@AcidU>>>Oh doch ich kenne Menschen die sich versucht haben das Leben zu nehmen und
kannte auch welche die es "geschafft" haben. Gerade deshalb komme ich zu diesem
zegegebener Maßen, recht hartem Urteil. Es war immer der Druck (in der Schule, Arbeit,
Familie), Konsequenzen ihres Handelns (betrunken gefahren, unfall, Freundin tot),
Liebeskummer etc. Ich kann das alles nachvollziehen, und wie ich das kann, aber es ist
nicht richtig. Bei einer schweren, unheilbaren Krankheit wüßte ich jetzt ehrlicherweise
selber nicht was ich sagen würde, ebenso bei einer schweren psychischen Schädigung
(Vergewaltigung in der Kindheit etc.). Und ich wollte auch oft nicht mehr, keine Kraft,
kein Bock....und es ist so einfach auf der Autobahn bei 200 das Lenkrad
rumzureißen...das braucht nicht wirklich Mut.
Und "die Situation muß entsprechend sein" ist ein subjektives momentanes Empfinden,
kann aber in 2 Monaten z.B. ganz anders sein, meinst Du nicht!? Solange man am
Leben ist kann man etwas ändern. Allein oder mit anderen zusammen. <<<
Du hast selber schon 2 Situationen genannt - Krankheit und Missbrauch in der Kindheit. Es gibt noch andere Situationen die gleich schwerwiegend sein könnten. Aber die 2 reichen mir als Beispiel.
Du sagst du wüsstest nicht was du dann tun würdest. Bist dir also nicht mehr 100% sicher, ob dann das Leben noch lebenswert ist - jedenfalls klingt es so.
Zunächst mal hatten die Leute von denen ich spreche nicht einfach keinen Bock mehr zu leben.
Eine entfernte Bekannte leidet seid sie denken kann an schweren epileptischen Anfällen. War bisher 3 mal über ein Jahr an den Rollstuhl gefesselt, weil sie nicht mehr laufen konnte , so heftig hat sie dissoziert. Sie hört Stimmen, die nicht aufhören und ist oft mit Medikamenten nur so zugedröhnt. Sie hat mehr als 2/3 der Zeit ihres Lebens im Krankenhaus und in der Psychiatrie verbracht.
Vor ein paar Wochen war sie wieder suizidal - erfuhr ich durch meine Freundin, die sie besser kennt.
Und um es mal so lapidar wie du auszudrücken - ich kann gut nachvollziehen, dass sie manchmal keinen Bock mehr hat!
Das war ein Beispiel - ich könnte dir noch 3,4 andere nennen -aber ich will hier nicht die Leidensgeschichten anderer Leute breittreten.
Meines Erachtens nach hast du noch kein richtiges Leid erlebt. Was nicht heißen soll, dass ich dir nicht glaube, dass es dir schon dreckig ging.
Aber jmd. der sagt, es wäre so einfach das Steuer bei 200 km/h einfach umzudrehen, der sagt mit diesem Satz das er keine Angst vor dem Tod habe - was ich dir so nicht abkaufe. Ok - vielleicht hast du keine Angst - ich kenn dich dafür nicht gut genug. Ich hätte den Mut nicht. Ich hatte auch noch keine ernsthaften Suizidgedanken, obwohl es mir schon mehr als schlecht ging. Aber ich kenne zuviele Schicksale von denen ich behaupten kann, dass sie die Hölle sein müssen.
Zur Zeit lese ich ein Buch über Autismus. Der Autor selbst ist Autist. Durch sehr viel Hilfe und mit viel Mühe hat er es geschafft einen Kontakt zur Aussenwelt aufzubauen - er spricht nicht - aber er schreibt. Er schreibt von seiner Hölle in der er gefangen ist - aus der es kein Entrinnen gibt. Von vollkommener innerer Auffuhr, von Todesängsten, von seiner unendlichen Einsamkeit, die er nicht zum Ausdruck bringen kann. Nun er kann es mit Hilfe des Pcs. Aber er ist ein Ausnahmefall. Gegen Autismus ist noch kein Mittel / keine Hilfe gefunden worden.
Ok - das waren 2 Beispiele bei denen ich sofort unterschreiben würde - wäre ich in dieser Situation, ich würde nicht mehr leben wollen und doch hätte ich ne riesen Angst mich zu töten, da ich nicht weiß, wird es danach besser - was kommt auf mich zu? Wird es gar noch schlimmer?
Es geht mir hier also nicht um Druck, Mobbing oder sonst irgendwelche Situationen die man verändern könnte. Es geht um ein unentrinnbares Feststecken in der Hölle auf Erden.
Ich hoffe das war deutlich - also WANN und WARUM ich Selbsttötung verstehen kann.