zuzumuten bereit ist.
Solange man lebt kann man noch eingreifen und es vor allen möglichen unbillen behüten, aber was ist wenn man stirbt und das Kind ist auf Fremde angewiesen?

@hexenlady


warum nicht in eine wunderbare 'einrichtung' bringen.

Ich weiss nicht wo es woanders ist, nur bei uns scheinen sie nicht unglücklich zu sein.
Sind viel unterwegs, auch mal händchenhaltend, sie verlieben sich, haben sie auch recht drauf ;)

Denke vielleicht ist es zeit loszulassen sowie ich dies lese.

Ist völlig normal das du auch mal an dich denken will, und nach ein paar leichte anfangsschwierigskeiten, erfreuen sich beide.

Wo steht das ihr kein recht auch loslassen zu dürfen wie jeder normal elternteil auch.

Das verstehe ich eher unter inklusion, als so manches andere wo mensch gerade mit beschäftigt ist.

@hexenlady
ich glaube Dir, dass es nicht leicht ist, aber das Wenigste, was es schwer macht (das schliesse ich aus dem, was Du schreibst und ich habe auch eigene Erfahrungen) geht vom Kind aus. Würdest Du denn das Leben Deines Kindes als nicht lebenswert sehen? Denn darum sollte es doch auch gehen, oder nicht?

@waterfalletje

waterfalletje schrieb:warum nicht in eine wunderbare 'einrichtung' bringen.

Weil es in Deutschland keine "wunderbare einrichtung" gibt für den normalen Bürger für sowas braucht man Kohle und davon nicht wenig.
Die kriegen hier ja nichtmal die "normalen" Kinder vernünftig unterrrichtet so das was daraus wird .

@Heijopei

Das kann man so nicht sagen. Es gibt sehr gute Einrichtungen für solche Kinder, wenn ich auch nicht bestreite, daß es auch schlechte gibt.
Bei uns musste ein schwerbehinderter Verwandter in eine Einrichtung, weil die Eltern (meine Großeltern) es nichtmehr schafften, ihn zu versorgen. Er ist dort sehr glücklich und die Pfleger tun alles, damit es ihm gut geht.
Ich kann da nichts negatives sagen...

@hexenlady

Wo ich Dir ausdrücklich recht gebe ist, daß es für ein Zuhause betreutes Kind weit weniger Hilfe gibt. Man steht im Grunde alleine da oder erstickt in Anträgen. Mein Onkel kann weder laufen , noch seine Hände nutzen, er ist auf einen extremst sperrigen Rollstuhl angewiesen und es brauchte immer mehrere Personen, um ihn zB ins Bad und wieder zurück zu bringen. Da hilft Dir keiner, wenn zB Dein Haus behindertengerecht eingerichtet werden müsste. Das kann ich bestätigen.

Aber das habe ich auch zB bei alten Angehörigen erlebt. Man kämpft jahrelang um Pflegestufe eins und kaum ist er im Heim untergebracht wird plötzlich Pflegestufe drei bewilligt, ohne Verschlechterung des Zustandes.
Ist mir unbegreiflich, warum man Angehörigen, die Zuhause betreuen, nicht mehr Unterstützung zukommen lässt...

@hexenlady

Ich liebe Menschen mit TS 21. Herzlich und offen. Leider habe ich nicht oft Gäste die diesen Gendefekt haben. Werden wohl fast alle abgetrieben. Hätte ich solch ein Kind dann wäre mir die Gesellschaft sch... egal.

Zur eigentlichen Frage: Nein ich würde auf keinen Fall ein behindertes Kind abtreiben. Für mich gibt es generell sehr, sehr wenige Gründe überhaupt abzutreiben. Kinder mit Behinderungen haben genauso das Recht auf ein Leben wie andere auch. Das ist mit Sicherheit für die Familie nicht einfach und ich habe großen Respekt vor denen, die das leisten müssen. Doch in dem Moment, wo ich mich, sagen wir mal körperlich betätige ;), muss ich auch die Konsequenzen tragen. Ich finde sowieso, dass gerade Kinder oder auch Erwachsene mit Behinderung teilweise wirklich ihren eigenen, ganz speziellen Charme haben. Wenn ich das sehe, denke ich mir immer dass es eigentlich Menschen sind wie Du und Ich

@Etta
Du schreibst ja dass du Menschen mit DS nur selten als Gast hast. Und dann traust du dich zu sagen dass einem die Gesellschaft egal sein soll? Sorry aber im Moment komm ich aus dem Kopfschütteln nicht mehr raus. Ich kämpfe seit fast 19 Jahren für unser Kind und Nein ich würde mir das ganz sicher nicht noch mal antun. Es geht zuviel verloren und kaputt denn im Gegensatz zu den wenigen Momenten hab ich unser Kind 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche, 365 Tage im Jahr. Du kannst da wirklich nicht mitreden.

@Lilith101
Ich wünsche Dir ein behindertes Kind............................ ob Du dann auch noch so redest wenn es ans eingemachte geht? Lass es mich wissen.

@hexenlady
Respekt vor deiner Leistung mit deinem Kind, es tut mir sehr leid, dass du so kämpfen musst. Leider hörst du dich wirklich sehr verbittert an, an was das liegt weis ich nicht. Was ich aber weiß ist, dass du deine persönlichen "Glückwünsche" bei dir lassen kannst. Man wünscht so etwas niemandem. Fakt ist für mich, dass ich mich auch für ein behindertes Kind entscheiden würde. Es ist ein Lebewesen, es hat ein Recht zu leben und wenn du in der Lage bist dir ein Kind machen zu lassen, dann steh auch dafür gerade. Gerade in der heutigen Zeit der Aufklärung sollte man wissen, dass es eben sein kann, ein behindertes Kind zu bekommen. Für mich kein Grund zur Abtreibung!

zur Frage:

Nein, ich würde mein Kind nicht abtreiben, ob behindert oder nicht! Für mich ist eine Abtreibung Mord!

Ich arbeite im Sonderpädagogischen Bereich und betreue Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit den unterschiedlichsten Behinderungsarten und Schweregraden... mir macht die Arbeit riesig Spaß und ich finde das behinderte Menschen genauso in unserer Gesellschaft Akzeptanz erfahren müssten wie ein "normal" entwickelter Mensch!

@hexenlady

Ich finde es schade, dass Du scheinbar nicht die nötige Unterstützung hast... wenn Du schreibst, Du kämpfst seit 19 Jahren... ich betreue Mutti's von behinderten Kindern, die mir sagen sie würden alles nochmal genauso machen... und das Lachen ihrer Kinder ist ihr größtes Glück!

@Lilith101
Danke, so sehe ich es auch.
Ich meine, zumindest für mich selbst sehe ich es so.
Wenn jemand anderes meint eine Schwangerschaft zu beenden (weil das Kind laut den Ärzten keine Überlebenschance haben wird/ schwerstbehindert auf die Welt kommen wird/ eindeutig eine Erbkrankheit in sich trägt bzw. einen Gendefekt/ laut Ultraschalluntersuchungen körperlich behindert ist) ist das sein bzw. ihr Bier.

Aber ich für mich persönlich wäre nie auf die Idee gekommen abzutreiben "weil der Fötus behindert ist/ sein kann".
Wir haben uns damals bewusst gegen eine Nackenfaltenmessung etc pp entschieden.
Nicht aus religiöser Überzeugung (haha als Atheisten), sondern weil wir einfach die Einstellung haben. Selbst ein Kind das keine lange Überlebenschance hätte wäre für mich ein Geschenk. Auch da ist jeder Moment kostbar.
Und zusätzlich habe ich lange genug Erfahrung in der Behindertenpflege und -betreuung sammeln können um es mir zuzutrauen.

@hexenlady

hexenlady schrieb:Ich wünsche Dir ein behindertes Kind............................ ob Du dann auch noch so redest wenn es ans eingemachte geht? Lass es mich wissen.

DAS ist der allergrößte Scheiß den man von sich geben kann!

@Lilith101

hospitiere doch Mal in einer Familie in der die alltäglichen schönen, aber eben auch anstrengenden Dinge passieren, eventuell verstehst du ja dann, warum Eltern von Kindern mit speziellen Anforderungen nicht nur jubilierend durch die Gegend hüpfen!

Der hypothetische Gedanke behindertes Kind ja, oder nein mag auf den ersten Blick so sein, dass man sich bereit und in der Lage fühlt der Lebensaufgabe gewachsen zu sein. Aber was da mitunter hinten dran hängt, wenn es darum geht Unterstützung zu bekommen, das sehen viele die sofort "Ja natürlich!" schreien eben doch nicht. Der Ärger mit Schulen, Krankenkassen und Pflegediensten, dass alles wirklich als Team erfolgt und zum Wohle der Kinder und der, die sie umsorgen...

hexenlady schrieb:Ich wünsche Dir ein behindertes Kind.

Das muss doch nicht sein.

Ein behindertes Kind ist je nach schwere der Behinderung ein gravierender Einschnitt ins Leben aller Beteiligter.
Wer anderes behauptet, der lügt.

Unser drittes Kind wäre schwerstbehindert gewesen.
Hat sich dann aber vor der Geburt "von selbst erledigt".

Zudem an Alle die mit behinderten Kindern arbeiten, auch das ist nicht das selbe, als wenn man ein solches Kind 24 Stunden rund um die Uhr versorgen muss!

Der Alltag ist für die Familien oft viel anstrengender, emotional wie körperlich und mental gibts auch häufig dann eben Phasen wo Alle mit ihrer Kraft am Ende sind!

@DieSache
Auch ich bin bestens mit solchen Menschen vertraut. Durch meinen Beruf habe ich sehr viel mit solchen Menschen zu tun und weiß welche Anforderungen es braucht, welche Anstrengung, welche Kraft. Gar keine Frage. Ich versuche hier auch niemanden von meiner Meinung zu überzeugen, absolut nicht. Ich stehe zu meiner und die kann ich vertreten.

Ich gebe dir recht, wenn du sagst, man muss selbst bereit dafür sein. Vollkommen richtig. Aber man sollte dafür bereit sein, wenn man sich ein Kind machen lässt. Mit den Konsequenzen.

Zudem gibt es ja auch nicht nur schwerstbehinderte Kinder. Es hängt ja auch immer von der Art und Schwere der Behinderung ab. Pauschalisieren kann man da glaube ich nicht und steht auch niemandem zu.

@DieSache
Eigentlich ist es ganz natürlich das jeder Mensch mal gute oder schlechte Phasen hat.
Alle Eltern haben irgendwann im Leben mal eine Zeit in der es scheiße läuft. Wo man verzweifelt oder kurz vorm Burnout steht, sich Sorgen macht, heult, schimpft, Hilfe braucht.

Ists ein Kind mit besonderen Bedürfnissen in Richtung Aufsicht, Pflege, Förderung - um so häufiger sind Eltern an ihren Grenzen. Das ist vollkommen logisch.

Aber das gibt niemandem das Recht zu sagen "Ich wünsch dir das du ein behindertes Kind bekommst - dann guckste mal wie du schaust".
Das geht einfach nicht, das ist unterste Schublade.

Ja, jeder hat mal schlechte Laune... Aber für alles gibts Grenzen.




PS an ALLE:
Selbst wenn ein Kind gesund auf die Welt kommt, es kann sonstwas passieren im Leben.
Und dann hat man daheim ein Kind das auf Hilfe angewiesen ist. Manches Kind sogar sein Leben lang.
Da steckt man nicht drin.
Und dann "muss" man auch als Eltern, für Kinder gibts kein Rückgaberecht.

@Lilith101

klar, aber ich denke so vielen ist es nicht Mal im Bewusstsein, dass der eigene Nachwuchs, wenn er Mal entstehen könnte, dann eben vielleicht doch nicht gesund zur Welt kommt. Im Grunde gehen viele recht unzulässig mit ihrer Verantwortung um und schützen sich und andere weder vor ungewollter Schwangerschaft, noch vor übertragbaren Erkrankungen, wirklich ernsthafte/verantwortungsbewusste Verhütung wird selten betrieben!

Wer sich bewusst für Kinder entscheidet, der sollte auch mit dem Partner besprechen, ob es Erkrankungen in der Familie gibt, die gegen den Kinderwunsch sprechen!