Wie werdet/würdet ihr eure Kinder erziehen?

Doors schrieb:Als jemand mit Kindern hatte ich bei den Tipps von Kinderlosen immer das Gefühl: Da beschreibt mir ein Blinder eine Gemäldeausstellung.

Jeder Erwachsene, egal ob mit Kindern oder ohne, ist selbst Kind gewesen und kann aus den eigenen Erfahrungen in dieser Zeit Schlüsse ziehen.

Ozeanwind schrieb:Jeder Erwachsene, egal ob mit Kindern oder ohne, ist selbst Kind gewesen und kann aus den eigenen Erfahrungen in dieser Zeit Schlüsse ziehen.

Wobei ich speziell diese eine Erfahrung nie selber erfahren musste.

Doors schrieb:Als jemand mit Kindern hatte ich bei den Tipps von Kinderlosen immer das Gefühl: Da beschreibt mir ein Blinder eine Gemäldeausstellung.

Muss aber nicht bedeuten, dass alle Kinderlosen immer wertlose Tipps abgeben.

Wissbegier schrieb:Da bei mir Anstand und Co. herrscht, lege ich schon einmal großen Wert darauf, dass die "Basics" gelernt und dann auch beherrscht und angewandt werden. Da ich das tagtäglich in der Gesellschaft leider anders erlebe, denke ich, dass nicht nur ich ein Vorbild sein kann bzw. sein muss, sondern dies auch dem Nachwuchs weitergeben sollte. Grüßen, sich verabschieden, Bitte, Danke usw. sagen sollte selbstverständlich sein

Oh da wären wir in der Erziehung gleich. Mein empfundenes Gefühl hinsichtlich schwindenden Werten und Normen in der Gesellschaft würde auch mich umso stärker dazu motivieren meinen Kindern gewisses Verhalten Nahe zu bringen, wenn in der Realität angebracht.

Wissbegier schrieb:Nun, bei mir gibt es die goldene Mitte. Also weder die ASSI-Erziehung noch "Stock-im-Arsch-alles-verbieten-Variante".

Sehr schön beschrieben. So würde denke ich auch meine Erziehung kurz zusammengefasst aussehen.

@Wissbegier

Beobachtest du das eigentlich auch, dass Anstand und Co. auch immer mehr schichtenübergreifend zu schwinden scheint?

Eindrücke habe ich besonders durch verschiedene Kundenobjekte (Behörden, aber auch Privatunternehmen) in den letzten 10 Jahren gewinnen können.

Na ja auf jeden Fall teile ich vieler deiner Ansichten hinsichtlich Erziehung. War ein guter Beitrag von dir. Würdest du das wirklich alles so beherzigen, was du in deinem langen Beitrag aufgezählt hast, wärst du ein guter Vater.

rhapsody3004 schrieb:Einen Tipp würde auch ich als Kinderloser immer wieder geben: Liebe Eltern, hört in der Regel auf Empfehlungen der Schulen, für welche weiterführenden Schulen eure Kinder infrage kommen bzw. besser geeignet wären, da Lehrkräfte das sicherlich besser einschätzen können - zumindest in der Regel.

Genau das würde ich nie machen, sondern mir das Kind anschauen, was das Kind möchte und das mit aller Kraft unterstützen.
Mein Sohn wollte, seit er denken, kann Arzt werden. Er hat kein Empfehlung fürs Gym bekommen und von der Aufnahmeprüfung wurde dringendst abgeraten weil " ihn das zerbrechen könnte, wenn er durchfällt" Natürlich redet man mit dem Kind und er wollte seine Chance nutzen. Er wurde aufgenommen und war schon im ersten Jahr Klassenbester.
Solch Beispiele gibt es zuhauf, wenn man sich mit Eltern unterhält. Oder auch das Gegenteil, von der Lehrkraft hochgejubelte Kinder, die schon nach der Probezeit zurückgestuft werden.

Ozeanwind schrieb:Jeder Erwachsene, egal ob mit Kindern oder ohne, ist selbst Kind gewesen und kann aus den eigenen Erfahrungen in dieser Zeit Schlüsse ziehen.

Nur, wird dein Kind niemals genauso sein wie du und die Gegebenheiten werden auch nicht gleich sein. Wenn das alles so einfach wäre, könnte man allen Eltern einen Erziehungsratgeber in die Hand drücken und fertig. Die Autoren solcher Bücher waren ja auch irgendwann Kinder.

@Doors liegt da schon richtig. Mit Theorie: "Ich würde das so oder so machen weil das bei mir so toll geklappt hat" kommt man wirklich nicht weit.

Ozeanwind schrieb:Jeder Erwachsene, egal ob mit Kindern oder ohne, ist selbst Kind gewesen und kann aus den eigenen Erfahrungen in dieser Zeit Schlüsse ziehen

Der Blickwinkel von Nicht-Eltern ist aber ein komplett anderer, nämlich genau wie du sagst nur aus der eigenen Erfahrung heraus die schon alleine des Alters wegen sehr trüb sein kann, wer erinnert sich denn schon an sein 4jähriges ICH mit allen Facetten.
Eltern erleben einen komplett anderen Blickwinkel.

rhapsody3004 schrieb:Beobachtest du das eigentlich auch, dass Anstand und Co. auch immer mehr schichtenübergreifend zu schwinden scheint?

Eindrücke habe ich besonders durch verschiedene Kundenobjekte (Behörden, aber auch Privatunternehmen) in den letzten 10 Jahren gewinnen können.

Vielleicht liegt das auch einfach mit daran, dass man mit "Anstand" nicht all zu weit kommt. Also natürlich gibt es auch die, die wirklich grundlos provokant und unkontrolliert sind aber als Eltern willst du ja eigentlich an erster Stelle, dass dein Kind selbstbewusst (und glücklich) wird und nicht (an erster Stelle) es allen recht macht. Natürlich sind Menschen/Kinder, die sich selbst zurück nehmen und versuchen es allen anderen recht zu machen weniger anstrengend aber ob dieses Kind damit wirklich mal ein glücklicher, selbstbewusster Mensch wird ist eine andere Frage.

Um auf die titelgebende Frage zu antworten: Sehr ähnlich wie meine Eltern mich in den 70ern und 80ern erzogen haben.

Allerdings denke ich, dass ich strenger wäre, als mein Vater es damals war. Zumindest in gewissen Punkten.

Frau.N.Zimmer schrieb:Genau das würde ich nie machen

Da bin Ich natürlich bei dir.

Möchte das Kind wirklich von selbst auf eine bestimmte Schule, dann sollte es das auch versuchen und dem Kind nicht im Wege stehen.

Während meine Älteste ein in meinen Augen fast zu braves Kind und eine fast zu fleissige Jugendliche war, was sicherlich unseren besonderen Lebensumständen geschuldet war, sind meine beiden jüngeren durchaus weniger wohlerzogen. Mit ihrem waffenscheinpflichtigen Mundwerk trieben sie schon mal Lehrer in den Wahn, mit ihrer Fähigkeit, schwere Verwüstungen anzurichten, haben sie sich bei meiner Frau den Beinamen "Dresden-Kids" erworben (The Dresden-Kids are raising hell again!).

Das ist das Elend moderner Eltern: Da will man selbstbewusste, starke Kinder, die wissen, was sie wollen, die leben und nicht gelebt werden, die laut "NEIN!" sagen können - und dann sagen sie nicht nur Nein zu Gewalt, Drogen, Missbrauch - sondern auch zu Teller leer essen, Zimmer aufräumen, Hausaufgaben machen und Zähne putzen.


Trotzdem ist aus allen "etwas Anständiges geworden", wie meine Eltern wohl gesagt hätten. Die Älteste flickt in Dänemark Unfallopfer zusammen, der Mittlere macht Filme für einen öffentlich-rechtlichen TV-Sender und die Jüngste macht eine Ausbildung in der Werbebranche, um ggf. das Unternehmen ihrer Mutter fortzuführen.

Kurz: Die missratenen Gören von einst werden die braven Leute von heute. Ob das nun immer gut ist, darüber mag man streiten.

YaaCool schrieb:Vielleicht liegt das auch einfach mit daran, dass man mit "Anstand" nicht all zu weit kommt.

Ist das so? Also auf heutige Verhältnisse bezogen.

YaaCool schrieb:dass dein Kind selbstbewusst (und glücklich) wird und nicht (an erster Stelle) es allen recht macht.

Das würde ich auch wollen und gelingt sicherlich auch dann, wenn man sich gewisse Werte und Normen erhält und wenn angebracht sie auch seinen bekannten- und fremden Mitmenschen gegenüber (auch auf der Arbeit) anwendet.

Es allen damit auch recht zu machen, gelingt natürlich nie oder nicht immer. Besonders wenn immer mehr Menschen auf bestimmtes Verhalten eh keinen großen Wert mehr legen sollten.


@Frau.N.Zimmer

Ich sehe es in deinem Fall ja ähnlich.

rhapsody3004 schrieb:Und noch weniger tut man Kindern einen Gefallen, wenn man sie auf Teufel komm raus in bestimmten Berufen später sehen will - ohne auf die Interessen des Kindes einzugehen und sich nicht mal zu fragen, ob die das überhaupt für sich selber so wollen würden und auch echte Freude daran hätten oder auch nur, ob es ihnen liegen könnte.

Also auf die Interessen und Wünsche des Kindes einzugehen, wäre auch mir sehr wichtig.

Meine Beiträge dazu waren nur an die Eltern gerichtet, die nur glauben zu wissen, was das Kind will oder das Beste fürs Kind ist oder auch nur ihre Interessen durchgeboxt bekommen wollen - ohne sich mal zu fragen, was das Kind überhaupt selbst will. Und das bei der Schule schon angefangen.

Letztlich kann man sich vornehmen was man will, ist das Kind erst einmal da dann wirft man davon eh das meiste über Bord.
Insbesondere wenn das Kind älter geworden ist hat man auf alles eh nur noch bedingt Einfluss.

@Ray.
Ganz genau so ist es :D

Die Haltung ist natürlich wichtig. Sehe ich ein Kind als mir unterstelltes Wesen, das sich meinen Vorstellungen anzupassen hat, oder als gleichwertigen Menschen, der meinen Schutz benötigt.


Ansonsten hält spätestens beim zweiten oder dritten Kind der TV Einzug und ähnliches :D

Bundeskanzleri schrieb:Die Haltung ist natürlich wichtig. Sehe ich ein Kind als mir unterstelltes Wesen, das sich meinen Vorstellungen anzupassen hat, oder als gleichwertigen Menschen, der meinen Schutz benötigt.

Früher ging erstes doch auch. Daher meine Frage ob es allgemein verkehrt war oder ob durch diesen Wunsch alles gleichberechtigt heranzuziehen nicht genau der werteverfall entstanden ist den man heutzutage beobachten kann.

Ray. schrieb:gleichberechtigt heranzuziehen nicht genau der werteverfall entstanden ist den man heutzutage beobachten kann.

Durch menschliches, gleichberechtigtes Verhalten kommt es also zum Werteverfall?
Sollten Kinder also mehr geschlagen werden? Frauen am besten auch, damit sich das mit der Gleichberechtigung ein für alle mal erledigt hat?

Manche Weltbilder scheinen mir in Afghanistan besser aufgehoben. Da gibt es wenigsten keinen Werteverfall. Da ist dann bloss die Menschenwürde wertlos.

Doors schrieb:Durch menschliches, gleichberechtigtes Verhalten kommt es also zum Werteverfall?
Sollten Kinder also mehr geschlagen werden? Frauen am besten auch, damit sich das mit der Gleichberechtigung ein für alle mal erledigt hat?

Wo steht geschrieben, dass es ums schlagen geht? Kinder und auch Jugendliche sind nun mal nicht gleichberechtigt sonst hätten sie die selben Pflichten und auch Rechte wie die Erwachsenen. Das ist aber nunmal nicht so.

@Ray.

Also muss ich meinem Kind zeigen, wo der Hammer hängt: Ich Chef, Du nix!

Natürlich haben Kinder und Jugendliche andere Rechte und Pflichten als Erwachsene - rein juristisch betrachtet. Aber das soll ja im "Binnenverhältnis" nicht heissen, dass ich sie als quasi rechtlose Untermenschen behandle, die ich nach Herzenslust bestrafen darf, weil es sonst zu dem von Dir befürchteten "Werteverfall" kommt. Werte muss man, wie bei Münzen einprägen, also feste drauf hauen?

@Doors
Du siehst aktuelle nur schwarz und weiß bei der Thematik. Es geht nicht darum Kinder zu unterdrücken oder drauf zu hauen, ganz im Gegenteil aber was oft genug passiert ist Kinder wie kleine Erwachsene zu behandeln das sind sie aber nicht. Man muss schon eine Richtung aufzeigen und eine Linie aufzeigen. Und ein Nein von Mama oder Papa heißt nun mal nein. Da muss man nicht darüber diskutieren ob es nun schon ein rechtsverlusst ist oder nicht.

Wir haben Regeln gemeinsam ausgehandelt - natürlich altersgemäss - und darauf geachtet, dass alle Seiten sie einhalten. Wenn ich mir meine drei inzwischen erwachsenen Kinder so ansehe, habe ich den Eindruck, dass diese Methode nicht die schlechteste war.

Bislang ist mir noch kein Grund eingefallen, warum ich meine Kinder hätte schlagen sollen. Wenn Kinder Argumenten nicht zugänglich sind, sondern nur auf Prügel reagieren, dann scheint mir etwas in der Eltern-Kind-Beziehung ganz gewaltig schief zu laufen. Kinder orientieren sich nun mal an Vorbildern - und das sind meist die Eltern. Wer sich selbst nicht im Griff hat - wie soll der/die dann die Kinder zu vernunftbegabten Wesen erziehen?

Es gibt im Regelfalle auch überhaupt keinen Grund, jemanden anzuschreien. Ausser vielleicht in Gefahrensituationen: BAUM FÄLLT!
Als Erwachsener sollte man erst recht keine Kinder anschreien. Genügt doch schon, wenn die schreien.

Ray. schrieb:Man muss schon eine Richtung aufzeigen und eine Linie aufzeigen. Und ein Nein von Mama oder Papa heißt nun mal nein. Da muss man nicht darüber diskutieren ob es nun schon ein rechtsverlusst ist oder nicht.

Bin da ganz bei dir. Das kostet aber zunächst Nerven und Kraft, was so einige Eltern nicht mehr investieren wollen. " Mach mal, wie du willst" ist eben einfacher. Zunächst einfacher, die Nerven lässt man dann vielleicht später.

Doors schrieb:Wir haben Regeln gemeinsam ausgehandelt - natürlich altersgemäss - und darauf geachtet, dass alle Seiten sie einhalten.

Und genau das meine ich. Regeln erstellen und darauf achten, dass sie auch eingehalten werden. Ich sprach ja nicht vom schlagen sondern von leiten. Und das fehlt mir wenn ich vorher alles ausdiskutiere.