Ok, dann noch ein Versuch einer Beteiligung bei dieser Diskussion.
Warum sollte man Vegetarier respektieren?
Schauen wir doch mal unsere Umfrage an:
Die meisten Stimmen erhielt "Sie zeigen, dass alternative Lebensweisen möglich sind".
Was ist eigentlich mit "alternative Lebensweise" gemeint?
Es wurde oft das Thema Übergewicht angesprochen, aber Übergewicht und Fleischkonsum stehen nur bedingt direkt in einem Zusammenhang.
Die Statistik sagt unübersehbar, dass sich der Fleischkonsum pro Kopf im Schnitt stark erhöht hat.
Aber die Statistik sagt gleichzeitig, dass "nur" 40% der Nahrungsenergie durch hauptsächlich tierische Fette kommen.
Man darf dabei nicht unterschlagen, dass weitere 40% durch minderwertige Kohlenhydrate, wie zum Beispiel Industriezucker, entstehen.
Vegetarismus schützt also auch nicht vor Milka, Coca Cola oder diversen Chipssorten.
Ebenso wird unachtsam zur Geschmacksverfeinerung auf zuckerreiche/n Ketchup/Mayonnaise bzw. Salatdressings zurückgegriffen.
Den Zucker darf man einfach nicht übersehen, wenn wir von "falscher" Ernährung sprechen.
Ebenso schützt fleischlose Nahrung nicht vor Bewegungsmangel.
Dann sagen Studien, dass ca. ein Drittel der Übergewichtigen durch ihre Gene daran leiden, weil der Grundumsatz zu einem gewissen Teil genetisch festgelegt wird. (Sprich: Gleiche Kalorienzufuhr wirkt sich anders auf das Gewicht aus.)
Ein weiterer Punkt ist die Psyche (, diesen Aspekt trage ich von meiner Seite wertungsfrei vor).
Es ist eine psychische Belastung, wenn man sein Essverhalten permanent bewusst kontrolliert.
In extremen Fällen sorgt das schnell für Magersucht.
Ebenso sind Diäten eine psychische Tortur, weil der Mensch ein Gewohnheitstier ist.
Gänzlich auf ein Nahrungsmittel zu verzichten misslingt dementsprechend den meisten.
Diesen Druck kann man lindern, indem man zwar nicht vollkommen auf eine gewisse Kontrolle verzichtet, dabei aber eine gewisse Lockerheit an den Tag legt.
Ein Stück (und ich meine wirklich nur ein Stück) Schokolade kann ein wahrer Geschmacksorgasmus werden, solange man in Maßen konsumiert und es entlastet die Psyche.
Dementsprechend sollte man auch zwischen einem gelegentlichen gut gemachten Steak und 4mal die Woche Resteessen bei McDonalds unterscheiden.
(zur Vollständigkeit, Informationsquellen waren
http://www.sellpage.de/adipositas/frset_ursachen.htm und dort der Verweis auf
Hauner, Dagmar und Hans Hauner. Leichter durchs Leben: Ratgeber für Übergewichtige. Stuttgart: Georg Thieme Verlag, 1996)
Kommen wir zur Eingangsfrage zurück - wo kommt der Respekt her?
Wie ich schon sagte, wer nicht ohne Fleisch aufgewachsen und nun eine Totalumstellung schafft, der verdient Respekt für seine Psyche, weil sich Parallelen mit Entzugserscheinungen ziehen lassen können.
Ansonsten muss man aber auch einsehen, dass zu einer gesunden Ernährung noch etwas mehr gehört als lediglich der Verzicht auf Fleisch.
Damit kommen wir zu Platz 2 der Umfrage: "Sie treten für die Rechte der Tiere ein"
Hierbei würde ich gern differenzieren.
Das Argument für Vegetarismus im Sinne der moralischen Frage "Darf ich etwas essen, was einmal gelebt hat?" ist ohne Einwände anzunehmen, zu akzeptieren und als Teil einer jeden individuellen Persönlichkeit auch zu respektieren.
Betrachten wir noch eben die "Rechte der Tiere" im Kontext der Massentierhaltung.
Soweit mir bekannt ist gibt es dafür keine gesetzliche Regelung. Und das ist eine Schweinerei.
Wir halten 21 Hühner pro Quadratmeter und saufen Kuhmilch, dass die Euter eitern (sinngemäß von "Hagen Rether" übernommen).
Das wiederum hat nichts mehr mit persönliche Freiheit zu tun.
Massentierhaltung ist ein Teil des Kapitalismus - von allem immer mehr, bei weniger Aufwand.
Das System kann irgendwann nicht mehr funktionieren bzw. sehen wir ja was aus dieser Philosophie geworden ist.
Tiere werden achtlos wie Klopapier behandelt und das ist normalerweise für einen aufgeklärten Menschen im 21. Jahrhundert keine vertretbare Philosophie.
Gesetze müssen her, Fleisch muss scheinbar rationiert werden und Tiere sollten wieder wenn überhaupt maximal den natürlichen Eigenbedarf decken.
Ich schweife aber mehr oder weniger unfreiwillig vom Thema ab - aber diese Unterscheidung gehörte da meiner Meinung nach hin.
Fazit: Reden wir beim Vegetarismus als eine Philosophie der persönlichen Freiheit, dann muss das jeder akzeptieren.
Jedoch sollte sich jeder erst einmal bewusst machen, was er als persönliche Freiheit ansieht und ob die persönliche Definition dem allgemeinen Begriff gerecht wird.