Habt ihr was gegen Homosexualität?
16.09.2020 um 09:23Mir sind Intimitäten in der Öffentlichkeit grundsätzlich peinlich und unangenehm. Das ist völlig unabhängig von der sexuellen Orientierung.
Ich glaube, einer heterosexuellen Person ist es gar nicht bewusst, dass sie sich täglich vermutlich zig Mal "outet".Luminita schrieb:„Hi, ich bin Nachthauch und das ist meine Freundin/Frau“ -> als hetero geoutet.
„Hi, wir haben in Ihrem Hotel ein Zimmer mit Doppelbett gebucht“ -> als hetero geoutet
„Hi, ich suche nach einem Geschenk für meine Freundin“ -> als hetero geoutet
Ich finde, das solltest du absolout dürfen. Wenn andere Leute die Bilder ihrer Beziehungen aufstellen, solltest du das auch dürfen, und wenn die Diskussion über die gegenwärtigen Beziehungen gehen, solltest du nicht stumm bleiben müssen. Das sind durchaus adäquate Rahmenbedingungen für derartige Äußerungen.Sleepingtime schrieb:Ich habe vor kurzem eine neue Arbeitsstelle angefangen, da habe ich auch 2x Mal überlegt, ob ich nun das Foto von mir und meiner Freundin auf den Schreibtisch stelle (auf so gut wie jedem Schreibtisch steht ein Bild von dem Partner, ich glaube nicht, dass sich eine heterosexuelle Person groß darüber Gedanken macht, ob es okay ist das Bild hinzustellen) bzw. ob ich generell davon erzähle, mit wem ich zusammen lebe etc.
Eben. Im Prinzip outen sich die Leute fast ständig bzw. geben Signale, dass sie heterosexuell sind. Nämlich immer dann, wenn sie von ihrer Partnerschaft oder Ehe erzählen, oder wenn sie gemeinsam mit Partner ihr Leben leben und dies nicht nur im Geheimen machen.Sleepingtime schrieb:Ich glaube, einer heterosexuellen Person ist es gar nicht bewusst, dass sie sich täglich vermutlich zig Mal "outet".
Ich habe mich auch dazu entschieden, dass Bild aufzustellen. Zum Glück waren alle Reaktionen positiv bzw. man hat diesem Bild keine besondere Aufmerksamkeit geschenkt :D ich hätte mir also theoretisch gar keine Gedanken machen müssen, aber das weiß man ja vorher nie.Taln.Reich schrieb:Ich finde, das solltest du absolout dürfen. Wenn andere Leute die Bilder ihrer Beziehungen aufstellen, solltest du das auch dürfen, und wenn die Diskussion über die gegenwärtigen Beziehungen gehen, solltest du nicht stumm bleiben müssen. Das sind durchaus adäquate Rahmenbedingungen für derartige Äußerungen.
Oder man bekommt gesagt, dass man es doch bitte nicht an die große Glocke hängen soll :palm:martenot schrieb:Verhält man sich als Homosexueller analog dazu, kommt das ja im Prinzip schon einem Outing nahe, wofür man gelegentlich schon kritisiert wird.
Eigentlich hätte ich ja gern mal erfahren, wie es von Seiten der Kritiker eigentlich gewünscht wird, wenn man seine sexuelle Orientierung nicht an die große Glocke hängen soll (als Alternative bleibt ja eigentlich in erster Linie das Verheimlichen des eigenen Beziehungsstatus und ein Vortäuschen falscher Tatsachen, oder?).Sleepingtime schrieb:Oder man bekommt gesagt, dass man es doch bitte nicht an die große Glocke hängen soll :palm:
Hätte mich auch interessiert, ich bin ja durchaus lernwillig.martenot schrieb:Eigentlich hätte ich ja gern mal erfahren, wie es von Seiten der Kritiker eigentlich gewünscht wird, wenn man seine sexuelle Orientierung nicht an die große Glocke hängen soll (als Alternative bleibt ja eigentlich in erster Linie das Verheimlichen des eigenen Beziehungsstatus und ein Vortäuschen falscher Tatsachen, oder?).
Ja gut, verständlich.. Etwas... Aber sollte ja eben normal sein. Das ist ja das wie es laufen sollte ohne Besonderheit.Sleepingtime schrieb:Ich habe mich auch dazu entschieden, dass Bild aufzustellen. Zum Glück waren alle Reaktionen positiv bzw. man hat diesem Bild keine besondere Aufmerksamkeit geschenkt :D ich hätte mir also theoretisch gar keine Gedanken machen müssen, aber das weiß man ja vorher nie.
Ja, aber dennoch ist es nicht überall "normal". Bei meiner alten Arbeit waren zb viele ältere, konservative Katholiken..da zb habe ich mich nicht getraut mit offenen Karten zu spielen.Fedaykin schrieb:Ja gut, verständlich.. Etwas... Aber sollte ja eben normal sein. Das ist ja das wie es laufen sollte ohne Besonderheit.
Das stimmt. Wobei ich auch schon oft feststellen musste, dass es nicht jedem direkt klar ist, dass ich meine Partnerin meine wenn ich von "meiner Freundin" spreche. Einige denken dann einfach an eine "ganz normale" Freundin. Aber vielleicht hängt das auch mit dem äußeren Erscheinungsbild zusammen, keine Ahnung :)martenot schrieb:Wobei man sich ja nicht nur mit der Aussage "Ich bin der Franz und bin schwul" outen kann, sondern eben auch weniger nachdrücklich, aber dennoch eindeutig, wenn der Franz auf die Nachfrage, mit wem er im Urlaub gewesen war, antwortet: "Mit meinem Freund / Partner / Ehemann".
Haben Sie das so deutlich raushangen lassen..Sleepingtime schrieb:Ja, aber dennoch ist es nicht überall "normal". Bei meiner alten Arbeit waren zb viele ältere, konservative Katholiken..da zb habe ich mich nicht getraut mit offenen Karten zu
Ja das stimmt 😉Sleepingtime schrieb:dass es nicht jedem direkt klar ist, dass ich meine Partnerin meine wenn ich von "meiner Freundin" spreche.
Jein...ich habe nur mal mitbekommen, wie sich zwei Kolleginnen über das Thema unterhalten haben und es als unnatürlich und nicht normal benannt haben und da ich zu diesem Zeitpunkt in meinem Leben noch von jedem gemocht werden wollte, habe ich mich bedeckt gehalten und nichts gesagt.Fedaykin schrieb:Haben Sie das so deutlich raushangen lassen..
Das stimmt. Insbesondere früher (also vor mehr als zehn Jahren oder so) wurde die Aussage "mein Freund" fast immer so verstanden. Inzwischen gibt es auch mehr und mehr Leute, die die Aussage korrekt verstehen. Der Unterschied dürfte zwischen "ein Freund" (ein ganz normaler Freund) und "mein Freund" (mein Partner) bestehen.Sleepingtime schrieb:Einige denken dann einfach an eine "ganz normale" Freundin.
Warum solltest du das denn nicht dürfen? Wer sich daran stört hat doch den Schuss nicht gehört!Sleepingtime schrieb:2x Mal überlegt, ob ich nun das Foto von mir und meiner Freundin auf den Schreibtisch stelle
Das liegt vielleicht daran, dass man früher davon ausgegangen war, dass man den Lebenspartner geheiratet hat, und dann sprach bzw. spricht man vom Ehegatten bzw. der Ehefrau (bzw. "mein Mann" oder "meine Frau"). Diese Formulierung wird dann eindeutig verstanden. Für nichteheliche Lebenspartnerschaften hat sich deswegen bislang kein fester Begriff entwickelt.Doors schrieb:Die deutsche Sprache ist da sehr unpräzise.
Dürfen schon, aber wenn man irgendwo neu ist, weiß man ja nicht, wie die Kollegen diesbezüglich eingestellt sind...wenn da einer dabei ist, dem das absolut nicht passt, dann kann das unter Umständen unangenehm werden...man verbringt ja immerhin die meiste Zeit des Tages auf der Arbeit.6.PzGren391 schrieb:Warum solltest du das denn nicht dürfen? Wer sich daran stört hat doch den Schuss nicht gehört!
Die Frage ist dann aber, stört es dich wenn dich jemand dann darauf anspricht? Also wenn jemand fragt ob das jetzt deine oder „nur“ eine Freundin ist?
Ja genau, und im Arbeitsumfeld kann man eben nicht ohne weiteres ausweichen oder problematischen Personen aus dem Weg gehen, wenn man sich durch zu große Offenheit Schwierigkeiten eingehandelt hat. Es hängt unter anderem wohl auch von der Branche ab: im technischen Umfeld oder bei einem kirchlichen Träger muss man wohl mit größeren Schwierigkeiten rechnen, als im akademischen oder künstlerischen Umfeld.Sleepingtime schrieb:Dürfen schon, aber wenn man irgendwo neu ist, weiß man ja nicht, wie die Kollegen diesbezüglich eingestellt sind...wenn da einer dabei ist, dem das absolut nicht passt, dann kann das unter Umständen unangenehm werden...man verbringt ja immerhin die meiste Zeit des Tages auf der Arbeit.
Das stimmt, aber bei mir war zum Glück jeder ganz cool damit. Es hat sich sogar rausgestellt, dass eine meiner Kolleginnen auch mit einer Frau zusammen ist :Dmartenot schrieb:Ja genau, und im Arbeitsumfeld kann man eben nicht ohne weiteres ausweichen oder problematischen Personen aus dem Weg gehen, wenn man sich durch zu große Offenheit Schwierigkeiten eingehandelt hat. Es hängt unter anderem wohl auch von der Branche ab: im technischen Umfeld oder bei einem kirchlichen Träger muss man wohl mit größeren Schwierigkeiten rechnen, als im akademischen oder künstlerischen Umfeld.
Bei meinem Arbeitgeber ist es auch kein Problem: ein Kollege im Team ist ebenfalls schwul (und sein Partner/Mann arbeitet beim selben Arbeitgeber), und da ist noch nie darüber diskutiert oder getuschelt worden. Früher hatten wir sogar einen schwulen Referatsleiter gehabt.Sleepingtime schrieb:Das stimmt, aber bei mir war zum Glück jeder ganz cool damit.