Kindererziehung: Ohrfeige noch gerechtfertigt?

Kältezeit schrieb:Damals wurde kein Kind verschleppt aus meinem Umfeld.

Aus meinem Umfeld nicht und aus der näheren und selbst weiteren Umgebung auch nicht. Und offenbar bin ich nicht die Einzige.

eyecatcher schrieb:Ich kenne nämlich niemanden, der jemals als Kind entführt wurde, auch habe ich noch nie von Freunden oder Leuten aus meinem Umfeld gehört, dass mal ein Kind entführt wurde.

Ich behaupte gar nicht, dass nie und niemandem was passiert (ist). Aber man muss sich auch a) die Relation vor Augen halten: Wie viele Kinder gab es im Zeitraum X, wie viele wurden Opfer eines Verbrechens "von außen" (der redensartliche "schwarze Mann") und wie viel Prozent, Promille, was auch immer sind das?
Und b) bedenken, dass das Leben das Lebensrisiko in sich birgt. Ein Kind kann auch im eigenen Haushalt verunfallen. Oder vor Augen der Mutter auf dem Spielplatz.

DevilsAngel schrieb:Und das mit der Schule ist grade aktuell bei meiner kleinsten Tochter so...ich rede mir den Mund fusselig. Hab jetzt einfach Ihre Lehrerin hinzugezogen und hoffe das dass nun fruchtet.
Es geht mir nicht darum das Sie nicht raus darf nach der Schule oder so, ich möchte nur das Sie eben heim kommt, Tasche hier lässt und eben was isst und trinkt.

Ich hatte das so interpretiert, dass deine Tochter das deshalb macht, weil sie diese Freundin ansonsten nicht mehr so einfach erreichen kann, wenn sie vorher nach Hause muss. Wenn die natürlich nebenan wohnt, dann brauchst du dich ja nur mal mit den Eltern verständigen.
Ansonsten würde ich halt verhandeln, zB dass deine Tochter an 2 Tagen in der Woche direkt nach der Schule wegbleiben darf und an den anderen Tagen zuerst nach Hause kommt.

Ich bin seitdem ich 10 war jeden Tag 4km bis zu meiner Schule allein mit dem Fahrrad gefahren..und wieder zurück.

Nach manchen hier hätte ich dann ja in den 6 Jahren dutzende male verschwinden müssen.

Vielleicht sollte man neben der Statistik auch andere Faktoren betrachten, wüsste jetzt nicht genau welche, aber vielleicht das soziale Milieu o.ä.

Vielleicht werden Kinder, die mit Ohrfeigen erzogen wurden, öfter entführt.

@eyecatcher
Ich hab ja vorher geschrieben, dass man das nicht pauschalisieren kann, sondern dass es sicher gewisse Faktoren gibt.
Aber im großen und ganzen sollte es möglich sein, dass sich achtjährige Kinder auf verschiedenen Spielplätzen der Umgebung (so der O-Ton des entsprechenden Posts) aufhalten können und es meiner Meinung nach reicht, wenn sie Bescheid geben: Ich geh jetz raus/Hausaufgaben sind erledigt/ich bin mit X und Y weg/ich komme dann und dann wieder oder du sagst mir, wann ich wieder da zu sein habe/tschüss

Kinder, die nach der Schule auf dem Heimweg einen Umweg über Spielplätze machen und die Zeit vergessen, die den ganzen Nachmittag bis Dunkelwerden irgendwo unerreichbar vertrödeln, die mit Freunden um die Blocks ziehen und die Welt erkunden?
Wie wär´s, wenn man das als etwas großartiges, positives betrachten würde und ihnen zutrauen würde, sich von Fremden fern zu halten und auf sich aufzupassen.
Niemand könnte sie 100%ig beschützen und nur auf diese Weise lernen sie, sich selbst in Acht zu nehmen... aber auch Kontakte außerhalb von Schule und Familie zu knüpfen, ein eigenes Leben zu entwickeln, eigene Erfahrungen zu sammeln.

Wir sind noch ohne Handys und Kontrolle den ganzen Nachmittag unterwegs gewesen, trotz der auch damals in der Großstadt bekannten Gefahren. "Lass Dich nicht ansprechen, laufe weg wenn einer Dich anfassen/mitnehmen will und sage einem Erwachsenen Bescheid" hieß es auch damals schon.

Sector7 schrieb:Bei dem Wortschatz und Verständnis eines 2-jährigen könnte das schwierig werden. Beaufsichtigen und beobachten dürfte aber auch zum Ziel führen. Warum sollte ein 2-jähriger nicht beißen, wenn er festgestellt hat, dass das wirkt? Finde ich gar nicht so ungewöhnlich, sollte nur eher auffallen.

Beißen finde ich schon sehr ungewöhnlich. Sehr aggressiv, das macht man, wenn man sich gar nicht mehr zu helfen weiß.
Oder aber, man ist von jemand Anderem (einem anderen Kind) gebissen worden, und es ist eine Art der Verarbeitung.

so oder so, ich denk schon, dass man auch mit einem zweijährigem Kind sehr gut reden kann.
Notfalls mit Gesten, Nachfragen, Zeigen.

Aber, gerade einer solchen Sache sollte man schon auf den Grund gehen.

@FF

Ich glaube, mit Freunden losziehen ist nicht so das Problem. Eher, dass manche Kinder dazu neigen, trotz Absprache einfach weg zu bleiben. Ich habe immer Bescheid gesagt, wenn ich nach der Schule nicht direkt nach Hause kam, sondern noch mit Freunden unterwegs war. Wo wir dann genau waren, war dann meist eher nebensächlich.

Abgesehen davon bin ich von Geburt an mehr oder weniger jedes zweite Wochenende und den halben Sommer auf nem Campingplatz gewesen und da kams schonmal vor, dass wir Kinder nach dem Frühstück loszogen und erst wieder kamen, wenn wir Hunger hatten :D also auch ein Kind der Generation "viel draußen". Aber halt nie ohne Abmeldung.

hallo-ho schrieb:Ja gerne. Hast du eine zur Hand?

auch @Kältezeit

Nöö, aber die lassen sich sicher finden.
Welches Jahrzehnt?

Mal ganz im Ernst, wollt ihr bestreiten, dass Kinder entführt usw. werden?
Ich kenne aus meinem Bekanntenkreis zum Glück auch niemanden, dem das passiert ist.

Das heißt doch aber nicht, dass sowas nicht passiert.

Natürlich kann man das ignorieren und sagen "meinen Kindern wird das nicht passieren".
Ich mag das nicht ignorieren und hole meine Kinder (von wo auch immer) lieber einmal zu viel ab, als ein Mal zu wenig.

FF schrieb:Wie wär´s, wenn man das als etwas großartiges, positives betrachten würde und ihnen zutrauen würde, sich von Fremden fern zu halten und auf sich aufzupassen.

Das kann ja jeder Vater und jede Mutter selbst entscheiden.
Ich kann mir Umgebungen vorstellen, wo ich das auch so handhaben könnte.

Hier in der Stadt bei Grundschulkindern, bzw bei meinen Kindern will ich das nicht.

Möglicherweise hat sich der Dreh dieses Gesprächs in der Zwischenzeit geändert, aber angefangen hat es damit, dass die Mutter wollte, dass das Kind sofort nach Hause kommt udn dann ohne Absprache ......

Meine Kinder dürfen gewisse Wege auch allein machen.
Aber ich will vorher wissen wohin sie gehen und außerdem wird entweder eine Uhrzeit verabredt zu der sie zurückkommen sollen, oder abgeholt werden.






@eyecatcher

Mit Leuten wie dir (Wasser predigen, Wein trinken) kommuniziere ich nicht mehr.
Du weißt sicher, was ich meine. :D

eyecatcher schrieb:Vielleicht werden Kinder, die mit Ohrfeigen erzogen wurden, öfter entführt.

Ja, weil der Entführer das "spürt" oder nur Kinder von sozial prekären Familien mit Körperstrafen-Erziehung draußen rumlaufen? Oder weil Millionärskinder seit der Lindbergh-Entführung auf Schritt und Tritt behütet werden?
Ich denke, das driftet gerade total ab und hat mit dem Thema nichts mehr zu tun.

@FF

Naja ich denke die meisten, die hier nie mit entführten Kindern, egal zu welchem Grad in Berührung gekommen sind, sind weniger sozialschwach. Du legst einem auch wieder Wörter in den Mund. Aber es muss ja einen Grund haben, dass wir derartiges nicht kennen. Und vielleicht wird in sozialschwachen Familien auch eher die Ohrfeige getätigt, aber das führt jetzt in zu wilde Spekulationen

@Groucho

Schwache Einstellung oder bloße Angst?
Ich weiß nur noch, dass du am Ende gesperrt warst :D

@eyecatcher

Naja ich denke die meisten, die hier nie mit entführten Kindern egal zu welchem Grad sind weniger sozialschwach.

hier fehlt was, so ist das, zumindest für mich, unverständlich

@Groucho
Niemand hat gesagt, das würde nicht passieren oder wäre nicht passiert damals.

Die Fälle früher waren nur nicht signifikant höher.

Kältezeit schrieb:Die Fälle früher waren nur nicht signifikant höher.

Dafür müssten wir jetzt 'früher' und 'signifikant' definieren.

Ich kann mich daran erinnern, dass ich in den 90er Jahren plötzlich viele Artikel über Kindesentführungen gelesen habe und mich gefragt habe, was denn plötzlich los ist, dass das auf einmal so viel wird.

Fakt war: Die Fälle wurden weniger (aber es wurde häufiger darüber berichtet).
Doch, früher war es mehr - ob signifikant, müsste man dann nach der Definition sehen.

Ähnlich ist das übrigens auch mit anderen Gewaltdelikten.
Man glaubt immer es ist alles schlimmer geworden.
Fakt ist, es ist weniger geworden als 'früher'


Aber eigentlich ist das hier OT

Streuselchen schrieb:Und meist prügeln die Eltern ihre Kinder, die sich gegen andere Erwachsene nicht behaupten können weil sie geistig ganz kleine Lichter sind.
Gegenüber Kindern fühlen sie sich zumindest körperlich überlegen und müssen sich agressiv an ihnen mit Gewalt vergehen.
Widerliche Kreaturen !!

Das sehe ich auch so! "Machtmenschen", die total frustriert sind, wenn ein Kind nicht aufs Wort hört.

Es herrscht immer noch die Meinung oder die Denke, das Kinder aufs Wort zu hören haben. Doch Kinder sind nun mal Kinder, die keinesfalls die Reife eines Erw. haben. Dennoch wird tadelloses Verhalten von ihnen verlangt.

Wer Kinder hat, sollte sich darüber im Klaren sein, das es keine Roboter sind. Und wenn man mit ihnen vernünftig und sachlich, ihrem Alter auch entsprechend umgeht, dann tun es die Kinder i.d.R. ebenso. Man darf eben nicht die Nerven verlieren u. sollte sich immer unter Kontrolle haben, genau so, wie man es stets von den Kleinen erwartet u. sogar verlangt!

Ich wurde in meiner Kindheit mehrmals (vielleicht 5/6x) georfeigt. Im Nachhinein empfinde ich die Situationen als sehr erniedrigend.
Ich würde meine Kinder niemals ohrfeigen.

borabora schrieb: Es herrscht immer noch die Meinung oder die Denke, das Kinder aufs Wort zu hören haben. Doch Kinder sind nun mal Kinder, die keinesfalls die Reife eines Erw. haben. Dennoch wird tadelloses Verhalten von ihnen verlangt.

Wird es nicht. Es wird verlangt, dass sie auf die Eltern hören. Bedeutet, Eltern sagen was, Kind richtet sich danach. Soll bedeuten, Kinder müssen sich an Regeln halten und genau das wird ihnen beigebracht. Natürlich gibt es Konsequenzen, wenn sie nicht hören, denn Kinder müssen wissen, dass und was sie falsch gemacht haben.

AliceT schrieb:Beißen finde ich schon sehr ungewöhnlich. Sehr aggressiv, das macht man, wenn man sich gar nicht mehr zu helfen weiß.

Bei einem 2jährigen Kind ist das nicht ungewöhnlich. Zumal die sich sowieso noch nicht so richtig ausdrücken und kommunizieren können, was sie eigentlich (nicht) wollen.

Ich kenne kein Kind, das nicht mal kurzzeitig eine Beißphase durchlebte. Da wird halt geschaut, was man mit Mund und Zähnen noch so alles anstellen kann. ;)

Groucho schrieb:Fakt war: Die Fälle wurden weniger (aber es wurde häufiger darüber berichtet).
Doch, früher war es mehr

Wie gesagt, eine Statistik hierzu wäre nett.

Dabei ist auch zu beachten, dass wir sicherlich auch von einer Zeit reden, in der es sehr Geburtenstarke Jahrgänge gab.
Ob die Kinder, die abhanden kamen, jetzt alle entführt wurden, sich Verbrechen also aufklärten, wäre auch wichtig.

Aber ja, es ist OT. Ich kann jedenfalls nicht sagen, dass es mir früher mehr vorkam.

Kältezeit schrieb:Wie gesagt, eine Statistik hierzu wäre nett.

@Groucho hat diese Idee eingeworfen und wollte damit etwas beweisen; dann wäre es auch naheliegend, dass Groucho diese Statistik liefert. Wenn denn noch Interesse besteht, seine These zu untermauern. Wenn nicht, soll es mir auch recht sein.

Kältezeit schrieb:Bei einem 2jährigen Kind ist das nicht ungewöhnlich. Zumal die sich sowieso noch nicht so richtig ausdrücken und kommunizieren können, was sie eigentlich (nicht) wollen.

Ich kenne kein Kind, das nicht mal kurzzeitig eine Beißphase durchlebte. Da wird halt geschaut, was man mit Mund und Zähnen noch so alles anstellen kann

Im imaginären, isolierten Beispiel (d.h. ohne Vorgeschichte) ging es darum, dass ein zweijähriges Kind sein Geschwisterkind mehrfach und durch die Kleidung blutig beißt.
Sorry, das ist auf diesem beschriebenen Level überhaupt nicht normal. Das hat nichts mit einem Kind zu tun, dass am Beißring knabbert oder sich Bauklötze in den Mund schiebt.

@sunshinelight
Genau, und normalerweise sind der Großteil dieser Regeln erwachsenengerecht und dienen den entsprechenden Erwachsenen. Stillsitzen, keinen Dreck machen, belanglosen Müll lernen, der nur Lehrer und die 3% interessiert, für die es kein Müll ist, weil sie's zu ihrem Beruf machen, beliebige Langeweile ertragen, leise sein...

Etlichen Kindern wird zum Beispiel in der Schule beigebracht, daß Lehrer immer recht haben, alles dürfen und man für den Mülleimer lernt, sprich: für Arbeit lernen, Arbeit schreiben, Notenstempel auf die Stirn, und besagtes Wissen nie mehr brauchen. Also Lernen = Streß.

Manche Kinder lernen, daß man Sadistenmitschülern in der Schule hilflos ausgeliefert ist.

Viele Kinder lernen, daß Sport demütigt, anstatt Spaß zu machen.
Andere Kinder lernen, daß Geld Liebe bedeutet. Oder Essen.

Aber die wichtigen Dinge, die lernen Kinder dann maximal durch Zufall.
Wie man ein funktionierendes Leben plant und erreicht.
Nach welchen Regeln Erfolg funktioniert.
Wie man eigene Ziele setzt und erreicht.
Wie Männer und Frauen funktionieren. Oder Menschen im allgemeinen.
Wie man den Sinn seines Lebens bestimmen kann.
...

Erwachsene und ihre Systeme ergeben in vielen Fällen schlichtweg keinerlei Sinn für das Kind, aber das Kind soll hören. Manchmal auf jeden unwichtigen Blödsinn.

Sonst muß es fühlen.

Die Regeln, wo ein Kind zu seinem eigenen Schutz wie ein Zirkushund hören muß, sind gar nicht so viele.