@univerzaldu meinst also, ich bohre in alle richtungen und suche krampfhaft nach negativem.
:D ich denke, du möchtest mich nur so schnell wie möglich als idiotischen wirrkopf mit vielen lockeren schrauben abtun wie so viele andere hier und hast keinen bock auf eine vielschichtige rechtfertigung meinerseits. schliesslich gibt es kaum etwas abstoßenderes als das winden eines erbärmlichen scheisskerls aus seiner abgründigen weltsicht.
drum geb ich dir den rat, meine postings künftig am besten vollends zu ignorieren, denn der bodenlose tiefgang ist mir zum steckenpferd geworden. spätestens hier würde ich an deiner stelle aufhören, dich mit dem dreck, den ich aufwühle, besudeln zu lassen, und mit dem lesen dieses posts direkt abbrechen.
mein winden und in-alle-richtungen-bohren mag zum einen der fragestellung des topics geschuldet sein, die bei mir kein wirkliches "ja" oder "nein" zulässt, zum anderen der inkompatibilität unserer beiden assoziativen gedankenstruktur.
ursprünglich habe ich lediglich mitgeteilt, dass ich nichts bewusst gegen HS habe, aber ein unterbewusstes unbehagen verspüre.
diesem unbehagen habe ich versucht, auf den grund zu gehen. anscheinend ist da jedes gefallene wort darüber in diesem thread respektive forum bereits ein wort zu viel und anscheinend missbilligst auch du die offenlegung der karten respektive solch kaltblütiges reframing wie es mir dazu am sinnvollsten schien. aber neben dir haben sich ja auch andere auf die von mir dargelegten kritikpunkte meines seelenlebens gestürzt.
da mir bereits in aller deutlichkeit die freudige reinterpretation und dekontextualisierung meiner standpunkte entgegenflammte wie in kaum einem anderen allmy-topic, scheint es mir von post zu post sinnvoller, meine eigentlich ziemlich schlichte perspektive dem breiten publikum auch in furchterregend langen textblöcken en detail auszuformulieren.
mir ist natürlich klar, dass das schlussendlichst auf eine unzumutbare alleinunterhaltung hinausläuft, aber ich kann nicht anders, wenn mein innerer schweinehund sich erstmal dazu hat überreden lassen, sich einem vielschichtigen thema wie diesem überhaupt anzunehmen.
einer der offensichtlichsten und ersten schmerzpunkte des themas ist mir die alltägliche behelligung damit. sexualität, insbesondere "andersartige" wird uns jeden tag medial um die ohren gehauen, was manch sensibleren im übrigen schon im kindesalter zu verunsichern beginnt. man könnte sich glatt eine verschworenen rachefeldzug perverser erwachsener gegen die kindliche unschuld ansich ausmalen. kein tag vergeht heute, ohne dass mindestens einmal kindesmissbrauch erwähnt wird. man könnte glatt sagen, kindesmissbrauch würde missbraucht. kein nachmittag ohne total authentischen trashtalk über sexuelle bloßsstellung und dass wir alle viel viel toleranter mit HS umgehen müssen; das ist da nur eine der vielen botschaften, die ausnahmslos jeder, der nachmittag tv schaut, sich unbedingt hinter die ohren schreiben sollte; die erste regel aller sozialer interaktion. am besten schon lange bevor die eigene sexualität überhaupt erwacht.
@Doors ja, ich bin mir ganz sicher, das wir solch zustände schon zu allen zeiten hatten. ist ganz normal, dass wir uns das maul darüber zerreissen, dass der 13jährige kevin wegen seinem coming-out in der schule gehänselt wird. sowas gab es sicher zu allen zeiten.
Das Wichtigste, dass wir alle wissen sollten, noch vor allen anderen Dingen, ist Sex. Ja das Sexualleben der anderen ist das Allerwichtigste und darüber sollten wir uns am besten den ganzen Tag den Kopf zerbrechen und mit der ganzen Welt austauschen.
Welche Epoche ich mir wünsche? Eine Post-Postman'sche.
@SchwannDanke, dass wenigstens einer mir zustimmt, dass das nervt.
Sicher kann man das auch sinuskurvenartig als eine rachehafte Kompensation jahrtausendlanger Unterdrückung sehen wie z.B auch den absolut nicht künstlich aufrechterhaltenen TrendShoppingWahn der Damen. Man kann diese Dinge aber auch alle als Verdummungsklischees, beabsichtigte Übersättigung, hinterfotzige Betäubung und Konditionierung auf eine Arbeitsdrohnenmentalität betrachten oder als Dummfug unreifer, unmoralischer Medienschaffender, der uns in die Idiocracy führt. Ein Zerrspiegel im immerwährenden TV-Spiegelkabinett, der der Gesellschaft stetig ihre hässlichsten Seiten vorwirft, selbst das Individuum diese längst überwunden oder garnicht hat, soll es wissen, dass die Leitbilder der Gesellschaft samt der letzten und langsamsten Glieder nunmal nichts als Sex wirklich bewegt.
mein erster kritikpunkt, auf den punkt gebracht, richtet sich also nicht gegen HS ansich, sondern daran, wie RTL und AntenneSoundSo uns das Thema "andersartige" Sexualität alltäglich um die Ohren hauen.
In diesem Kontext sehe ich HS in der Jugendkultuer teilweise als oberflächlichen Trend, hs weil anders, individuell und möglichst auffällig zu sein.
Was mich zu einem meiner wichtigsten Erkenntnisse der letzten Jahre führt: Die Inflation fanatischer Klischee-Identifizierung.
Ist nicht Dreh- und AngelPunkt einer jeden Diskussion um HS das Bekenntnis desselben? Das Coming-Out? Somit ist HS im Grunde nur der Wirt dieses selbstzerstörerischen Mems, das uns dazu bringt, unsere wirkliche Individualität und Wandlungsfähigkeit unter den Holzhammer zu legen, zu verleugnen und auszuhebeln, indem wir uns anhand unbedeutender Facetten unseres Daseins freiwillig aufknüpfen lassen. Müssen wir uns unsere Ideale wirklich einstanzen?
Ob Rocker, Emo, Geschäftsmann, Wissenschaftler, Esoteriker, oder HS, all dies sind Verdinglichungen unserer Selbst. Wir zimmern uns zurecht, wie die anderen von uns denken sollen und verraten damit im Grunde unsere Wandlungsbereitschaft, Anpassungsfähigkeit. Unter dem Vorwand des Respekts legen wir unser Leben bereitwillig in möglichst authentische Bahnen mit Wiedererkennungswert. Dieser Manifestations-Zwang, der bereits bei der Art, wie wir uns kleiden oder unsere Frisur tragen, anfängt, uniformiert in Wirklichkeit unsere Gedankenwelten in verschiedene, kontrahierende Parteien. "Stirb für etwas, oder lebe für nichts" ist der Leitspruch aller idiotischen Ideologen. Es ist die Legitimation der Engstirnigkeit und die Tabuisierung der unerschöpflichen Unbegreiflichkeit, die uns eigentlich ausmacht.
Vielleicht tun wir das aus Angst, uns selbst nicht in den Griff zu bekommen. Was könnte diese Verunsicherung nur ausgelöst haben? Mir ist eine unstetige Reflexion meiner Gedankenwelt lieber als alles Verschreiben für eine Sache, denn morgen kann die Welt schon wieder ganz anders aussehen und ich mich für eine andere Perspektive entscheiden wollen. Die Möglichkeiten des Rearrangements werden mit jedem Bekenntnis durch einen "Verrat an sich selbst" verbaut.
Aber Bekenntnis ist gut. Coming-Out ist mutig und respektabel.
Jo, Leute, ich wollt mal sagen: ich bin Quadratscheisser und das ist gut so. Ausser dem bin ich notorischer Popler und steh dazu mit meinem Namen. Gebt mir die Mittel dazu und ich blaste diesen ganzen durchgequirlten Mist übereifriger Scheinheiligkeit zurück in die mittelalterlichen Schatten aus denen sie uns ereilten.
Ich bin mir vollkommen im klaren darüber, dass ich hier Salz in offene Wunden streue, wenn ich am Lack kratze, der das, was wir uns alltäglich an Lügengebäuden und "inidivudellen" Images so schön zurechtzimmern, noch glänzen lässt. Das halte ich indes für viel konstruktiver als ein beweihräucherndes Polieren des Lacks. Du musst Dich erst selbst vernichten, bevor Du auch nur annähernd deine "Individualität" erahnen kannst. Mit andern Worten: "Ist der Ruf erst ruiniert, lebste nachher ungeniert". Also schei** doch auf den Ruf.
@TussineldaGlaubst Du wirklich, dass ich mich davor fürchte, anders zu sein und aufzufallen? Glaubst Du wirklich, Du seist nicht dekadent?
Unsere Dekade hat sich wie noch keine zuvor der Falschheit verschrieben. Das fängt dabei an, dass wir die wirklich wichtigen Themen wie Hilfsbereitschaft, Umweltschutz, globales Umdenken unterpriorisieren und uns mit Luxusdebatten wie Toleranz und Mitleid gegenüber Personen wie Harald Glööckler die Zeit vertreiben.
Wirkliche Individualität gestehen wir uns doch überhaupt nicht zu: alles wird zerredet, bewertet, abgestempelt und abgetan. Genau wie mein Statement hier im Thread. Es ist zu "Anders", es ist Abfall. Wir rennen dem angeblich so wertvollen Außergewöhnlichem hinterher, aber das ungewöhnliche ignorieren wir, halten es für unnormal und unpassend. Das betrifft auch gerade unsere s.g. "Liebes"-Partner. Wir sind uns permanent am Entzaubern. Was nicht medienpräsent ist, existiert für uns nicht.
Wir glorifizieren die Kunst und wundern uns am Ende, dass alles entstellt, stilisiert, sterilisiert, unnatürlich und
künst-lich ist. Und das schlimmste ist, dass diese Künstlichkeit noch lange nicht beim äusseren Schein endet. Nein, sie sickert in uns ein: wir beginnen sie zu atmen und heucheln uns durchs Leben, selbst wenn wirs nicht müssen. Wir lassen uns beinahe jede Facette unseres Lebens vorkauen, vorleben, vorbewerten. Ein Teil von uns vermisst bereits die eingespielten Lacher im Alltag. Auf unserer Weltsicht ist so viel Schminke und Lack, dass wir im Grunde beinahe ersticken. Ich bin des Glamour und der Luxusthemen überdrüssig. Und mit dieser Aussage bin ich für Dich einer von denen, die alle gleich sind.
Das, was Du Individualität nennst, hat nichts mit Einzigartigkeit zu tun. Einzigartigkeit ist heute Massenware.
@ZeoGlaub mir, ich hab mitnichten Angst davor, anders zu sein. Mein Problem ist eher, dass ich gar kein Ego vor mir selbst habe, kein festes Bild, nichts Greifbares, Vorzeigbares. Und dieses Problem/diese Sorge ist eigentlich keine. Da ich nichts habe oder bin, worauf es sich lohnt, stolz zu sein, muss ich mir jeden Tag was neues ausdenken. Aber manchmal brauche ich auch garnichts, worauf ich stolz bin. Manche Tage bin ich einfach nur da, wie ein Phantom, dass alles wahrnimmt aber nicht wahrgenommen wird. Mir reicht es aus, dankbar zu sein. Dankbar dafür, dass ich unbedeutend bin. Denn wäre ich bedeutend, hätten die Leute eifernde Ansprüche an mich, die ich eh nur enttäusche.
@DoorsDas Maß an Personenkult ist ja auch so wie zu allen Zeiten. Zu allen Zeiten wurden "Stars" in den Mittelpunkt gestellt, zelebriert, emporgehoben. So ein Terz darum gemacht, schillernde Schokoladenseiten bis in Mark und Bein zu erfassen, analysieren und zu imitieren.
@cRAwler23Ja sicher, ich bin selber total dekadent, indem ich negativiere, überhaupt wage, Dekadenz zu diagnostizieren und mich daran zu stören.
Ja, und in meinen Beiträgen hab ich ja auch nichts anderes getan als gegen Schwule zu wettern und sie alle über einen Kamm zu scheren.
Ja, Du hast recht, ich stell mich gleich mal in eine dunkle Kellerecke und schäme mich.
Ich weiß zwar nicht, welche Beiträge Du von mir gelesen haben willst, aber meine waren ganz sicher nicht einseitig, geschweige denn habe ich versucht, schwarze Peter zuzuschieben wie Du das hier zu versuchen tust.
Ich hab meine ehrliche Meinung zu dem Thema mitgeteilt, aber wenn mir dann solche Tiraden wie von Dir entgegenschlagen, mit Druck auf sämtliche Toleranzdrüsen und dem Credo, dass ich mich gehörig umkrempeln müsse, dann kommt mir echt die Galle hoch. Wenn ich les, dass Du noch nie einen Schnipsel Schwulenporno beim Durchzappen des Nachtprogramms gesehen haben willst, fühl ich mich in Vincent Cassel in Irreversible hineinversetzt und schwinge einen Feuerlöscher. Gerade Du solltest wissen, dass wir unsere Schattenseiten niemals verleugnen dürfen. Dein Affront ist nichts anderes als eine Aufforderung dazu.
Mir ist die Reputation der HS in Anbetracht einer dekadenten Menschheit, die mit Ach und Krach und 100%iger Treffsicherheit alles Leben und Lebenswerte auf dieser Welt zerfrisst, und in Anbetracht etlicher anderer viel gewichtiger ethischer Probleme auf der Welt, einfach zu überbewertet. Und wären Dir Deine Rollen als Moralapostel und Spin Doctor hier nicht so extrem wichtig, würdest Du mir meine Meinung auch zugestehen, anstatt sie zu zerfleddern.