Schnapspraline schrieb:Das Problem ist halt, das 10 Arschlöcher viel mehr auffallen als 100 nette Menschen. Die bleiben dann auch mehr im Gedächtnis, wenn man schlechte Erfahrungen gemacht hat. Und dann fängt die Pauschalisierung an. Das ist halt das Problem. Und dann werden die netten Türken in die selbe Schublade gesteckt
Ja richtig. Wobei es nicht nur darum geht, ob einer nett ist oder nicht. Es gibt auch viele andere Klischees. Letztere sind natürlich nicht einfach so enstanden. Deutschland brauchte in den 60ern bzw. 70ern einfache Arbeiter. Dementsprechend ist halt auch nicht unbedingt die Bildungselite der Türkei eingewandert. Gleiches gilt auch für die anderen typischen "Gastarbeiter-Länder".
Zum größten Teil kamen sehr ungebildete Türken/Kurden aus den hintersten Dörfern Anatoliens hierher. Die hatten in der Regel noch nie eine türkische Großstadt gesehen, bevor sie nach Deutschland gekommen sind. Vor lauter Kulturschock (und weil die Politik viel falsch gemacht hat) haben sie extrem stark an ihren dörflichen Traditionen festgehalten und sie sogar an die nächsten Generationen weitergegeben.
In der Zwischenzeit hat sich die Türkei weiterentwickelt. Für viele Türken in Deutschland, Österreich etc. ist die Zeit jedoch stehengeblieben. Daher sind heute viele Türken in der Türkei viel aufgeschlossener und moderner, als der Großteil der Türken in Deutschland.
Ich vergleiche das immer mit den "Amischen" in den USA. Die sind ja deutscher Herkunft und leben total abgeschottet und nach total veralteten Traditionen, die es so in Deutschland nicht mehr gibt.
Es gibt natürlich auch moderne Türken in Deutschland. Ich z.B. bin weiblich, türkischer Herkunft und stamme aus einer bestens integrierten Familie. Mein Vater, mein Onkel etc. sind ab 1969 hierher gekommen. Allerdings nicht als Gastarbeiter, sondern als Studenten.
Dementsprechend gut haben sie sich von Anfang an integriert. So etwas hat extrem viel mit dem entsprechenden Bildungsgrad von Einwanderern zu tun.
Gerade was Türken betrifft! Denn gerade die gebildeteren Türken waren/sind eher von dem türkischen Staatsgründer ATATÜRK geprägt, als von Religion. Daher sind sie auch nicht empfänglich für Erdoğan & Co.
Unsereins fällt im Alltag nicht auf, GERADE weil wir gut integriert sind. Daher findet in den Köpfen vieler "Bio-Deutscher" eine Art Negativ-Selektion statt. Beispiel:
Frauen mit Kopftüchern werden als Türkinnen wahrgenommen (auch wenn sie es NICHT sind), während Frauen wie ich (die im Sommer in kurzen Kleidern rumlaufen) als Deutsche, Italienerin etc. wahrgenommen werden.
Die Türken in der Türkei finden es übrigens auch nicht gut, wie sie vom Großteil der Türken in Deutschland vertreten werden. 😉