Anonyme Bewerbungen: Eure Meinung?

@moric

Ein Unternehmen, dass einerseits groß die Frauenförderung per Quote ankündigt, dann aber gegen anonymisierte Bewerbungen ist, wirkt einfach nur höchst unglaubwürdig!

Frauen werden hier ganz bestimmt nicht gefördert, jedenfalls nicht, sobald sie älter und damit teurer und aufgrund der familiären Situation räumlich und zeitlich weniger flexibel sind.

@moric

Wenn diese Diskussionen und Debatten nicht fruchten und sich am Status Quo nichts ändert, wird nur eine Seite befriedigt und wohlwollend die Diskussion verlassen. Und zwar jene die am Machtverhältnis festhalten. Deren Überlegenheitsgefühl und Chauvanismus wir durch solche Diskussion gestärkt und sie fühlen sich bestätigt.

Alleine durch den demographischen Wandel werden es Ausländer und Migranten in bessere Positionen schaffen, aber das wird nichts am Status Quo veränderen, der da lautet: Männlich weiß Deutsch

Das sich nichts ändern wird, das weiß man doch nicht... es kann ein gutes Instrument sein, muss aber nicht...

Muss man es nicht einfach mal abwarten?

Ich halte den Schritt für positiv... und die ersten Untersuchungen sind doch auch in die Richtung gegangen... es wurde belegt, dass es geholfen hat, die Bewerberchancen signifikant zu erhöhen... für diejenigen, die ansonsten schon bei der Bewerbung aussortiert werden, obwohl sie qualifiziert wären...

Ein bißchen Vertrauen haben... kann manchmal doch helfen...

Ich finde die Sache mit der anonymen Bewerbung recht gut. Ich habe viel mit Personalauswahl zu tun und weiß, dass es nicht immer einfach eine objektive Entscheidung zu treffen. Ich halte ein gewisses Maß an Voreingenommenheit auch für menschlich, alleine deshalb finde ich die Idee schon ganz gut.

Werbung sagt doch schon alles. :D

Ich finde es nicht gut. Wenn jemand in einem Unternehmen arbeiten will, sollte der Arbeitgeber schon das Recht haben zu erfahren mit wem er es zutun hat.

Gerade große Unternehmen suchen gezielt multikulturelle/gemischt geschlechtliche Teams, und mit steigender globaler Denkweise wird das auch langfristig im Mittelstand ankommen, also immer mit der Ruhe. ;)

Versteh ich diesen Fred hier richtig, dass es Menschen gibt, die es den armen Personalern nicht zumuten wollen nach fachlichen Qualifikationen entscheiden zu müssen? Die glauben Bauchgefühl/Vorurteil/nennt es wie ihr wollt, sei besser? Weia...

Letzten Endes wird doch eh nach der persönlichen Vorstellung entschieden. Da geht es dann ja nicht mehr anonym. Und da steht es jedem Personaler frei seinem Bauchgefühl/Vorur...(s.o.) freien Lauf zu lassen. So what? Ich verstehe die Diskussion nicht!

Naaaja. Eine anonyme Bewerbung kann unter Umständen schon Vorteile bringen.


Ich hatte zum Beispiel kein einziges Bewerbungsgespräch, wo nur ein Personaler dabei war. Es war immer noch mindestens eine weitere Person aus der späteren Fachabteilung anwesend. Wenn man die Vorauswahl übersteht kann die Chance also durchaus größer werden einen Job zu bekommen, weil mehr Leute mitreden.

Ein weiterer Punkt wäre, dass ein Vorstellungsgespräch die Firmen auch Geld kostet. Es fällt also schwerer einen passenden Kandidaten nach einer persönlichen Vorstellung abzulehnen anstatt einfach die Unterlagen auf den Stapel für die Ablehnungen zu legen.

Ich habe es in den Nachrichten auch gesehen.
Meine Meinung ist: Sobald der Arbeitsgeber den/die Bewerber/in sieht, ist seine Entscheidung genau gleich, ob die Bewerbung anonym war oder nicht.

So seh ich das aus.Als nächstes muss man beim Vorstellungsgespräch einen Sack überm Kopf tragen oder was?Als nächstes könnte man auch über Einheitskleidung für jeden Bürger nachdenken.Eventuell könnte auch eine allgemeine Frisurenvorschrift im Gesetz verankert werden.Männer kurz gescheitelt und Frauen Land allerdings glatt nach hinten zum Zopf gebunden.George Orwell läßt grüßen.

Ist das nicht einfach menschlich ,das der erste Eindruck durch die Optik entsteht?Wenn jemand agressiv aus der Wäsche schaut,dann möchte ich zb auch keine Freundschaft mit ihm eingehen.

Ich denke, für große Unternehmen könnte einen anonymisierte Bewerbung ganz gut funktionieren.
Für kleinere nicht.
Ich stelle mir für eine Stelle eine ganz bestimmte Person vor, zB ist es hier in Bayern unmöglich, jemanden ans Telefon zu setzen, der Sächsisch spricht. Auch habe ich persönliche Preferenzen. Ob vielleicht ein Mann an der Telefonzentrale genausogut ist, ist mir egal. Ich will eine weibliche Stimme.
Warum soll ich sowas als Arbeitgeber nicht gleich sagen dürfen, alle anderen werden ohnehin aussortiert? Wenn ich mir eine halbwegs vernünftig redende Dame will, warum soll ich einen Herren oder Chantall aus Unna überhaupt einladen? Schade un unserer aller Zeit...

@Kurzschluss

Die Untersuchungen haben ja gezeigt, dass anonymisierte Bewerbungen die Chancen für bestimmte Bewerbergruppen erhöhen, zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen zu werden, insbesonders wurden hier Frauen, die schon etwas Berufserfahrung haben (und somit bald Mutter werden könnten) und Ältere genannt.

Dass nun deutsche Großunternehmen sich aber explizit gegen anonymisierte Bewerbungen ausgesprochen haben, zeigt doch nur eins: Man will speziell diese Bewerbergruppen möglichst schon im Vorfeld identifizieren und aussortieren, denn diese Gruppen stellen einen vermeintlichen Risikofaktor bzgl. Internationalisierung, Flexibilisierung und angestrebte Verjüngung der Belegschaft dar.

Diese Unternehmen sind maßgeblich Vorreiter, um den Bevölkerungsaustausch und die Globalisierung voranzutreiben, und deswegen suchen sie gezielt nach jungen, auch ausländischen, ungebundenen Fach- und Führungskräften oder Frauen, die die Familiengründung abgeschlossen haben und deutlich machen, voll und ganz dem Arbeitsmarkt zur Verfügung zu stehen.

Konsequent wäre diese Strategie aus Sicht der Unternehmen, da sich Familienarbeit und Berufstätigkeit in Deutschland immer noch nicht ohne Probleme vereinbaren lassen.

Andererseit ist sie ein massiver Verstoß gegen den Gleichbehandlungsgrundsatz!

Ida schrieb:massiver Verstoß gegen den Gleichbehandlungsgrundsatz!

...der mir als Unternehmer aber sowas von egal ist. Er erhöht nur meinen Aufwand und den der Bewerber. Wenn ich keine Frau will, stelle ich keine ein. Punkt.
Warum darf soetwas nicht mein Recht sein?
Warum darf ich nicht vorher sahgen, wen ich will? Nein wegen dem dämlichen Gleichbehandlungsgrundsatz muß ich mir Bewerbungen durchlesen, die ich dann absagen lasse.
Anonymisierte Bewerbungen erhöhen nur den Zeitaufwand. Das Ergebnis ist das Gleiche. Ich werde keine Frauen/ Männer/ Ausländer oder was auch immer einstellen, wenn ich das vorher schon ausgeschlossen habe.
Was bringts dann?

Ida schrieb:Man will speziell diese Bewerbergruppen möglichst schon im Vorfeld identifizieren und aussortieren,

Ja, das ist auch meine Intension. Warum nicht? Es ist meine Firma und ich zahle. Deshalb suche ich mir meine Mitarbeiter auch selber aus. Punkt.

@Kurzschluss

Nun, es ist ja auch herausgefunden worden, dass mit der Vorselektion die Chancen aus einem möglichst großen qualifizierten Bewerberangebot auszuwählen, eindeutig sinkt.

Und für ehemals staatliche, an das internationale Finanzkapital verkaufte Unternehmen, die eigentlich einen Infrastrukturauftrag für das Land haben, sehe ich solche Selektionskriterien noch mal so kritisch.

Ida schrieb:sehe ich solche Selektionskriterien noch mal so kritisch.

Bei großen Firmen und Konzernen sehe ich das auch so wie Du.

@Kurzschluss

Weil sie ja auch irgendwie ihrer gesellschaftlichen Verantwortung nachkommen müssen, nicht wahr? Insbesonders auch, was eine vernünftige Vereinbarung von Familie und Beruf hier in Deutschland angeht, meinst Du das so?

moric schrieb:Wenn der Arbeitgeber in die Stellenausschreibung hinein schreibt, dass die Bewerbungen bitte im anonymisiertem Verfahren eingesendet werden sollen, und wenn nicht, keine Beachtung finden, dann sehe ich darin gegen nix einen Verstoß...

Warum sollte er das tun?
Für mich als Arbeitgeber sehe ich darin keinen Vorteil, da ich mir beim Auswahlverfahren mehr Arbeit mache.....

Da viele Leute ihren Bewerbung heute mit dem PC schreiben,wird es für die Geschäftsführer auch immer schwieriger aus Bewerbungen über die Person was rauszukriegen.Daher die Lebensläufe mit Foto.
Anonyme Bewerbungen mögen ja für Leute mit Migrationshintergrund gut sein,aber es gibt meiner Meinung nach zu viele Nachteile.
Mag sich in Amerika durchgesetzt haben,aber wird wahrscheinlich keinen Fuß in Deutschland fassen können.

@wokffan123

wokffan123 schrieb:Anonyme Bewerbungen mögen ja für Leute mit Migrationshintergrund gut sein

Nicht nur für Leute mit Migrationshintergrund, sondern auch für Mütter, Alleinerziehende, Frauen, die schon etwas Berufserfahrung haben und bald Mütter werden könnten, Ältere. Außerdem diskriminiert ein Bewerbungsfoto oft "attraktive, hübsche Frauen.

Anonyme Bewerbungen sind Standart in USA, Kanada, Großbritanien, Belgien.

Finde ich einen super Vorstoß! Denn es kann nie verkehrt sein, seine eigenen Vorurteile auf den Prüfstand zu stellen und dem oft vorschnellen ersten einen zweiten Eindruck folgen zu lassen (bzw die Chance zu einem vollständigeren ersten Eindruck zu geben). Sowohl für den Bewerber als auch den Arbeitgeber kann das eigentlich nur Vorteile haben.


Jeder Gegner sollte sich fragen, warum er im Alltag so viel Wert legt auf Name, Alter, Geschlecht. Was sagt das über nen Menschen aus?

Bzgl. Foto: Es gibt sicher viele Jobs, wo es aufs Aussehen ankommt. Es bewerben sich aber erstens nur selten "ungeeignete" Personen dafür, zweitens haben sich die Standards geändert (empfinden viele Leute gefärbte Haare, Piercings oder Tattoos nicht mehr als abschreckend, auch nicht in ner Bank), drittens ist Optik subjektiv, viertens bekommt man den Bewerber doch trotzdem zu Gesicht.

Ja, das persönliche Gespräch findet doch trotzdem statt, hier muss niemand ein gesichtsloses Phantom einstellen!
Durch die anonyme Bewerbung verbessern sich für viele Leute die Chancen, überhaupt zu einem Gespräch zu kommen und auf diese Weise ein Gesamtbild von sich liefern zu können.
Das Gesamtbild (dazu zählen u.a.: Auftreten, Ausstrahlung, Mimik & Gestik, Sprache) ist immer besser als blos ein flüchtiger Blick auf das Foto, und es kann bestehende Vorurteile minimieren bzw sogar glattbügeln. Das, was in Anschreiben oftmals schon den Ausschlag als KO-Kriterium gibt, stellt sich im persönlichen Gespräch womöglich als gar nicht mehr so tragisch heraus. Und am Ende hat man dann vielleicht sogar nen besseren Mitarbeiter gewonnen, weil man ihn / seine Eignung für den Job sorgfältiger überprüft hat!

Ich verstehe das Problem nicht. Nur wegen ein wenig mehr Aufwand? Habt ihr Angst davor, dass sich das Welt- und Menschenbild in dieser Gesellschaft vielleicht mal ein wenig ändern könnte?

@Südlicht
sign!