@martialis:
Nicht nur, aber auch. Dazu habe ich lange und oft genug Menschen dort befragt.
Natürlich geht es auch um Wirtschaft, militärische und politische Interessen.
Aber nicht wenige Selbstmordattentäter beispielsweise stammen aus Familien, die Angehörige verloren haben und sehen die Tötung von Angehörigen "anderer Familien" als eine Form der Rache an.
Was meinst Du wohl, was mir die Familie meiner Frau und ihre Genossen nach deren Tod für obskure Vorschläge machten, wie ich "Rache zu nehmen" hätte. Ich bin froh, dass ich darauf nicht eingegangen bin. Orientalisches Stammesfehden-Denken und politischer Amoklauf sind mir fern.
Ich habe gekämpft, unsere Tochter hier behalten zu können und ihr eine gute Ausbildung verschaffen zu können. Ich bin mir sicher, die wäre dort unter die Räder gekommen und im Interesse der Familienehre zu einem absurden Racheengel erzogen worden. Ebenso sicher übrigens, wie ich mir bin, dass sie in dem einen Jahr, das sie an einer Klinik in Gaza gearbeitet hat, politisch wie humanitär sinnvolleres getan hat, nämlich Menschenleben zu retten, als ein Sprengstoffgürtel es je bewirkt hätte.
Makaber: Die Tochter, die von der Familie nahezu verstossen wurde, weil sie einen Ungläubigen geheiratet hatte, hat heute einen Ehrenplatz in einer Märtyrer-Galerie in ihrer Sippe. Ich bin mir sicher, dass ihr das nicht gefallen hätte. Aber das ist eine ganz andere, sehr persönliche Geschichte.