@ermahnung@kayleigh Was Erich Kästner in "Das doppelte Lottchen" 1949 schrieb, galt damals als so skandalös, dass es Bibliotheken gab, die das Buch wgen seines Gefährdungspotenzials auf den Index setzten.
Kernpunkt der Kritik war die Aussage, dass es auf der Welt sehr viele geschiedene Eltern gäbe und sehr viele Kinder, die darunter litten, aber, und das war der zweite, grössere Skandal "Es gibt auch viele Kinder, die darunter leiden, dass sich ihre Eltern nicht scheiden lassn."
Schon das Thema Scheidung galt damals als ungeeignet für ein Kinderbuch, viel mehr aber noch die Meinung, dass eine Trennung der Eltern einem Kind nicht unbedingt schaden muss.
Bis heute ist die Vorstellung weit verbreitet, dass die jährlich rd. 150.000 Scheidungskinder in Deutschland bedauernswerte Geschöpfe sind, die Gefahr laufen, sich zu psychisch Kranken, Schulversagern oder Amokläufern zu entwickeln. Dahinter verbergen sich oft Vorurteile wie: Eltern, die sich trennen, handeln leichtfertig, unüberlegt und verantwortungslos. Jede Familie, die vom kleinbürgerlichen Mutter-Vater-Kind-Ideal abweiche, sei per se problematisch und ein Symptom einer (von aussen gesteuerten?) Entwicklung, die den gesellschaftlichen Zusammenhalt bedroht oder gar zerstört.
Neuere Studien zur Lebenssituation von Kindern wie die des DJI "Aufwachsen in Deutschland: Alltagswelten" kommen hingegen zu anderen Schlüssen:
Eine Trennung der Eltern muss nicht zwangsläufig ein Trauma für Kinder und Jugendliche sein. Beenden Partner eine Beziehung voller Unfrieden, Hass, Suchtmittelkonsum, Missbrauch und Gewalt, dann profitieren Kinder sogar von der Trennung, weil das Leid in der Familie ein Ende hat. Mitleid wollen die Scheidungskinder nun am allerwenigsten.