@Ahjaoyoi Zu den unteren Bildern fiel mir folgender Beitrag ein:
TITANIC-Entenpolizeibericht 2002/2003
Entensieg in weite Ferne gerückt
Nach wie vor zuviele Tote an der Entenfront / Polizeibericht auch dieses Jahr ziemlich durchwachsen
Jedes Jahr strömen fast tausend junge Menschen nach Flensburg, denn dort gibt es die einzige deutsche Ausbildungsstätte für angehende Entenpolizisten. Schon bei der Ankunft wird klar, was es heißt, hier zu trainieren: Stacheldraht umgibt das Areal, monströse Fitneßanlagen erstrecken sich über mehrere Quadratkilometer, das Klo ist auf der halben Treppe. Hier werden die Entenpolizeianwärter die nächsten Jahre aufs unbarmherzigste gedrillt. Denn Entenpolizist ist ein tougher Job: Rund 75 Prozent der Bewerber quittieren ihre Ausbildung nach spätestens 48 Stunden - ausgepumpt, kaputt, zwei Tage älter. Die, die es überleben, sind Maschinen, die zwar Gefühle besitzen, diese jedoch sogar in der aussichtslosesten Rettungsaktion im Zaum halten müssen. Es sind Entenpolizisten.
Über welche die Frankfurter Neue Presse am 23. Juni 2003 aber Erfreuliches zu berichten wußte: "Offenbar die Orientierung verloren hatte am Samstag eine Entenfamilie im Stadtteil Heddernheim. Statt mit ihren vier Küken Richtung Nidda zu marschieren, watschelte die aufgeregte Mutter mit den Kleinen kreuz und quer über die vielbefahrene Heddernheimer Landstraße. Daraufhin alarmierte ein besorgter Nachbar den Polizeinotruf. Einer Streife des 14. Reviers im Nordwestzentrum gelang es, die Jungen behutsam einzufangen. Derweil kreisten Mutter und Vater immer wieder im Tiefflug über den Köpfen der Enten-Retter. Die brachten das flauschige Quartett schließlich in einer Kiste zum Fluß. Ihr Lohn: dankbares Entengeschnatter und spontaner Applaus mehrerer Spaziergänger, die Zeugen der Aktion und der glücklichen Familienzusammenführung waren." Das liest sich gut und gerne.
Die ganze Tragweite der besonnenen Entscheidung, immer zunächst die Entenpolizei zu informieren, wird ex negativo im nächsten Fall deutlich: Gerhard Detering (56) fuhr mit seinem Ford Scorpio durch Laatzen, als direkt vor ihm eine Entenmutter mit ihren sechs Küken über die Erich-Panitz-Straße watschelte. Der "tierliebe Außendienstmitarbeiter" rief nicht etwa die Entenpolizei, die natürlich zuständig gewesen wäre, sondern, doof genug, "trat voll auf die Bremse". Es kam, wie's kommen mußte: "Rumms!" (Bild), schon "knallte von hinten eine Astra-Fahrerin (30) auf seinen Ford." Immerhin: Entenfamilie wohlauf. Trotzdem: Die Entenpolizei hätte den Totalschaden an beiden Autos eventuell verhindern können. Wo nicht sogar: müssen!
Wie eine gute Neuigkeit aus Chemnitz zeigt: Hier hatte sich am verkaufsoffenen Sonntag eine Entenfamilie beim "Shoppen" verirrt und versuchte nun vergeblich, die Bahnhofsstraße zu überqueren. "Unter den Augen zahlreicher Schaulustiger halfen Entenpolizisten dann der Tierfamilie aus ihrer Not und geleiteten sie ins heimische Revier: einen nahegelegenen idyllischen Park", frohlockt die SZ am 14. 7.2003; und das völlig zu recht. Gerade in Städten wie Chemnitz trägt jede einzelne Ente entscheidend zur Verbesserung des Stadtbilds bei, kleine architektonische Mängel werden durch eine gesunde Entenpopulation locker wettgemacht. Well done, Duck Police!
Rügen müssen wir dagegen die lokalen Krawalljournalisten der Süddeutschen in München: Die Schlagzeile "Ente erschlägt Karpfen" vom 29. April 2002 ist ein Skandal! Polemischer- und widerwärtigerweise wird hier versucht, der Reputation sowohl unserer gefiederten Freunde wie auch der Entenpolizisten zu schaden: "Die Fahrerin eines Citroën 2 CV stürzt in einen Seitenarm des Nymphenburger Kanals. Einziges Opfer: ein Karpfen, von der Ente erschlagen." Dazu Gertrude Stein (112): "Eine Ente ist keine Ente ist keine Ente!"
Sofort zur Stelle war unsere Truppe in Rheinau. "Mutterseelenallein watschelten vormittags acht Entlein durch den Verkehr. Die führungs- und elternlose ›Jungschar‹ wurde von der Polizei zum Mitkommen ›überredet‹", "freute" sich am 17.6.2002 die Hockenheimer Tageszeitung und ergänzte: "Alte und Junge schnatterten freudig, als die geretteten Enten in einem nahen Weiher ausgesetzt wurden." Und auch aus Dortmund ereilte uns frohe Botschaft, pikanterweise via ausgerechnet Heilbronner Stimme vom 6. Mai d.J.: "Als Retter in der Not für Entenküken haben sich zwei Dortmunder Polizeibeamte erwiesen. Zwei aus der Kükenschar waren in einen Gullyschacht gefallen und konnten sich aus eigener Kraft nicht daraus befreien." Danke, Dortmund…
Irritationen scheint es leider weiterhin in Bremen zu geben. Schon in der Saison 96/97 hatte die FAZ beinahe angeekelt moniert: "Bremer Polizisten im Igel-Einsatz", und offenbar ist man in der Hansestadt bis heute keinen Deut klüger. Der Nordschleswiger berichtet jedenfalls am 29.8.03 aus Bremen: "Gierig machte sich ein Igel über die Reste eines großen Eisbechers her. Er steckte seinen Kopf so tief hinein, daß er ihn nicht mehr heraus-bekam. Danach wollte das Stacheltier mit dem Becher über dem Kopf eine verkehrsreiche Straße in Bremen überqueren. Zum Glück kam zufällig ein Streifenwagen vorbei. Die Polizisten befreiten den Igel und setzten ihn in der Natur aus - abseits jeder Versuchung." Für derlei falsches Heldentum ist indes kein Platz bei der Entenpolizei - vielleicht quakten irgendwo in Bremen zu jenem Zeitpunkt ein paar Küken laut um Hilfe! Wo waren da unsere Jungs? Wenn der "feine" bremische Herr Polizeipräsident ein Faible für Igel hat, schön, seine Sache. Aber die bekannte Ententanzband Die Prinzen wußte es zuerst: "Das Bremen ist grausam!", so die unsympathischen Ostdeutschen schon auf ihrer allerersten Platte.
Für erbitterten politischen Disput quer durch die Parteien sorgte die Debatte um Auslandseinsätze unserer Elitetruppe. Daß unsere europäischen Nachbarn häufig eine völlig verfehlte Entenpolitik betreiben, ist dabei längst ein Faktum: "Oversteekende eendenkuikens zijn dinsdagmorgen de oorzak geweest van een kettingbotsing. Een chaffeuer van een busje moest plotseling remmen toen een modereend met haar kuikentjes de A4 overstak. Verscheidende auto's, waaronder twee vrachtwagens, botsen dardoor op elkaar", meldete lapidar Radio Nederland Wereldomroep am 8. Juli 2003. Wäre hier die deutsche Entenpolizei, rechtlich abgesichert durch ein UN-Mandat, vor Ort gewesen, hätten der Crash und die notwendige Vollsperrung der niederländischen A4 sicherlich verhindert werden können. Das müssen selbst die härtesten Opponenten einer sogenannten ›Entenlegion‹ anerkennen.
Negative Schlagzeilen über entenpolizeiliche Schlampereien erreichten uns leider aus Wülfingen ("Fünf Enten überfahren - ein Junges schwerverletzt", es mußte "von seinen Leiden erlöst werden", so die Entenpolizei im Tages-Anzeiger vom 10.05.2003), Rodenkirchen ("Entenfamilie absichtlich überfahren", Kölner Stadt-Anzeiger vom 11.06.2002), Bielefeld ("Zwei Jugendliche bewerfen eine Ente mit Steinen", Neue Westfälische, 2.9.03), Hamburg (Zwei Enten tot in der Maxstraße aufgefunden, feuerwehr-hamburg.org, 7.8.2001) sowie vom Autobahnkreuz Bochum/Witten ("Schwan gerettet", Neue Ruhr Zeitung, 15.03.2002). Daß Enten generell tun und lassen dürfen, was ihnen beliebt, scheint hinwiederum die Glückstädter Entenpolizei vergessen zu haben: "Ente geblitzt in Tempo-30-Zone. Wie die Entenpolizei mitteilte, war der Vogel im Tiefflug einen halben Meter über dem Boden in einer Tempo-30-Zone aufgefallen. Die Fotoanlage wird erst ab Tempo 39 ausgelöst" (Berliner Morgenpost 15.02.02). Tumulte konnten nur verhindert werden, indem man aufs fällige Strafmandat verzichtete.
Gab es aus Weil am Rhein in den letzten 10 Jahren nicht einen aktenkundigen Einsatz der Entenpolizei, war's damit jetzt vorbei. So berichtete der Tages-Anzeiger am 30. Juni 2003: "Beim Versuch, eine Entenfamilie zu retten, hat ein 49jähriger Mann in Weil am Rhein einen tödlichen Stromstoß erlitten. Der Mann hatte einen mit Eisdeckeln verschlossenen Leitungsschacht geöffnet und versucht, die Enten zu befreien. Dabei kam er mit einer Starkstromleitung in Berührung." Und die Horrormeldungen, sie nahmen kein Ende: "Überlebt! Dieses Küken verlor seine Mutter und 5 Geschwister", so der Kölner Express erschrocken am 12.7.2002. "Am Sonntag war eine Entenfamilie über die Industriestraße gewatschelt. Ein Ford-Fahrer hielt an, wollte die Enten retten. Doch Mercedes-Fahrer Dieter S. (55) überrollte die fünf Küken und ihre Mutter. Während die Feuerwehr die toten Tiere beseitigte, gab es Verwirrung um ein überlebendes Küken. Express recherchierte - und fand das einzige Küken, das dem Tod entkam." Nun kümmert sich der Amateur Michael J. (25) um das junge Unfallopfer. Es ist dies doch keine neue Erkenntnis: Gerade Mercedesfahrer gehören zu den natürlichen Feinden aller Lebewesen, die Katastrophe war also abzusehen. Doch wieder zeigte unsere Spezialeinheit keine Präsenz. Quo bono, Entenpolizei??
Klarer Fall von Zeitungsente
Abschließend hätten wir uns wenigstens gewünscht, in den letzten beiden Jahren von einer positiven Wende des verstörenden Falles vom 4. Juli 2001 zu hören. "Die Ente von Ehrenfeld", so abermals das fast schon Fachorgan Kölner Express, "sie ist allein, sie ist traurig: Ein Zug überfuhr ihren Erpel". Seitdem bewegt sich die Ente nicht mehr vom Fleck, "sie blickt jedes Mal, wenn ein Zug vorbeidonnert, hinauf zum Bahndamm. Doch ihr Erpel kommt nicht wieder. Ein paar Federn des Federviehs liegen im Hof." Anwohnerin Gabi Adam sagte damals mit bitterer Stimme: "Das ist doch kein Zustand für eine -Ente." Wir haben lange genug auf das versöhnliche Ende der Geschichte gewartet, aber bis heute verweigert die Entenpolizei eine offizielle Stellungnahme zu dieser Tragödie.
So darf es natürlich nicht weitergehen. Zu allem Überfluß wird im Bundeshaushalt auch und gerade im Entenrettungsbereich an allen Ecken und Enten gekürzt, wobei völlig außer acht gelassen wird, wie sehr die besten Freunde des Menschen auf die Hilfe unserer mobilen Spezialkräfte angewiesen sind. Und Entenrettung im Jahre 2003 fußt nicht mehr auf dem simplen Hauruck-Prinzip von anno dunnedong! Neue Problematiken bei der Entenrettung verlangen moderne Technik. Laser, Phaser, Interferentenexplorer 6.0: Geräte, die einiges kosten, aber die Durchschlagskraft der Entenpolizei entscheidend verbessern (könnten). So bleibt als goldene TITANIC-Maxime auch in Zukunft, den Lebenden zur Mahnung, den Toten zur Ehr': "Wer aufhört, besser zu Enten zu werden, hört auf, gut zu Enten zu sein!"