@MakrophageMakrophage schrieb am 07.03.2012:Ein mögliches Potential kann nicht das relevante Kriterium sein, da gebe ich dir recht. Aber warum überhaupt die Unterscheidung von Mensch und Person machen?
Entweder, man abstrahiert den moralischen Begriff der Person von der speziezistischen Bindung an den Menschen, oder man sagt jeder Mensch im biologischen Sinne solle die gleichen Rechte haben. Ein Embryo ist im biologischen Sinne aber auch ein Mensch, eben ein Menschenembryo (Embryo der Spezies Mensch).
Wenn man also nicht abstrahiert müsste man auch Abtreibung verbieten.
Wenn man postuliert ein Embryo sei noch keine Person, aber ein Baby sei eine Person kann man eben auch fragen, aufgrund welcher Kriterien man das so festlegt und warum denn dann Tiere keine Personen seien.
Makrophage schrieb am 07.03.2012:Wenn das Niveau an kognitiven Fähigkeiten so relevant sei, ist dann ein Akademiker mehr wert als ein Kassierer?
Da unterscheidet sich im Allgemeinen nur die Intelligenz. Das Individualitätsbewusstsein unterscheidet sich qualitativ ja nicht, wie es bei Baby und erwachsenen Menschen, oder erwachsenen Menschen und Tier der Fall ist.
Makrophage schrieb am 07.03.2012:Ich sträube mich dagegen den Wert eines Menschen nach seinem Nutzen oder seiner Intelligenz zu beurteilen. Jeder Mensch hat ein uneingeschränktes Recht auf Leben. Ein Neugeborenes außerhalb des weiblichen Körpers, das ohne seine Mutter leben kann, ist für mich gleichwertiges menschliches Leben, das ein unbedingtes Lebensrecht hat.
Aber wieso ist dann der Embryo innerhalb des Körpers nicht auch gleichwertiges Leben?
Gegebenen Falls kann man ja sagen, im Zweifel sei das Leben der Mutter mehr Wert als das des Embryos. Bei einem Neugeborenen hingegen stellt sich dieser Interessenskonflikt zwischen Mutter und Baby garnicht.
Aber diese Einschätzung dass ein Embryo weniger Rechte habe als ein Baby, entsteht erst aus einer Perspektive welche den Interessenskonflikt zwischen Mutter und Embryo einbezieht.
Doch wie ein möglicher Interessenskonflikt zwischen Mutter und Embryo zu bewerten sei, sagt doch nichts über das Bewertungsverhältnis zwischen Embryo und Baby aus, dazu schrieb ich ja schon mal:
So kommt man (will man die aktuelle Gesetzgebung einigermaßen rechtfertigen )
zu folgender ordnungsrelativen Aussage:
…
Es ist nicht signifikant* schlimmer ein Neugeborenes zu töten als abzutreiben.
Aber beides ist weniger schlimm als einer Frau das Recht vorzuenthalten, sich des entwickelnden Lebewesens im eigenen Körper zu entledigen.
(Anders macht die aktuelle Gesetzeslage keinen Sinn, aber dennoch scheint es nicht dem zu entsprechen, wie die meisten Menschen das Recht eines neugeborenen Babys im Vergleich zu einem Fötus bewerten.)
Machen wir dazu mal ein Gedankenexperiment:
Wir haben zwei Frauen: Frau A und Frau B …
Frau A:
-Sie ist schwanger und treibt ab.
-Davon unabhängig tötet sie ein Tier mit den kognitiven Fähigkeiten eines Neugeborenen
Frau B:
-Sie tötet ihr Neugeborenes.
Beide Frauen haben eine potenzielle Person ausgelöscht und beide Frauen haben ein Lebewesen mit den kognitiven Fähigkeiten eines Neugeborenen getötet.
Ist das handeln von Frau B verwerflicher als das von Frau A? (Hm, vielleicht mach ich dazu mal eine Umfrage, ist sicher interessant)
Oben schrieb ich ja schon:
Die Einschätzung dass ein Embryo weniger Rechte habe als ein Baby, entsteht erst aus einer Perspektive welche den Interessenskonflikt zwischen Mutter und Embryo einbezieht.
Und mit diesem Beispiel wird deutlich was ich damit meine. Objektiv haben beide Frauen die gleichen Interessen bzw. Rechte verletzt. Man neigt aber dazu das Handeln von Frau A, als weniger schlimm zu empfinden. Das kommt daher dass man das Recht der Frau mit einbezieht und es dem des Embryos gegenüberstellt.
Eine mögliche Rechtfertigung einer unterschiedlichen Bewertung der Taten der beiden Frauen kann sich hier nicht aus einer unterschiedlichen Bewertung der Rechte der Geschädigten begründen, denn es ist nicht ersichtlich welches Kriterium die Geschädigten (Neugeborenes versus Embryo + Tier) in moralisch relevanten Aspekten unterscheidet.
Eine Rechtfertigung, die das handeln von Frau A weniger verwerflich erscheinen lässt ist dann z.B.: Frau A hat abgetrieben weil ihr Leben gefährdet war und das Tier hat sie getötet weil sie es essen wollte.
Wenn die Gesellschaft aber prinzipiell akzeptiert dass wir die Interessen abwägen, dann kann man auch die Interessen des Neugeborenen gegenüber der Mutter oder der Gesellschaft abwägen.
Verwunderlich finde ich eigentlich die Tendenz in der Gesellschaft die Rechte eines Neugeborenen im Verhältnis zu den Rechten eines Embryo so überzubewerten (bzw. die Rechte eines Embryos unterzubewerten).