Kann denken schädlich sein?
09.03.2007 um 16:04wahre begebenheit:
Wie sehr auch junge Menschen der Hilfestellungbedürfen,
wurde mir schmerzlich erlebbar, als ich während der frühen sechzigerJahre
Abiturientenklassen auf die Reifeprüfung vorzubereiten hatte. Unter anderemsprach ich
mit ihnen über philosophische Fragen, insbesondere über die Frage nach demSinn
menschlichen Lebens, also des Sinns des gemeinschaftlichen Lebens der Menschheitin
Wechselbeziehung mit der individuellen Lebensgestaltung. Ein sich durchgroße
Diskutierfreude und kluge Fragestellungen auszeichnender Schüler stellte indiesen
Zusammenhängen, gewissermaßen für sich resümierend, fest, und das kann ich auchheute
noch beinahe wörtlich genau wiedergeben: "Wissen Sie, die Masse der Menschenlebt
glücklich dumm dahin. Wer aber ein wenig tiefer eindringt in die Frage nach demSinn des
Lebens, für den gibt es eigentlich nur eine Alternative: entweder ein Lebenin
Genußsucht, ein exzessives Leben also oder Selbstmord." Meinebetroffen-spontane
Gegenfrage, wozu er sich angesichts dieser Erkenntnis entschiedenhabe, beantwortete er
mit dem Bemerken, er sei noch am Nachdenken. Einer seinerengsten Freunde sekundierte
ihm. Wir debattierten weiter, insbesondere darüber. WenigeWochen später hatte er sich in
der elterlichen Wohnung mit Gas vergiftet. SeinGrabstein trägt neben den persönlichen
Daten die Inschrift: "Wer denkt stirbt." VieleEinzelheiten sind mir inzwischen in
Vergessenheit geraten, das Ereignis selbst hatmich jedoch tief bewegt, es berührt mich
auch heute noch. Seither messe ich dieserFragestellung nach dem Lebenssinn große
Bedeutung zu und bemühe mich stetig umklärendes Bedenken und Sprechen.
Quelle: Wolfgang Kaul: 'Freies Denkenals Inhalt weltlicher Bestattungskultur'
Wie sehr auch junge Menschen der Hilfestellungbedürfen,
wurde mir schmerzlich erlebbar, als ich während der frühen sechzigerJahre
Abiturientenklassen auf die Reifeprüfung vorzubereiten hatte. Unter anderemsprach ich
mit ihnen über philosophische Fragen, insbesondere über die Frage nach demSinn
menschlichen Lebens, also des Sinns des gemeinschaftlichen Lebens der Menschheitin
Wechselbeziehung mit der individuellen Lebensgestaltung. Ein sich durchgroße
Diskutierfreude und kluge Fragestellungen auszeichnender Schüler stellte indiesen
Zusammenhängen, gewissermaßen für sich resümierend, fest, und das kann ich auchheute
noch beinahe wörtlich genau wiedergeben: "Wissen Sie, die Masse der Menschenlebt
glücklich dumm dahin. Wer aber ein wenig tiefer eindringt in die Frage nach demSinn des
Lebens, für den gibt es eigentlich nur eine Alternative: entweder ein Lebenin
Genußsucht, ein exzessives Leben also oder Selbstmord." Meinebetroffen-spontane
Gegenfrage, wozu er sich angesichts dieser Erkenntnis entschiedenhabe, beantwortete er
mit dem Bemerken, er sei noch am Nachdenken. Einer seinerengsten Freunde sekundierte
ihm. Wir debattierten weiter, insbesondere darüber. WenigeWochen später hatte er sich in
der elterlichen Wohnung mit Gas vergiftet. SeinGrabstein trägt neben den persönlichen
Daten die Inschrift: "Wer denkt stirbt." VieleEinzelheiten sind mir inzwischen in
Vergessenheit geraten, das Ereignis selbst hatmich jedoch tief bewegt, es berührt mich
auch heute noch. Seither messe ich dieserFragestellung nach dem Lebenssinn große
Bedeutung zu und bemühe mich stetig umklärendes Bedenken und Sprechen.
Quelle: Wolfgang Kaul: 'Freies Denkenals Inhalt weltlicher Bestattungskultur'