Man muss aber doch mal ganz ehrlich sagen: Als Arzt darf man den Wunsch eines Patienten sterben zu wollen nicht akzeptieren. Zumindest nicht in der Psychiatrie. Übrigens ist das auch juristisch genauso vom deutschen Recht abgedeckt. Ein Mensch der akut und ernsthaft suizidgefährdet ist muss psychiatrisch untergebracht werden. Ob er das nun möchte oder nicht. Ein Psychiater der den Suizid nicht grundsätzlich schlecht findet handelt meiner Ansicht nach entgegen seiner Überzeugung wenn er einen suizidgefährdeten Patienten zwangsweise stationär behandelt bzw. im Extremfall sogar fixieren lässt um eine Behandlung durchführen zu können.
Man ist immer gezwungen schwer suizidale Patienten - und dabei ist es völlig gleichgültig welche Ursache der Suizidalität zugrunde liegt - zur Not auch zwangsweise zu behandeln. Von daher ist es nicht abwegig - in meinen Augen sogar notwendig - dass man als ein Arzt, der seinen Berufsauftrag ernst nimmt, in jeglicher Hinsicht ablehnend dem Suizid gegenüber steht.
@Dr.Thrax @shionoro @borabora @Helping @aero @Häresie @74 Hierzulande ist nicht nur der Arzt, sondern jeder(!) nach geltendem Recht dazu verpflichtet, die Polizei zu rufen und/oder einen Suizidalen in die Psychiatrie einliefern zu lassen. Akzeptieren oder wegsehen ist „Unterlassene Hilfeleistung“, diese kann nach § 323 StGB bestraft werden.
Es ist sogar erlaubt, einen Suizidalen am Weglaufen zu hindern, ihn etwa festzuhalten, weil der Schutz seines Lebens gegenüber seinem Recht auf Freiheit höher zu bewerten ist. Der „Helfer“ kann sich in solchen Situationen gegen den Vorwurf der Freiheitsberaubung auf einen so genannten „Rechtfertigenden Notstand“ nach § 34 StGB berufen.
Warum sollte man den Wunsch eines Suizidalen
nicht respektieren?
Weil der Suizid als mögliche Problemlösung in Betracht gezogen wird, und die in diese Richtung gehenden Gedanken oft durch psychische Erkrankungen – vor allem Depressionen – ausgelöst werden, die medikamentös und therapeutisch behandelt werden können. Wenn sich ein Betrunkener von einer Brücke stürzen will, hält man ihn ja auch von seinem Vorhaben ab ...bis er wieder nüchtern ist.
Auch bei anderen Auslösern (Verlust des Partners, Arbeitsplatzes, der Heimat, Organverlust …) ist die suizidale Problemlösung oftmals eine Entscheidung auf die momentane Situation bezogen, wobei die Zukunft viel besser aussehen kann, wenn sich in der Zeit dann Veränderungen ergeben, die das Leben wieder lebenswert machen.
Sind Erkrankungen (Depressionen aller Art, Anpassungsstörungen, Essstörungen, akute Psychosen, Suchterkrankungen …) oder vorrübergehende Lebenskrisen das auslösende Moment, muss der Suizid verhindert werden.
Eine Ausnahme gestehe ich zu: Bei schwerer unheilbarer Krankheit mit chronischen Schmerzzuständen, habe ich Verständnis dafür, wenn ein Mensch nicht weiter leben möchte.