Kuckuck!
Kommt jetzt vielleicht ein paar Stunden zu spät, aber ich wollte einmal kurz schreiben, was ich für Erfahrungen mit der stationären psychiatrischen Behandlung gemacht: ES WAR DIE BESTE ENTSCHEIDUNG MEINES LEBENS!
Sorry, CapsLock hat geklemmt ;-)
Im Ernst: Ich bin immer noch psychisch krank (das wird man leider sein Leben nicht mehr los, kann aber lernen, damit umzugehen), Aber die Monate vor meiner stationären Behandlung (Beginn: Februar 2005) waren die Hölle. Und damit meine ich nicht: Och Gottchen, wie schlimm jetzt, sondern: DIE HÖLLE!
Ich habe nur noch vor mich hinvegetiert, war mehrmals kurz davor mir das Lebenslicht auszupusten, hab mich nur noch in meiner Wohnung verkrochen und zuletzt Angst vor wirklich ALLEM gehabt. Hab mich nicht mehr vor die Tür getraut, nicht einmal mehr zu den Terminen beim Psychiater.
Irgendwann hat mich mein Bruder dann wieder zu meinem
Psychodoc hingezerrt, der sowieso schon seit Monaten versucht hatte, mich von einer stationären Behandlung zu überzeugen. Und ich hab mich überzeugen lassen.
Kam dann montags in der Klinik an, hab mich zwei Tage lang (nichtmal zum essen) nicht aus dem Zimmer getraut. Aber durch die angenehme - und weder fordernde noch drängelnde - Betreuung, kam ich wieder ins Leben zurück.
Und - ganz ehrlich - es gibt nichts Befreienderes, als mit Leuten über meinen Geisteszustand zu sprechen, die tatsächlich NACHVOLLZIEHEN können, was ich durchmache.
Damit meine ich nicht Ärzte und Pfleger, sondern die Mitpatienten. Da kommt kein hohles: "Kneif die Ar...backen zusammen! Sei ein Mann, kein Mürbchen! Das kann doch alles nicht so schlimm sein!"
Ich habe mich dort so wohlgefühlt, wie seit zehn Jahren nicht mehr.
Es ist ein bisschen wie ein Landschulheim, aber ohne Cliquenbildung, ohne Zwänge, etwas tun zu müssen. Alles ist freiwillig, niemand nimmt es Dir übel, wenn Du etwas nicht machst. Allein aus dem Grund reißt man sich schon etwas zusammen, um die Leute, die soviel Geduld beweisen, nicht vor den Kopf zu stoßen.
Ich war insgesamt 8 Wochen in stationärer Behandlung, 4 Wochen in der Tagesklinik und schaue inzwischen nur noch alle 2 Wochen mal beim Psychoonkel vorbei.
Mein Leben hat sich dadurch um 180 Grad gedreht.
Ich kann allen nur raten, die sich in so einer Lage befinden: Nehmt das Angebot an.
@empty:
Ich hatte auch anfangs versucht, das rein ambulant behandeln zu lassen. Ich weiß natürlich nicht, wie's in Deinem Kopf aussieht, wie sich Deine Störung bei Dir auswirkt, aber die ambulante Behandlung war für mich eine üble Berg- und Talfahrt, so dass ich immer öfter dem Tode näher war, als dem Leben.
Falls Du wirklich etwas dagegen tun willst, kann ich Dir nur raten: Lass Dich stationär behandeln!
Mein Gott, ich hatte so einen Riesenschiss davor, dass es mich fast das Leben gekostet hätte. Ich bin wirklich ein anderer Mensch geworden. Nicht durch Elektroschocks und Gehirnwäsche
;), sondern dadurch, dass sich mein Gehirn wieder an meine Stärken erinnert hat.
Ein Paradoxon entsteht, wenn eine frühreife Erkenntnis mit dem Unsinn ihrer Zeit zusammenprallt.