@kayleigh:
Es geht nicht ums Ablenken von den Schwierigkeiten, sondern darum diese Schwierigkeiten in einem solchen Maße zu erfassen, dass man dem ganzen sogar(!) noch etwas komische abgewinnen kann.
So wie ich das verstanden habe, macht es Dir Dein Vater nicht gerade einfach dem Ganzen etwas komisches abzugewinnen und es scheint mir auch so als würde er damit nicht umgehen können, selbst wenn Du es könntest. Da habe ich vielleicht auch sehr viel Glück in meiner Situation...Du würdest vielleicht meinen, eben dies wäre dann okay, aber das ist es nicht wirklich. Der Unterschied ist nur, dass mein Schiff "bloß" gekentert ist, wärend Deines sinkt (ich hoffe dieses Bild ist nicht zu abgehoben)
Sicher ist es schwer den Menschen die wir lieben, wenn sie leiden, gegenüber zu treten, denn wir leiden mit ihnen. Mitleid, sagst Du selbst, magst Du für Dich selbst nicht.
Das sehe ich genauso, ich sehe es sogar ähnlich wie Nietzsche, der dem Mitleid den Stempel der Heuchelei und Selbstbeweihräucherung aufdrückt...nach dem Motto "Sieh was ich doch für ein Guter Mensch ich bin, denn ich leide mit Dir", obwohl es ganz klar ist, dass man niemals so leiden wird wie sein Gegenüber...doch das mit leiden mit geliebten Menschen in Leid, ist kein Mitleid, es ist ein nach spüren und selbst leiden.
Wir müssen unsere Lieben in Leid nun mal gegenübertreten, wenn wir uns dazu entschieden haben ihnen beizustehen, nicht wegen der Anerkennung, Gewissenskonflikten oder Moral, nicht aus Zwang, sondern weil wir begriffen haben, dass es das vielleicht letzte Mal sein könnte dass wir dazu die Möglichkeit haben und es unser Willen ist diese Möglichkeit wahrzunehmen. Wir hätten uns auch anders entscheiden können.
Ich kenne jemanden, deren Mutter an dem Tag, an dem sie zu ihr um die halbe Welt geflogen ist um ihr in einer solchen Situation beizustehen, gestorben ist.
Sie hatte nicht einmal die Möglichkeit Abschied zunehmen als ihre Mutter noch lebte.
Wir beide haben diese Möglichkeit und darin liegt ein Schimmer von Schönem.
Für mich ist das etwas, dass mir Kraft gibt. Dass ich da bin, nicht um als Guter Mensch dazustehen, mein Gewissen zu beruhigen oder weil das nun mal so zu sein hat, sondern einfach um des Beistands selbst willen.
Und diese Kraft nutze ich, um meiner Mutter das zu ermöglichen, von dem ich glaube das meine Lieben es verdienen und zwar nicht in Gram und Trauer aus der Welt zu scheiden...sondern diese Zeit des Überganges mit möglichst viel Freude zu verbringen.
Das klingt für Manchen vielleicht ein Wenig (oder sogar ein Wenig mehr) makaber/morbide, aber so ist der Tod. Der Tod ist makaber/morbide.
Wenn ich schon (vielleicht) für immer Abschied nehmen muss, dann möchte ich mich des Menschens, von dem ich mich verabschiede mit einem Lachen im Gesicht erinnern. Das kann ich entweder indem ich mich seinem Leide erst gar nicht stelle oder in dem ich versuche mit diesem Leid soweit ins Reine zu kommen, dass ich darüber hinaus mit dieser geliebten Person auch noch lachen kann.
Wie gesagt, mein Glück ist, dass meine Mutter ähnlich denkt und fühlt wie ich.
MiYu, ich wünsche Dir von ganzem Herzen, dass Du einen Weg findest, der Dir ermöglicht genügend Kraft aufzubringen, dass Dich Dein Schwermut nicht zu sehr runter zieht.
Wie gesagt, ich bin auch immer wieder schwermütig, aber ich lasse mich davon nicht runter ziehen.