Südlicht schrieb:Ich für meinen Teil wäre mir dann nicht sicher, ob das nicht irgendwie Missbrauch darstellt, auch wenn es aus aufrichtiger Liebe geschieht. Gerade wenn ich jmd. bzw etwas liebe, würde ich das nicht wollen, ich bräuchte absolute Sicherheit, dass der "Partner" da freiwillig mitmacht.
Schwieriges Thema. Vllt könnten die "Betroffenen" hier mal was dazu sagen, wie sie dieses moralische Dilemma für sich selbst lösen, ob es das überhaupt gibt für sie.
Das eigentliche Dilemma sehe ich woanders.
Wie kann es zu so einer Gefühlsverlagerung kommen?
Der Mensch ist veranlagt, zu lieben. Das ist eine nicht steuerbare Automatik.
Wenn ein Mensch durch schlimme Erlebnisse in der Kindheit, also in der Phase, in der er geprägt wird, das Urvertrauen zu seiner eigenen Art verloren hat, dann weicht die Automatik aus, so gut sie kann. Das Gefühl ist da und irgendwo muss es hin. Der Empfänger und der Sender für Artgenossen ist aber zerstört. Als Folge projiziert sich das gesamte Gefühlsleben auf etwas anderes. In Stärke, Bindung, selbstloser bedingungsloser Liebe und vielleicht auch in sexueller Hinsicht identisch mit dem, was von der Natur zwischen zwei Menschen vorgesehen ist.
Natürlich versucht der Objekto, die Umstände für sich lebbar zu machen. (Das versuchen übrigens auch Normalos, sich die Welt lebbar zu biegen, wenn ein Störfaktor in ihre heile Welt getreten ist).
Man kann es nennen, wie man will (abnormal, ... etc.), es bleibt dem Objekto faktisch keine Wahl. Dass er sich eine Geschichte strickt, die den Umständen so gerecht wie möglich wird, ist für mich nachvollziehbar.
Und vielleicht entwickelt er wirklich einen 7. Sinn, so wie der Blinde, der seine Einschränkung durch das extreme Schärfen anderer Sinne ausgleicht.
Vielleicht spürt der Objekto wirklich eine Erwiderung, oder spürt, wenn ein Objekt "nicht will". Liebe spielt sich zwischen den beiden Ohren ab, auch bei Objektos.
Kein Sehender wird sich je wirklich in die Welt eines Blinden hinein versetzen können. Aber wenigstens ist er dazu bereit.