wenn man hier nicht zu lange texte in diesem forum schreiben soll wie diesen hier, möchteich mich entschuldigen, kommt nicht wieder vor.
@Philip,
ich habemir schon seit Kindheit Gedanken darüber gemacht, wer ich bin und ob es was gibt, dasüber den Tod hinaus existiert und ob es andere Dimensionen gibt und warum sich meineSchulkollegen nur für Autos, Frauen und Sport interessieren und warum meine Eltern nichtperfekt miteinander auskommen, warum ich in der Nacht Angst haben, nachdem ich einenKrimi geschaut habe und warum ich nicht für das geliebt werde, was ich bin. Ich hatte dasgrosse Glück, dass ich von meiner Tante zum 17. Geburtstag ein kleines Büchlein bekommenhabe: „Einbruch in die Freiheit“, geschrieben von Jiddu Krishnamurti, einem indischenPhilosophen und Denker, also kein Guru und kein Religionsanhänger, sondern ein einfacherund schlichter ernsthafter und liebevoller, nachdenklicher Mensch.
Das Büchleinhabe ich zuerst überhaupt nicht verstanden aber immer wieder Sätze und Abschnittegelesen, die ich innerlich extrem stark nachvollziehen konnte. Schlussendlich haben michseine Bücher, von welchen ich zuletzt duzende gekauft habe, dahin gebracht, mir einunzerstörbares Fundament im Leben zu schaffen, von dem ich weiss, dass es keinen Hakenhat.
Ich spürte bald, dass ich innerlich leer bin, mein wirkliches undbefreiendes Lachen verloren habe und mein Herz nicht ganz offen ist und alle Gefühle freifliessen und alle Gedanken einer erfrischenden Klarheit entspringen. Ich binangeschlagen, verletzt innerlich, ich habe in mir so viele komische Sachen, welche ichgar nicht selber bin. Dann kommt noch hinzu, dass ich als Kind aus Liebe zu den Elterngewisse Verhaltensmuster von ihnen übernommen habe, eben nicht nur die guten undbefreienden sondern auch der miese Teil. So bin ich jahrelang durchs Leben, habe mitallem herumexperimentiert, diverse Jobs ausprobiert, eine lange Beziehung gehabt und alldas, was im Leben so auf einem zukommt, erlebt.
Irgendwann war mir klar, auchwenn alles die reine Wahrheit ist, was im Büchlein stand und auch wenn ich allesverstandesmässig nachvollziehen kann, hat es mich dennoch nicht befreit und dennoch nichtzu meinem wahren inneren Frieden bebracht. Ich war traurig, denn ich wusste, das ist so,weil ich von diesem Menschen nur gelesen habe, aber seine Liebe und seine Wahrheit nichtspüren und sehen durfte, mit einem solchen Menschen zusammenleben konnte. Wären unsereEltern erwacht, würden wir ganz natürlich in diese Weisheit und Liebe hineinwachsen. Abersie sind es nicht, ihre Grosseltern sind es nicht und so weiter, das ist eine alte undlange Geschichte. Doch der Fehler vor tausend Jahren ist immer noch derselbe wie derFehler von heute.
Es ist der Gedanke, der die Trennung und Spaltung in unsentstehen lässt. Es sind die Gedanken welche alle Probleme verursachen. Also unter demStrich bin ich jetzt 35 Jahre alt und hatte in meinem ganzen Leben nur ein einziges Malerlebt, vor etwa vier Jahren, was es heisst, wenn das Herz lichterloh brennt wie eineSonne und alle belanglosen Gedanken einfach verbrennen und es keine Spaltung mehr gibtund keinerlei Konflikte mehr da sind. In diesem Zustand herrscht eine allumfassende undgewaltige Wahrnehmung. Es ist da nicht mehr: „ich nehme wahr“, es ist nur nochWahrnehmung. Und danach steigt ein Gedanke auf, der sagt: „ich nehme wahr“. Der Gedankewird von der Wahrnehmung als Gedanke erkannt und verschwindet wieder. Dann ist wiedertotale Stille und in dieser Stille ist alles lebendig, klar, vibrierend und unglaublichnah. Es existiert kein Zentrum mehr, das Ich ist verschwunden.
Die Wahrnehmungsteht am Anfang von allem, sie ist nicht an einen Körper gebunden, mehr noch befindetsich alles und jedes umgeben von dieser Wahrnehmung. Und diese Wahrnehmung ist frei vonallen Illusionen. Aber ich bin wieder aus diesem Zustand herausgefallen und ich habe dasGefühl, dass ich nie mehr wieder dahingelange, es war eine einmalige Sache. Trotzdem, unddas erscheint mir das wichtigste, fühle ich, auf dem richtigen Weg zu sein. Und da sindwir auch beim Punkt. Wenn man einmal sieht, dass man auf dem falschen Weg ist, ist mannicht gleich am richtigen Ort. Aber man steht zuerst einmal still und orientiert sichneu. Man hört auf, den falschen Weg zu gehen, das bringt nix, das führt zu nix, daswiederholt sich immer, da laufe ich im Kreis. Also. Halt. Stopp. Aufpassen. Horchen.Zuhören. Stehen bleiben. Erster Schritt. Jetzt kann man umkehren und den richtigen Weggehen, da stehen jetzt sehr viele Menschen, Du auch schon lange. Doch wir wissen nicht,wie lange wir ein jeder gehen müssen, bis wir dann wirklich wieder dort sind, wo wirhinwollten. Darum braucht es unendliche Geduld und Vertrauen. Ich habe weder Geduld nochVertrauen, darum geht es mir auch so mies. Aber was soll ich machen? Nichts. Ich kannnichts tun. Ich werde also einfach das tun, was ich tun muss. Punkt. Ich werde sterben.Es wird das sein, was sein wird. Ich versuche, mich zu ergeben. Loslassen. Sein.Vielleicht kann das die Tore in die andere Welt öffnen. Wir müssen versuchen, uns gern zuhaben, versuchen, liebe zu geben, versuchen, zu uns zu stehen, das Licht hochhalten. DasLicht hochhalten und dabei untergehen. Punkt. Zu blöd. Zu schön. Ist das leben nichtschrecklich schön? Ist es nicht wunderbar grausam?
Du brauchst Licht und Liebe,Wärme. Du brauchst Rückzug, eine schöne Wohnung, ein schönes Zimmer, wirf alles raus,mach es leer. In der Leere wächst neues. Platz. Viel Platz. Du kannst viel dazu tun, dassdein Herz hervorkommt. Kitzle es, liebkose es, versuche die Schönen Momente im lebenlange und innig zu betrachten. Bleib am Wegrand stehen, wenn du etwas schönes siehst.Mach. Tu. Und tu dabei nichts, mach dabei dennoch nichts. Sei wach, schlaf nicht ein.Mach was du willst, alles ist egal und nichts ist egal.