Wegzug aus gewohnten/geliebten Umfeld wegen Arbeit/Studium
20.12.2011 um 21:43
In deinem Eingangspost schriebst du, du würdest auch gerne Erfahrungsberichte lesen, also bin ich mal so frei, dir meine Erlebnisse aus dem letzten Jahr zu schildern. Vorab möchte ich dich bitten, meinen Beitrag weder wertend noch belehrend aufzufassen, ich werde versuchen so neutral wie möglich zu berichten. Vorsicht, länger ;)
Vor einem Jahr, ich war 21, wollte studieren, und es stellte sich die Frage: wo? Über einige Ecken bin ich schließlich in Jena gelandet (komme gebürtig aus Hamburg).
Klar, wenn ich es hätte einrichten können, wäre ich am liebsten auch hier geblieben, aber es hat nun mal nicht sein sollen. Ich bin nie zuvor in meinem Leben in der Nähe Jenas, geschweige denn dort gewesen, erst zum Studieren bzw. Wohnortwechsel anlässlich Studienplatz.
Es ist eine Umstellung keine Frage. Neue Umgebung, neue Leute, evtl. andere Mentalität und, und, und.
Ich erwische mich auch jetzt noch dabei, dass ich wehmütig werde, dass es mich nervt, dass ich nicht mal eben spontan bei einem meiner Freunde vorbei klingeln kann. Ich wohne zur Untermiete, habe meine Haustiere nicht hier, muss mich stärker auf den Fahrplan des Nahverkehrs abstimmen usw.
Es ist machbar.
Gerade ich hätte mir früher nie im Leben zugetraut auch nur einmal von zu Hause, also im Sinne von in eine andere Stadt zu ziehen, wegzugehen. Im Gegenteil, es war immer etwas, das ich tief in mir gefürchtet habe, dass es zu dieser Situation kommt. Gleichzeitig habe ich jedoch rumgemault, dass ich hier jeden Tag das Gleiche sehe, die gleichen Wege gehe, mit dem gleichen Bus fahre, und das seit 21 Jahren.
Mittlerweile bin ich wohl etwas kuriert. Obwohl das erste Jahr aufgrund verschiedener Sachen, die zusammenkamen, teilweise sehr schwierig war, hat sich seit diesem Semester scheinbar das Meiste ins Positive gekehrt. Ich taste mich vor, erkunde und entdecke meine Möglichkeiten. Mich. Wie kann ich mich am besten entfalten? Was für Lösungen gibt es, damit ich auch hier meinen Interessen nachgehen kann, wie in Hamburg? Kreativität ist gefragt.
Umso mehr ich darüber nachdenke, desto überzeugter bin ich, dass so ein Schritt gerade für junge Menschen wichtig ist. Ich sage nicht am Wichtigsten, aber es zeigt einem die eigenen Fähigkeiten, zeigt wie meine Lebensführung ist, was ich daraus für zukünftige Jahre und Jahrzehnte mitnehmen kann.
Sofern ich hier, sozusagen als Krone, nicht noch mein Beziehungsglück finden werde (was wohl laut Dozenten durchaus nicht selten vorkommen soll ;) :D), werde ich voraussichtlich in den Norden zurückkehren. Und das nicht nur auf Deutschland bezogen, mittlerweile kann ich mir sogar vorstellen für einige Zeit im Ausland zu leben.
Als Fazit kann ich sagen, dass es mir nicht geschadet hat. Gerade, wenn du studieren möchtest, gibt es so viele Möglichkeiten, Studis sind da sehr kreativ, sich alle möglichen Feiern, Events und mehr auszudenken und zu organisieren - langweilig wird es also nicht!
Manchmal muss man auch selber etwas auf die Beine stellen, etwas etablieren - wenn es läuft ist es jedoch umso schöner! Dadurch kommt man auch mit sehr vielen, unterschiedlichsten, faszinierenden Menschen in Kontakt (welche auch wieder bereichernd auf einen einwirken können). Ich habe vorher nie so viele Leute kennen gelernt, wie im Studium.
Vielleicht habe es nur überlesen, aber wie steht denn dein Freund dazu, dass ihr zusammen in eine neue Stadt zieht? Wäre das vllt machbar? Eine meiner Freundinnen und ihr Freund, welche nach der Schule zusammenziehen wollten, haben es so gemacht, müssen nun also in keiner Fernbeziehung leben. Das macht das Einleben in einer neuen Stadt vllt auch leichter?