Jetzt habe ich fast zwei Stunden gebraucht um das alles hier zu lesen und würde gerne ein paar Worte loswerden:
@BelleEnfantDeine Einstellung zu sagen, "ja mei, wenn es ihr doch so wichtig ist, dann mach ich es eben, ich bin ja eh Atheist, mir doch egal" kann ich verstehen und akzeptieren. Aber aus der Tatsache dass jemand anderes (in diesem Fall Dex) das nicht so sieht ihm Unreife zu bescheinigen - sorry, wer gibt Dir das Recht dazu? Wenn Du ehrlich der Meinung bist, dass nur Du mit Deiner Art die Dinge zu regeln die einzig möglichen und richtigen Wege gefunden hast, dann sehe ich da einiges an Unreife... (aber nicht bei Dex!)
Auf die Gefahr hin, dass Ihr mich auch gleich in die Ecke der fanatischen Christen stellt: ich konnte Lamm's Einwand durchaus nachvollziehen. Sich mit 15 Jahren hinzustellen und zu sagen "und wo war Gott als ich ihn brauchte?" halte auch ich für reichlich verfrüht. Allerdings würde ich deshalb nicht auf die Idee kommen jemandem meinen Willen aufzudrängen.
Wenn ich mir das hier alles so durchlese werde ich das Gefühl nicht los, dass es überhaupt nicht um Religion und/oder Glauben (hat mir sehr gut gefallen, dass das hier einmal deutlich getrennt wurde!) geht. Wes Dex Mutter hier treibt ist in meinen Augen Psychoterror vom feinsten. Aus der Abteilung "wenn du nicht tust was ich will habe ich dich nicht mehr lieb". Oder "mir geht es ja so schlecht wenn du nicht tust was ich will".
Und spätestens an der Stelle würde auch ich (und zwar egal ob es da um Lapalien geht oder nicht) den Notanker werfen und mich massiv sperren. (Und liebe Belle, ich bin gut doppelt so alt wie Du, glaube mir nur weil man seine eigene Meinung hat wird man nicht gleich Hartz 4 Empfänger!)
Ich gehöre nicht in das ganz schwarze Lager (ich bin evangelisch), würde mich aber als durchaus gläubigen Menschen bezeichnen. Und bin als solcher auch in der Gemeinde aktiv. Das beeindruckendste dass ich im letzten Jahr in der Kirche erlebt habe war, dass ein Konfirmand es sich noch am Tag vor seiner Konfirmation anders überlegt hat. Ich habe innerlich tief den Hut vor ihm gezogen. Nicht weil er nicht glaubt, dass muss jeder für sich entscheiden, aber davor, dass er soviel Mumm gegenüber seiner Familie und der Gemeinde und Respekt vor dem Glauben hatte es eben nicht zu tun, nur weil es eben von ihm erwartet wird. Das nenne ich Reife!
In diese Richtung würde jetzt auch mein Ratschlag an Dich DeXtar gehen. So wie ich es verstanden habe, steht die eigentliche Firmung bei Dir auch erst nächstes Jahr an. Ich würde versuchen mit Deiner Mutter folgenden "Deal" auszuhandeln: Du gehst jetzt ein Jahr in den Firmunterricht um noch mehr über Deine Religion zu lernen. Und am Ende des Jahres entscheidest Du Dich endgültig. Dabei muss aber von vornherein klar sein, dass mit der Teilnahme nichts entschieden ist. Wenn Deine Mutter versucht Dich auf den Weg zu bringen, wenn Du zum Unterricht gehst, dann wirst Du auch gefirmt, kann die Antwort nur heißen: dann gehe ich eben nicht zum Unterricht.
Ich kenne Eure familiären Umstände nicht, aber so wie Du es beschreibst, scheint da bei Euch im Moment einiges im Argen zu liegen. Aber über eines musst DU DIR klar werden: Du kannst es nicht allen Recht machen. Und Du musst es nicht allen Recht machen. Wenn Du ernsthaft befürchtest, dass Dein Mutter Schaden nehmen könnte, dann solltest Du Dir Gedanken machen, ob es für Dich nicht unter Umständen doch einfacher ist mit dem Wissen zu leben, alles Humbug, aber ich war jung und liebte meine Mutter oder ob Du sagst: nein, mein Seelenheil ist mir wichtiger als alles andere, Pech wenn meine Mutter daran zu Grunde geht. Und Du solltest einmal genau in Dich hineinhören was Deine Gründe sind (wenn ich lese, dass Du mit Deiner Zeit besseres anfangen könntest, kann sich das ja nicht auf die Firmungsmesse (so heißt das glaube ich bei Euch) beziehen, sondern wohl eher auf die eine Stunde Firmunterricht in der Woche. Ich will gerne zugeben, dass sich in den letzten 27 Jahren einiges verändert hat, aber ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass man als 15-jähriger heute nicht diese Zeit investieren kann. Und wenn es nur ist um hinterher sagen zu können: ich habe mich ernsthaft damit auseinandergesetzt, tut mir leid, ist nichts für mich.) Sieh es nicht als vergeudete Zeit an, bloß weil Du jetzt schon meinst, Du seist Atheist. Unsere gesamte westliche Gesellschaft basiert auf den christlichen Werten. Es kann also nicht schaden sich einmal ein bisschen damit auseinanderzusetzen. (Unser BGB hat 2385 §§. Die Quintessenz daraus sind die 10 Gebote (streng genommen noch nicht einmal alle 10!)) Sieh es einfach philosophisch (Philosophie = Liebe zur Weisheit) Auch wenn Du nicht glaubst, in der Bibel stehen hochinteressante Denkansätze. Nicht nur zum Glauben!
Damit wir uns bitte richtig verstehen, es liegt mir fern Dich bekehren zu wollen. Zum Glauben muss jeder selber finden. Ich sehe darin nur einen Weg a) den Konflikt mit Deiner Mutter noch ein bisschen zu vertagen (unter der o.g. Bedingung!) und b) Dir Zeit zu geben auch selber noch ein bisschen zu reifen. In einem Jahr wirst auch Du noch wieder etwas mehr gelernt haben und möglicherweise einen Weg gefunden haben die Angelegenheit "vernünftig" zu regeln. Denn im Moment, so scheint es mir, steckst Du in dem klassischen Dilemma: Du willst Dich nicht zwingen lassen aber Du scheust noch die Konsequenzen. (Und ich hoffe doch ehrlich, es geht Dir nicht um Computerverbot oder ähnliches was Mütter gerne als Trumpf aus dem Ärmel ziehen. Da solltest Du drüber stehen!)
Sorry für den langen Post, ich hoffe Du findest darin ein paar Gedanken die Dir weiterhelfen.